An der Inselwiese
An der Inselwiese.
Wer recht in Freuden wandern will,
Der geh’ der Sonn’ entgegen:
Da ist der Wald so kirchenstill,
Kein Lüftchen mag sich regen;
Nur im hohen Gras der Bach
Singt leise den Morgensegen.
Die ganze Welt ist wie ein Buch,
Darin uns aufgeschrieben
Wie Gott uns treu geblieben;
Wald und Blumen nah und fern
Und der helle Morgenstern
Sind Zeugen von seinem Lieben.
Durch alle Sinnen leise,
Da pocht an’s Herz die Liebe auch
In ihrer stillen Weise,
Pocht und pocht, bis sich’s erschließt,
Von lautem, jubelndem Preise.
Und plötzlich läßt die Nachtigall
Im Busch ihr Lied erklingen,
In Berg und Thal erwacht der Schall,
Und der Morgenröthe Schein
Stimmt in lichter Glut mit ein:
Laßt uns dem Herrn lobsingen!
Emanuel Geibel.