Amerikanische Verkehrskuriosa

Textdaten
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Autor: Bw.
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Titel: Amerikanische Verkehrskuriosa
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 9, S. 147–148
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[147] Amerikanische Verkehrskuriosa. Die beiden folgenden Beispiele von der Kühnheit, mit welcher die Technik in den Fragen des Verkehrs alle natürlichen Schwierigkeiten überwindet oder sogar in Vorteile verwandelt, sind mitten aus dem Eisenbahnleben der Vereinigten Staaten gegriffen und wären wohl auch kaum in einem anderen Lande denkbar. In den kalifornischen Gebirgen kreuzt die Bahn eine tiefe, von Prachtexemplaren alter, riesiger Bäume ausgefüllte Schlucht. Man verschmähte es, hier eine Brücke zu schlagen, und meinte, zum Tragen der Geleise wären die Stämme der prächtigen Rotholzbäume gerade gut genug. So wurden die der Trace hinderlichen Kronen einfach in der Höhe der Schienen abgesägt, Schwellen und Schienen auf den 75 Fuß hohen Stümpfen der stärksten Bäume befestigt, und auf dieser primitiven [148] Brücke, die weder Pfeiler noch Spannwerk besitzt, verkehren seit Jahren Personen- und Güterzüge jeden Kalibers. – Ein Gegenstück zu diesem technischen Saltomortale des „wilden Westens“ besitzt der Osten des Landes in einer Drahtseilbahn, welche die Stadt Knoxville (Tennessee) über den Spiegel des Tennessee-Stroms hinweg mit dem gegenüberliegenden Ufer verbindet. Das letztere ist flach, während die Stadt selbst auf einer Höhe von mehr als 100 m über dem Fluß liegt. Der Fährendienst ist unbequem und zeitraubend, zumal er für die Passanten ein beständiges Auf- und Abklettern an dem Steilufer erfordert. Eine Brücke hätte denselben Uebelstand mit sich gebracht und war auch zu teuer. Man entschloß sich also zur Ueberspannung des 300 m breiten Stromes durch eine Drahtseilbahn, deren mehr als zolldicke Kabel diesseits oben auf dem Steilufer, jenseits unten am Strande verankert sind. An ihr gleitet eine Art von Pferdebahnwagen, der 16 Passagiere faßt, von Knoxville aus in rasender Geschwindigkeit hinab, – er legt die Fahrt in 30 Sekunden zurück, – um dann durch Dampfmaschinen in 3½ Minuten wieder hinauf gezogen zu werden. Die Passagiere schauen also, zum Teil von den offenen Plattformen, einen Augenblick aus Kirchturmhöhe auf den Strom hinab, um dann hinunter und gleichzeitig vorwärts zu sausen und in der Mitte der schwindelnden Fahrt an schwankenden Seilen 60 m über dem Strom zu schweben. Die außerordentliche Festigkeit der Drahtseile, die auch das fünfzigfache des daranhängenden Gewichtes noch tragen würden, hat bis jetzt neben den vorzüglichen Bremsvorrichtungen jeden Unfall verhütet. Bw.