Ammoniten- und Belemnitenmarmor

Textdaten
Autor: Johann Friedrich Bauder
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Titel: Kurze doch eigentliche Beschreibung eines bey Altdorf im Nürnbergischen neuerlich gefundnen kostbahrn und noch nie gesehenen Ammoniten und Belemniten Marmors
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Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1754
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Quelle: Scan eines Faksimile-Nachdrucks auf den Commons
Kurzbeschreibung: Beschreibung eines Fossilienfunds
Anhang der zweiten Auflage siehe Ammoniten- und Belemnitenmarmor (Anhang)
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[1]

Kurze doch eigentliche Beschreibung

eines

bey Altdorf im Nürnbergischen

neuerlich gefundnen

kostbahrn und noch nie gesehenen

Ammoniten und Belemniten

Marmors

den hohen und allen curieusen Liebhabern

vorgeleget

von dem Erfinder

Johann Friedrich Bauder,

des Raths und Weinhändler in Altdorf.

Im Jahr 1754.


§. I.
Von der Erfindung dieses Marmors.

     [2] Wie die Natur ihre grösten Seltenheiten zu verbergen pfleget, so geschahe es auch, daß der kostbahre Stein, den ich eben jetzt beschreiben will, wer weis wie viele Jahrhunderte verborgen gelegen ist. Ich selbst entdeckte ihn zum erstenmal schon im Jahr 1740, da ich sahe, daß er zu Bauernhäusern vermauert wurde, und da mir die an ihm befindliche weise, blaue, und silberfarbe Flecken am ersten ein Nachdencken erweckten. Ich nahm damals sogleich ein Stück Steines mit nach Hause, und rieb solches so lange, bis ich die Cornua Ammonis erblickte; ich sahe aber auch zugleich, daß der Stein eitel Risse hatte, und daher zu aller Arbeit untauglich war, ob er gleich meine Curiosite vergnügte. Ich fande aber diesen Stein in der Ober Pfalz in dem Amte Heimburg nahe bey Altdorf, wo er hin und her im Felde zu 2 bis 3 schuhigen Platten zu finden ist. Die Risse und Sprünge, wie schon gemeldet, machten den Stein untauglich, und nur zum Vermauern brauchbar.

     Auf unermüdetes Nachforschen erfuhr ich von einem Steinbrecher, daß sich dieser Stein an dem Fluß Schwarzach zu Ober Elspach ohne Riß und Sprung befinde, welches ich auch bey gethaner Untersuchung also wahrnahm. Auf des hier in Altdorf Hochverordneten Herrn Pflegers, Herrn Kressens von Kressenstein Wohlgebohrn, dessen besondere Kenntniß wol rühmenswerth ist, mir hierinnen ertheilten hohen Rath, kaufte ich von einem Bauern etwas weniges Land an dem Rande des Flusses, und liese mit hoher Erlaubniß des nun Hochseel. Herrn Pflegers zu Pfaffenhoffen, Herrn Barons von Annathan Hochwohlgebohrn, die Steine allda ausgraben. Dieweilen mir aber von Hochgedachten Herrn Pfleger zu Pfaffenhoffen nach eingelaufenem hohen Befehl der Churfürstl. Regierung zu Amberg im kurzen das Stein-Graben wieder verbotten wurde; so fieng ich an wegen Gleichheit des Erdreichs im Nürnbergischen Gebiete nachzusuchen, und war auch so glücklich diesen Stein von eben dergleichen Farbe, Qualität und eben mit den häufigen Cornibus Ammonis, daß er also dem Chur-Pfälzischen gar im mindesten nichts nachgiebt, zu finden, und zwar in tiefen Gräben zwischen Hagenhausen, Gnadenberg [3] und Altdorf. Mithin liegt also der haltbare Stein in wässerigten Orten; der unhaltbare aber ist gleich in den Altdorfischen Feldern genugsam anzutreffen: beyder streicht oder wächst unter der Erden in die Länge und Breite, verändert aber niemals seine Dicke, so gar daß er in allen Lagen und Gegenden seines Fortstreichens auf das genaueste einerley Zoll behält.


§. II.
Beschreibung dieses Marmors überhaubt.

     Von der Erfindung des Steins gehe ich nun über zur eigentlichen Beschreibung desselbigen. Er liegt, wie gemeldet, in den Gründen oder tiefen Gräben, da fliesend Wasser ist, und streichet in das Erdreich. So weit solches mit Wasser angefüllet ist, so weit ist der Stein haltbar. So bald der Stein trocken lieget, so ist er mit viel hundertl Sprüngen und Rissen zu sehen. Er lieget fast überall 3 Klaffter tief in der Erde, und daher verursachen die Kosten des Abräumens einen etwas höhern Preis, als bey dem andern ordinairen Marmor, indeme der Stein kein ordentlicher Fels ist, sondern nur einschichtig in einzeln Platten liegt, und um jede Platte wiederum abzuräumen ist, dahero dann leicht zu erachten, daß die Kosten, gegen den gewöhnlichen Marmor gerechnet, steigen müssen.

