Als es war am Abend spath
Als es war am Abend spath,
Der Junggesell tratt auf die Gassen,
ja Gassen,
Er geht vor ’s Lieb Schlafkämmerlein:
Und lass mich ’nein,
Ich will heut bei dir schlafen,
ja schlafen.“
„Was wärs, wenn ich dich auch ’rein lass –
ja schlafen,
Es mögten eins oder zwei im Winkel stehn,
Möchten mir oder dir auf Unglück sehn,
Möchten mich oder dich verrathen,
Und als es war um Mitternacht,
Der Wächter tratt auf die Gassen,
ja Gassen:
„Steht auf, steht auf, ihr junge Leut,
Der Tag kommt schon zu schleichen,
ja schleichen.“
Das Mädlein das war nicht zu faul,
Sie springt zum Kammerladen,
„Bleib liegen mein Herztausender Schaz,
Sind noch drei Stündlein bis an Tag,
Der Wächter hat uns betrogen,
betrogen.“
Das Mädlein hohlt ein Wasser,
ja Wasser,
Begegnet ihr derselbige Knab
Der heut bei ihr gelegen hat,
ja morgen:
„Guten Tag du mein Herztausender Schaz,
Wie hast heut Nacht geschlafen?
ja schlafen?“
Jetzt bin ich weder kalt noch warm,
Mein Ehr hab ich verschlafen,
ja schlafen.“
„Wenn du dein Ehr verschlafen hast,
ja zahlen
Mit lauter Silber und lauter Gold
Mit lauter harten Thaler,
ja Thaler.“
Kannst mir sie auch nicht zahlen,
ja zahlen.“
„Gehst du mit einem Kindelein,
Schweig still, ich will der Vatter sein,
ja nähren.“
Er kauft ihr eine güldne Schnuhr
Bringt sie wiedrum zu Ehren,
ja Ehren;
Er thut es helfen schnühren,
Und thut es helfen zieren,
ja zieren.[1]
- ↑ Aus der eigenhändigen Niederschrift der Frau Auguste Pattberg; Anklänge in Des Knaben Wunderhorn 1, 317.