Am Sarkophage der Frau Anne Luise Karschinn, geborne Dürbach
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Am Sarkophage der Frau Anne Louise Karschinn, geborne Dürbach.
Unsterblich, wie die süßen Lieder,
Die sie als Sappho sang, steigt ihre Seel’ empor.
Noch liebevoll blickt sie zur Muttererde nieder,
Vergist des Lebens Last, und singt schon mit dem Chor
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Der Jubilirenden in goldner Harfen KlangDem Vater aller Wesen Dank.
Heil ihr! – Und du, ο körperliche Hülle
Der guten Seele, ruh’ in feyerlicher Stille
Hier wo die Freundschaft heiß an deinem Grabe weint,
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Bis einst, nach deinem Wunsch, wenn dieses zarte BandDer Nerven reist, wir beyde, Hand in Hand,
Die Wunder der Unendlichkeit durchspähen;
Und dort, wo Welten sich um größre Sonnen drehen,
Ein Stern [1] uns nachbarlich vereint.
- ↑ Auf diesen Gedanken brachte mich eine Epistel der Madam Karschinn, die sie mir vor einigen Jahren schrieb; und mit folgenden Zeilen endigte:
– – – – – – „bis vielleicht ein Stern
Dir und mir wird wohl behagen,
Daß wir beide Hand in Hand
Ihn durchspähen:
Und – wird’s uns erlaubt – herab
Übers Grab
Unsrer Hülle sehen."
A. L. Karschinn.