     Dieser nun so kostbahre als seltene Ammonit- und Belemniten-Marmor bestehet nicht in einem Felsen, sondern nur in 19 Zoll dicken Platten. Er geht nicht Berg auf, sondern streicht gleich fort in die Berge, so lange als das Erdreich feucht und letticht ist; im Sand aber verliehrt er sich, so daß er auch 20 und mehr Klaffter tieff in der Erden zu finden ist. Er ist in seine Gleisen schon gespalten, und sind die Stücke desselbigen 2. 3. bis 4. Schuhe in die Länge. In ein Quadrat und in das Grosse aber bricht er fast gar nicht, sondern mehrentheils 3. 5. und mehr eckigt, mithin kan man sehr weniger Quadrat-Stücke, gleichwie auch wenig gar grosser Stücke habhafft werden. Nur 2 der grössten Stücke sind bis hero gefunden worden, davon das eine 8 Schuhe in die Länge und 5 Schuhe in die Breite hält, das zweyte aber hat im Quadrat oben 5 Schuhe und unten 4 und einen halben Schuh; welche zween Steine noch ganz bey mir zu haben sind. Die resp. Herren Liebhabere würden ohnmaßgeblich am besten thun, wenn sie sich Tisch-Platten wählten, die auf einer Seite etwas oval läufen; denn mit diesen kan ohne grossen Schaden des Steines u. mit geringern Kosten gedienet werden.

[4]

§. III.
Genäuere Beschreibung dieses Steines.

     Indeme aber dieser Marmor 8erley Arten Steine in einer Composition enthält, so muß ich solchen eigentlich Zoll für Zoll beschreiben. Der oberste Zoll ist mit vielen, ja unzählbaren Belemniten versehen, und starck mit Marcasit untermenget, hat auch durch und durch eine leimichte Erde an sich, welcher ganze Zoll also abgeputzet werden muß. Dieses braucht eine schwehre Arbeit, und kostet das Marcasit viel Stahl und Eisen. Es finden sich vielmal auch ganze Metallene Schnecken in diesem Zoll, welche aber nicht eher erkannt werden mögen, bis Stahl und Eisen solche zersplittert hat; deswegen können sie auch nicht herausgebracht oder genützet werden.

     Der 2te Zoll zeiget sich nebst dem 3ten Zoll mit so vielen und häufigen dunkel- und hell-blauen, aschenfarben auch etwas röthlichen und silberfarben Schnecken, wo die hell-blauen und aschenfarben in ihrem Körper wellenförmig marmorirt zu sehen sind. Es finden sich nun die Cornua Ammonis, welche bald schief, bald nach der Quer oder Länge so häufig liegen, daß solche in den ersten 4. Zollen so viel als der Grund des Steines betragen, und zwar also, als wären solche in den Stein als wie in einen Teig gerühret worden. Es gehen dahero im Zerschneiden viele tausende entzwey, welche hier und dar allerhand Figuren vorstellen. Es sind auch sehr oft gantze Nester von kleinen Schnecken beysammen, welches recht artig anzusehen ist, worunter sich auch viele tausend kleine Kamm- und Dell-Muschel gemenget haben, daß wenn man den Stein zerschlägt, sich nichts als eitel Muschel- und Schnecken-Werk zeiget. Es gehen auch öfters im Schneiden und Schleifen dergleichen kleine Muschel aus dem Steine heraus, und lassen die Spuren mit kleinen Löchlein zurück, welche ausgeküttet werden müssen. Ferner findet sich auch noch zum öfftern darinnen versteinert Holz, und Stein-Kohlen; die leztern sehen schwarz, das Holz aber braun aus. Die Cornua Ammonis finden sich in den ersten zween Zollen auch weis, wiewol nicht gar häufig, sondern in dem 4ten, 5ten und 6ten Zoll sind sie häufiger, wie hingegen in den letztbemeldten Zollen die erste blaue und silber Farbe etwas spahrsamer ausgetheilet ist. Die weise Farbe ist wieder unterschiedlich; manchmal ist sie so weis und hell als Chrystall, oder wie Alabaster und Helfenbein, manchmal ist sie etwas gelblicht, auch bräunlicht, und diese [5] unterschiedene Farben sind mehrentheils in einer Platte. Vielmals laufen hin und her in dem ganzen Stein Marcasit-Adern durch, auch öffters gibt es ganze Brocken desselbigen darinnen, die so groß als ein Albus, auch noch grösser sind: daneben laufen auch schneeweise, blaue und braune Adern den Stein durch, welche demselben ein recht schönes und zu bewunderndes Ansehen geben.

