An Herrn Geheimerath von Ittner

Textdaten
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Autor: Johann Peter Hebel
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Titel: An Herrn Geheimerath v. Ittner
Untertitel: Curator der Universität zu Freiburg, bei dessen Gesandtschaftsreise in die Schweiz
aus: J. P. Hebels sämmtliche Werke: Band 2, S. 3–6
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Erscheinungsdatum: 1834
Verlag: Chr. Fr. Müller’sche Hofbuchhandlung
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Erscheinungsort: Karlsruhe
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[3]
An Herrn Geheimerath v. Ittner,
Curator der Universität zu Freiburg,
bei dessen Gesandtschaftsreise in die Schweiz

Se bhüetich Gott der Her, und zürnet nüt!
Me schwezt, wie eim der Schnabel gewachse isch.
Gern chönti’s besser, aber ’s will nit goh.
Doch was vom Herze chunnt, isch au nit schlecht.

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     Der Chrüterma vo Badewiler[1] het

mer’s mengmol gseit, und gfluecht derzu, es soll
kei Hypnum[2] meh, kei Carex[3] in der Welt
vor sini Auge cho, (der Teufel weiß,

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sin’s Buebe oder Meidli), wenn e Ma

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wie Ihr in siebe Here-Ländere seig.

I wills nit repetiere. Besser wärs,
der Chrüterma hätt’s au nit gseit; es isch
mit som Fluech nit z’spasse. Hets der Recht’
zuem Unglück ghört, se glänzt mim Chrüterma

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kei Sternli meh vom blaue Himmelszelt,

kei Blüemli meh im grüene Matte-Grund.
Du arme Chetzer, Carex, Hypnum schießt
dim Aug ergege, wo de stehsch und gehsch.

     I mach kei Gspaß, es isch mer selber so,

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und woni näumen ane lueg, se stoht

was hent der gmeint? e Hypnum? Nei se stoht
libhaftig Euer Bildnuß vor mim Aug,
so fründlig und so lieb; und stirbi morn,
und siehnich nümme, bis am jüngste Tag,

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se chummi in mim goldne Sunntigrock,

(es heißt, mer werden alli neu gstaffirt),
und sag mim Kamerad, wo mit mer goht:
„Isch sel nit der Her Ittner, wo im Duft
dört an der Milchstroß goht? Iez buckt er si,

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und bschaut e Blüemli, ’s wird Dudaim[4] sy.“
[5]

Druf laufi, was i laufe cha, d’Stroß uf;
der Kamerad blibt z’ruck, er chunnt nit no.
Druf sagi: „Mit Verlaubt! I mein emol,

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der seigets. Hani nit vor langer Zit

beim Kaiserwirth e Schöpli mitich gha?
Wie hent der gschlofe? Wohl? Der Morgen isch
so heiter. Wemmer nit e wengeli
do ane sitze zue dem Amarant?“

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     Iez bhüet ich Gott, und spar ich frisch und gsund

uf Euer lange Berg- und Schwizer-Reis.
’s het d’Milchstroß uf, am jüngste Tag, no Zit
wohl hunderttausig Jahr, und isch denn dört
viel schöner echt, aß an der Limeth Gstad?

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Wie glitzert uffem See der Silberstaub!

Wie wechsle hundertfältig Farb und Glanz,
Pallästli, Dörfer, Chilchthürn, Bluemegstad
am Ufer her, und wie ne Nebel stigt
dört hinte d’Nagelflue mit ihrem Schnee

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zuem Himmel uf durs Morgeduft! Es schnuuft

meng Geißli dört und menge schöne Bock.

     Nu gunnich Gott der liebi Freude viel
mit eue brave Fründen in der Schwiz,

[6]

und grüeßet mer der Wiese Gschwister-Chind

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d’Frau Limeth, und vergesset’s Heimcho nit;

’s sin herwärts Schwarzwald gar viel bravi Lüt,
und hennich lieb, und schöni Jümpferli,
(me seit, sie heiße Muse), warten au
am Treisamgstad. Es heißt, Ihr seiget io

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ihr Vogtma z’Friberg, und sie singe schön,

und rede mittich allerlei; ’s verstands
ke gmeine Ma, und menge Pfarrer nit.


  1. Herr Geheimerath Gmelin, der berühmte Verfasser der Flora Badensis, welchen Herr von Ittner, ein ebenfalls großer Kenner der Botanik, zuweilen auf seinen botanischen Wanderungen begleitete.
  2. Eine Art Laubmoos.
  3. Riedgras.
  4. Eine aus der Bibel bekannte Pflanze; nach der Meinung der Exegeten, Alraun oder Mandragora.