An den Geliebten
An den Geliebten.
Wie ist es nur so bald geschehen,
Daß ich dir, Mann, mein Alles gab?
Darf ich dir in die Augen sehen,
Und wendest du dein Haupt nicht ab?
Dein Blick ist hold und voll Erbarmen.
Gewiß, du hältst es nicht für Sünde,
Daß ich dich liebe, theurer Mann!
Denkst Böses nicht von deinem Kinde,
Hätt’ ich noch mein jungfräulich Leben –
Ach, nochmals würd[1] ich’s dir ergeben!
So hast du ganz mich hingenommen;
Vorüber ist der Kindheit Scherz.
Du drückst ja schirmend mich an’s Herz.
O daß so hold dein Sinn verbliebe,
Mich werth zu achten deiner Liebe!
Ich lieg’ vor deinem Geist im Staube,
Doch ist’s dein Herz, an das ich glaube,
Und betend blick’ ich auf zu dir:
Ach, Leib und Seele bis an’s Ende
Befehl’ ich nur in deine Hände!