     In dem 6ten Zolle fangen die Cornua Ammonis an sich etwas zu verliehren. In dem 7ten Zolle hat man fast keine Spur mehr von einem körperlichen Cornu Ammonis, wol aber kan man solche schatticht und formlich betrachten, welches recht schön und wunderbar in die Augen fällt.

     Nach dem 7ten Zoll lässt sich der Stein mit Keilen und Hämmern von einander spalten. Mancher braucht eine grosse Mühe; doch der meiste Theil gehet in der Spaltung noch ziemlich. Einige, und zumalen die, so lange in der Lufft gelegen, geben mit einem subtilen Riß von selbst zu erkennen, wo sie separirt werden mögen. Bey dieser Separation erkennet man, daß in dem Stein zugleich eine Menge Kamm- und Dell-Muschel zu finden sind, als die sich allda häufig zeigen und zwar mehrentheils von der Grösse als eine welsche Nuß, dabey so viele schneckenförmige Figuren sind, welche zwar keinen Körper weisen, sondern nur ganz seichte angedrücket sind, daß alles davon voll gefüllet ist, welches auch also in dem 8ten Zoll deutlich befunden wird. Noch ist von der Separation zu gedencken, daß sich allezeit bey derselben auf die eine Seite die erhöhten Körper der Muscheln, auf der andern aber die Mütter oder Ausdrücke derselben in Hölungen begeben.

     Da der 8te und 9te Zoll in seinem Grund zu weich ist, so läst sich solcher nicht wohl poliren, sondern erscheint nur mit ganz zarten goldgelben Schnecken-formirenden Fäserchen, welche die Politur annehmen; das übrige aber bleibet dunckel. Es ist zwar solcher Stein nicht schön, doch aber wol von einem Liebhaber betrachtenswerth, indeme diese Art Schnecken ganz von der obigen Gestalt der Cornuum Ammonis abweichet, und fast ausgebreitete Nelken vorstellet, auch von geübten und in der Naturlehre erfahrnen Personen dafür angesehen wird. Es zeigen sich auch manchesmal hierinn Belemniten, aber wenige; gleichwie auch hier und dar in den obersten 6. Zollen des Steines sich zwar welche, doch selten finden. Destomehr aber zeigen sich in dem 10ten und 11ten Zoll, und zwar viele hunderte, [6] welche ganz und halb nach dem durchschneiden zu sehen sind, und so besonders von der Natur unter einander gemenget worden, daß man sich aus ihrem wunderbaren Gewirre, welches durch die Vermengung und Vermischung mit andern sonderbahren Sachen entstehet, ohne einem Zwang der Einbildungskrafft Menschen, Thiere, Vögel und dergleichen vorstellen kan. Die Farbe dieses wunderwürdigen Gewirres ist goldgelb, und so kostbar anzusehen, als ob es mit Gold eingelegt wäre; auch finden sich daneben wunderschöne Sterne, und zwar in den mehresten, wiewol nicht allen und ieden Platten. Diese Sterne sind alle fünfeckigt gezeichnet, und die Ecken derselben sind öffters recht spitzig, öffters aber auch etwas mehr rund; iedoch können sie alle deutlich betrachtet werden, ia sie sind so schön als die Cornua Ammonis formirt. Ihre Grösse ist mehrentheils als eines Hanfkornes, auch kleiner wie eines Hirskornes, zum Theil wie Linsen. Einen einzigen Stern habe ich gefunden, welcher die Grösse als ein Albus gehabt und woran iust ein Belemnit von 5 Zollen stünde, der einen Cometen nicht ungeschickt vorstellte. Diese Platte haben Ihro Hochfürstl. Durchl. der Herr Marggraf in Bayreuth bekommen. Die kleinen Sterne können öffters, weil sie allzuklein sind, von dem menschlichen Auge gar nicht, oder übersehen werden, ia sie haben keine wahre Kenntlichkeit, bis man sie mit Hülfe eines Microscopii besiehet, da man alsdenn findet, daß solche so accurat gezeichnet sind, als nimmermehr ein Künstler zu thun vermag. In diesem zweyzölligen Belemniten-Stein ist der Grund ebenfalls zu weich, und lässet sich nicht poliren: man erkennet aber kaum den Grund wegen des vielen Gewirres, daher der ganze Stein einer damascirten Eisen-Arbeit mit Recht zu vergleichen ist.

