Am Meere
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Am Meere.
So sanft, so ruhig lag es da,
Das Meer in seinen Purpurrosen;
Ich trat ihm nah –
Mit einem Male hört’ ich’s tosen;
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Es schlug den Strand mit DonnerwuchtIn ew’gem Andrang, ew’ger Flucht –
Erschüttert bebt davon die Bucht.
Ja Meer, das bist du, friedevoll
Und schmeichelnd in den Sonnenstrahlen;
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Dein ZorngerollAus Tiefen voll Titanenqualen
Erkennt erst, wer dir nahe tritt;
Nimm auch, was ich Geringes litt,
In dein erhab’nes Zürnen mit!
Neapel, April 1880.
Hermann Lingg.