Am Grabe
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Am Grabe.
Zum Friedhof ging es, und die Glocken klangen
Du weintest leise, und ich weinte mit,
Du wanktest fort, ich folgte deinem Schritt,
Dein Leid erregte mir ein schmerzlich Bangen.
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Und als die ernste Feier war begangen,Vom Grabe weg sich wandte jeder Tritt,
Geschah es, daß dein Auge auf mich glitt,
Vom feuchten Silberschleier noch umhangen,
So lieblich sah ich dich noch nie erscheinen,
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Dem Veilchen war dein Auge zu vergleichen,Erfrischet von dem milden Thau der Nacht.
Da war auch schnell Vertrauen mir erwacht.
O! rief ich aus, laß alles Zagen weichen;
Sie ist nicht strenge, denn sie kann auch weinen.