     In dem 12ten bis auf den 19ten Zoll findet sich allerhand wunderbahres Gezeuge. Indem aber solches nicht mehr häufig gefunden wird und der Stein zu weich ist, so müssen diese 8. Zolle entweder abgeschnitten, oder mit dem Meisel abgehauen werden. In solchem achtzölligen Stein aber findet sich wieder eine Art eines harten Steines, welcher in runden Stücken zu erkennen ist. Es ist solcher so hart als obige 7. Zolle, und lässt sich auch so gut als der oberste poliren, seine Farbe aber ist unterschieden und er polirt sich hell braun; er ist auch, obgleich sparsam, mit ordentlichen Cornibus Ammonis versehen. Es sind Stücke darunter, welche 2schuhige Platten geben, doch haben diese nicht so viel Cornua Ammonis als obige, deswegen wird auch an ihnen die Arbeit unterlassen.

     [7] Endlich muß ich noch von der Farbe des Grundes dieses schönen Marmors ein paar Worte gedenken. Man kan demselben keine eigentliche Haubt-Farbe geben oder andichten; denn unpolirt ist er wie ein Schiefer anzusehen, polirt aber fällt derselbe ins grünlicht-braun-graue zugleich, welches mit mir alle Verständige dafür gehalten haben.


§. IV.
Von dem Lager des Marmors, und der Erde, wie man solche beym Ausgraben dieses Steines findet.

     Das Lager des Steines hat wieder etwas besonders in sich. An diesem findet sich nemlich ein anderer Stein, welcher schwarz aussiehet, und etwas härter als Schiefer ist. Die Stücke sind mehrentheile wie eine Mannsfaust, öffters auch im Durchschnitt einen halben Schuh groß und drüber, und ist an dem Marmor angewachsen. Auf diesem lässt sich Gold und Silber streichen, doch ist er zu einem Probierstein zu weich. Wenn man diesen Stein voneinander schlägt, so blicken darinn die subtilsten Sprünzgen wie Silber recht häufig herfür. Zwischen diesem Klumpen ist auch häufig Marcasit und Erde, auch angeschossene Schnecken eines ganzen Schuhes im Durchschnitt, die aber nur ein Häutgen, subtiler als ein Ey haben; doch sind solche Schnecken nicht so schön als die Cornua Ammonis gezeichnet, sondern gegen solche unförmlich. Zuweilen lassen sich auch ganz kleine subtile sehr hohe-purpurfarbe Pünctgen sehen, als wie ohngefähr die Saat-Würmgen, wie solche allhier im Frühiahre sind und genennet werden.

     Die Erde, wie man sie beym Ausgraben des Steines findet, ist mit vielen Kamm- und Dell-Muscheln, Schnecken, und Belemniten-Steinen geschwängert, es sind aber solche nicht aus der Erde herauszubringen. Eigentlich sind es keine Steine, sondern die Figuren sind nur im Erdreich ausgedrücket, ausser die Belemniten, welche wahrhafftig und körperlich als Steine zugegen sind, aber auch alle entzwey fallen, so daß ich auch noch nicht ein ganzes Stück davon gefunden habe. Die Kamm- und Dell-Muscheln und die Schnecken finden sich im Erdreich mit einem sehr subtilen Häutgen, so bald aber als solches in der Lufft lieget, wird es spröde und zerspringt in viele Trümmer. Wie sich nun die Erde oberhalb zeiget, so ist sie auch unterhalb. Ich habe aus Curiosité bey 2. Klaffter tief hinein graben lassen, und es also befunden. In diesem Erdreich zeigen sich auch [8] grosse Muscheln, welche im Durchschnitt einen Schuh halten, und habe ich, als ein Taglöhner in dieses Erdreich einhieb, wahrgenommen, daß solcher ein Stück Erde von 2. Schuhen groß umlegte, welches den völligen Eindruck der Kamm-Muscheln so deutlich und schön zeigte, auch die Streifen derselben über einen Zoll tief eingedruckt hatte, daß ich solche nicht ohne die gröste Verwunderung ansahe. Ich wollte das eine Theil behutsam auf ein Brett bringen, und das andere Theil ausgraben und abstechen lassen; alleine es ries in der Lufft diese Erde, darüber nur ein zartes Häutgen gieng, nach etlichen Minuten in viele hundert Stücke entzwey, mithin bliebe mir nichts, als das Vergnügen, solches gesehen zu haben übrig.


§. V.
Beschluß, nebst einer Nachricht von dem Verkauf dieses Steines.

