An die Berlinerin
An die Berlinerin
Mädchen, kein Casanova
hätte dir je imponiert.
Glaubst du vielleicht, was ein dofer
Schwärmer von dir phantasiert?
Romeo, liebesbesiegt,
würdest du leise flüstern:
„Woll mit die Pauke jepiekt –?“
Willst du romantische Feste,
Du bist doch Mutterns Beste,
du, die Berlinerin –!
Venus der Spree – wie so fleißig
liebst du, wie pünktlich dabei!
Küssen bis nachts um zwei.
Alles erledigst du fachlich,
bleibst noch im Liebesschwur
ordentlich, sauber und sachlich:
Wie dich sein Arm auch preßte:
gibst dich nur her und nicht hin.
Bist ja doch Mutterns Beste,
du, die Berlinerin –!
Nadel und Lineal.
Sonntags leuchten die Sterne
preußisch-sentimental.
Denkst du der Maulwurfstola,
Leuchtendes Vorbild der Pola!
Wackle wie sie geziert.
Älter wirst du. Die Reste
gehn mit den Jahren dahin.
Bist ja doch Mutterns Beste,
du süße Berlinerin –!