An den Herzog Ferdinand zu Braunschweig und Lüneburg den 12. Januar 1791

Textdaten
Autor: Susanne von Bandemer
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Titel: An den Herzog Ferdinand zu Braunschweig und Lüneburg den 12. Januar 1791
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aus: Neue vermischte Gedichte, S. 118–120
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Erscheinungsdatum: 1802
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Erscheinungsort: Berlin
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[118]

An den Herzog Ferdinand zu Braunschweig und Lüneburg. Den 12. Januar 1791.


Schon pochte dieses Herz nicht mehr, schon sah
Ich mich dem Grabe nah;
Der Genius des Todes stand
Schon vor mir, schien mir schon mit ernster Stirn zu winken;

5
Schon hofft’ ich dort Vergessenheit zu trinken,

Dort, wo kein Reisender den Pfad zur Rückkehr fand:
Als schnell mein guter Genius erschien –
Ein milder Glanz und Rosenduft umflossen ihn –
Er hieß die finstern Schatten fliehn,

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Und reichte freundlich mir die schon verwais’te Leyer.

[119]

O, theurer Herzog! heut bey deiner Jahresfeyer
Ergreif’ ich sie mit neuer Lust.
Entzückt von Freude schlägt das Herz mir in der Brust.
Heil sey dir, Heil! erhabner Menschenfreund,

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Zum Glück von Tausenden geboren!

Kein frommer Wunsch geht heut’ für dich verloren,
Und keine Zähre, die der heiße Dank dir weint:
Dein Engel zählt sie, und sie glänzen.
Einst um dein Diadem. – Indessen kränzen

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Hier unter uns dich ewig grüne Lorbeern schon,

Der hohen Triumphirer Lohn.
Denn wann Jahrhunderte vergangen,
Wird Braunschweigs Ferdinand noch im Geschichtbuch prangen.
Er, der des Brennenthrones Stütze war;

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Er, der mit einer kleinen Schaar

Ein ungezähltes Heer bekriegt.

[120]

Spät werden noch in Deutschlands Eichenhainen
Die Barden ihn zu singen sich vereinen,
Ihn, der wie Herman stritt, wo Varus ward besiegt.[1]

30
Indessen Tausende sein seltnes Herz erhöhen,

Und nur in ihm den bessern Menschen sehen,
Der, größer durch sich selbst, als durch der Ahnen Glanz,
Ein Muster darstellt, werth des Nachruhms Sternenkranz.


  1. In Westphalen, da, wo Varus vom Herman geschlagen ward, wovon es in Glaukus Wahrsagungen heißt:
    „Dort auf den Gräbern Röm’scher Legionen
    Erwartet eure Tapferkeit
    Ein Fürst, den Jupiter, – der Hirtenstäb’ und Kronen
    Aus Einer Urne streut, –
    Nicht zum Monarchen, aber zum Vergnügen
    Des menschlichen Geschlechts erkohr.“
    S. Ramlers lyrische Gedichte.