     Dies war nun die Beschreibung eines Marmors, der noch nicht gegraben noch gefunden worden ist, und dessen glückliche Entdeckung ich mir einzig und alleine zuzueignen habe. Der berühmte seel. D. und P. P. Joh. Jac. Baier gedenckt zwar in seiner Oryctographia Norica p. 26. daß es in dem Nürnbergischen Lande und um Altdorf herum Marmor gebe, und er führt auch in den Supplementis Oryctogr. Nor. p. 43. sq. einen Marmor an, der bey uns auf dem sogenannten Herrenberg, oder vielmehr Heydenberg auf die Seite gegen das Dorf Pühlheim zu, wäre gefunden worden: alleine da in demselbigen weder Farbe, Cornua Ammonis, noch Belemniten, oder übrige Qualitäten meines Marmors anzutreffen waren, so werde ich mir die Ehre der Erfindung mit gutem Rechte beybehalten dürfen.

     Gleichwie ich nun aber bemeldtes Glück der Entdeckung für mich habe, so will ich hingegen allen hohen, vornehmen und curieusen Liebhabern mit diesem Marmor zu ihrem Gebrauch und Vergnügen dienen, wenn sie sich nur an mich selbst hieher nach Altdorf addressiren mögen. Der Stein ist zu haben so wol rauh, als gearbeitet und polirt: von dem gearbeiteten kan man haben Camine, Tischplatten von aller Art, Schnupf- und Rauchtoback-Dosen, Stockknöpfe, Uhrgehäuse u. a. m. welches ich entweder nach eigner Erfindung, oder nach eingesandten beliebigen Rissen arbeiten lasse. Ich liefere auch auf Ordre Grabsteine und Taufsteine, als deren letztern einer, und zwar der allererste, in die hiesige neu erbaute Stadtkirche gekommen ist. Ich verspreche schlüßlich die resp. Liebhabere mit den civilesten Preisen zu bedienen, die ich um so viel eher gewähren kan, da, um Hochbemeldte Liebhabere jederzeit zu befriedigen, eine ordentliche Fabrique im beständigen Gang bleibt.

Anmerkung (Wikisource)

Die zweite Auflage von 1771 – siehe Ammoniten- und Belemnitenmarmor (Anhang) – unterscheidet sich nur geringfügig von der ersten Auflage von 1754. Neben hauptsächlich orthographischen Veränderungen haben nur wenige einen Einfluss auf den Inhalt. Diese sind in der folgenden Tabelle aufgelistet. Die Seitenangaben beziehen sich dabei auf die erste Auflage.

Auflage 1 Auflage 2
Seite 2
„wer weis wie viele Jahrhunderte verborgen gelegen ist“ „wer weis wie viele Jahrtausend verborgen gelegen ist“
„ob er gleich meine Curiosite vergnügte“ „ob er gleich meine Neugierde vergnügte“
„welches ich auch bey gethaner Untersuchung“ „welches ich auch bey gemachter Untersuchung“
„Auf des hier in Altdorf Hochverordneten Herrn Pflegers […] so fieng ich an wegen Gleichheit des Erdreichs im Nürnbergischen Gebiete nachzusuchen, und war auch so glücklich diesen Stein von eben dergleichen Farbe, Qualität“ „Bey einem fleisigen Nachsuchen um unsere Stadt war ich so glücklich diesen Stein von eben dergleichen Farbe, Qualität“
Seite 3
„beyder streicht oder wächst unter der Erden“ „beyder streicht unter der Erde“
„bey dem andern ordinairen Marmor, indeme der Stein kein ordentlicher Fels ist“ „bey dem andern ordentlichen Marmor, indem der Stein kein gewöhnlicher Fels ist“
Seite 6
„können sie alle deutlich betrachtet werden“ „können sie alle deutlich bemerket werden“
„Eisen-Arbeit mit Recht zu vergleichen ist“ „Eisen-Arbeit zu vergleichen ist“
Seite 7
„ist mit vielen Kamm- und Dell-Muscheln“ „ist mit Kamm- und Dell-Muscheln“
„Ich habe aus Curiosité bey 2. Klaffter“ „Ich habe aus Curiosité bey 1 Klafter“
Seite 8
„Kamm-Muscheln so deutlich und schön zeigte, auch die Streifen derselben über einen Zoll tief eingedruckt hatte, daß ich solche nicht ohne die gröste Verwunderung ansahe“ „Kamm-Muscheln so deutlich und schön zeigte, daß ich solche nicht ohne die gröste Verwunderung ansahe“
§. V. fehlt in der 2. Auflage vollständig. Stattdessen steht der Anhang.