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Zelt, so viel Vög=lein, als da flie=gen, als da
Feld;
hin und wie=der flie=gen, so viel=mal sei du ge=
grüßt, so viel=mal sei du ge=grüßt!
2. Soll ich dich denn nimmer sehen, nun ich ewig ferne muß?
Ach, das kann ich nicht verstehen, o du bittrer Scheidensschluß! Wär
ich lieber schon gestorben, eh ich mir ein Lieb erworben, |: wär ich
jetzt nicht so betrübt! :|
3. Mit Geduld will ich es tragen, denk ich immer nur zu dir;
alle Morgen will ich sagen: O mein Lieb, wann kommst zu mir?
Alle Abend will ich sprechen, wenn mir meine Äuglein brechen: O mein
Lieb, gedenk an mich!
4. Ja, ich will dich nicht vergessen, enden nie die Liebe mein;
wenn ich sollte unterdessen auf dem Todbett schlafen ein, auf dem Kirch=
hof will ich liegen, wie das Kindlein in der Wiegen, das die Lieb thut
wiegen ein.
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529. Die Nonne. (IV. 17.)
Ziemlich langsam.
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1. Stand ich auf ho=hem Ber=ge, sah in den tie=fen
Rhein; sah ich ein Schiff=lein schweben, schwe=ben, drei
Rit=ter sa=ßen drein.
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2. Der jüngste von den Rittern hub auf sein römisch Glas, thät
mir damit zu= |: winken: :| „Feinslieb, ich bring dir das!“
3. „„Was thust du mir zuwinken, was bietst du mir den Wein?
Ich muß ins Kloster gehen, muß Gottes Dienrin sein.““
4. Des Nachts, wohl um die halbe Nacht, dem Ritter träumt es
schwer, als wenn sein trautes Liebchen ins Kloster gangen wär.
5. Mir träumt, ich sah ein Nonne, ich trank ihr zu mein Glas,
sie wollt nicht gern ins Kloster, ihr’ Äuglein waren naß.
6. „Steh auf, steh auf, mein Knappe! Zäum mir und dir ein
Pferd: ich will ins Kloster reiten, der Weg ist Reitens wert.“
7. „Halt an am Klosterthore, ruf mir mein Lieb heraus!“ Da
kam die ältste Nonne: „Mein Lieb soll kommen raus!“
8. „„Kein Feinslieb ist hierinnen, kein Feinslieb kommt hier
h’raus!““ „So will ich hier anzünden das schöne Nonnenhaus!“
9. Da kam Feinslieb gegangen, schneeweiß war sie gekleid’t. „„Mein
Haar ist abgeschnitten, leb wohl in Ewigkeit!““
10. Er setzt sich vor das Kloster und sah ins tiefe Thal; sein
Glas thät im zerspringen, sein Herze allzumal.
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530. Treue Liebe. (III. 111.)
Ziemlich langsam.
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1. Steh ich in finst=rer Mit=ter=nacht so ein=sam
auf der stil=len Wacht, so denk ich an mein fer=nes
Lieb, ob mir’s auch treu und hold ver=blieb, so denk ich
an mein fer=nes Lieb, ob mir’s auch treu und hold verblieb.
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