An die Muse I (Weiße)
Scherzhafte Muse, meine Freude,
Die in zufriedner Einsamkeit
Mich oft, entfernt vom Stolz und Neide,
Mehr, als ein lautes Glück erfreut:
Wo ich dich suche, liebreich finden,
Und lächle Heiterkeit und Ruh
Den freyen Nebenstunden zu.
Mein Lied soll nicht von Waffen klingen;
Die Muse bebt vor Blut und Streit.
Hier, unter Oel- und Lorberbäumen
Soll sie von Fried und Freuden träumen:
Und liebsten Freunden heilig seyn.
Die Scherze sollen sie begleiten,
Von süßer Unschuld sanft regiert:
Sie lasse keinen von der Seiten,
Ihn, solt ihr einer ja entfliehen,
Soll gleich der Ernst zurücke ziehen;
Er leg ihm Blumenfesseln an,
Daß er nicht mehr entwischen kann.
Dein junges anmuthsvolles Lied!
Und wird dich gleich kein Lorbeer krönen,
Der für die Heldendichter blüht:
Der Beyfall, den dir Freunde senden,
Der Chloe Lächeln, wenn sie liest;
Sprich, was dir wünschenswerther ist?