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zur Er=kenntnis reifen. 2. Schon seh ich aus der Bü=chergruft die
Flur im Grünen lie=gen und ü=ber mir im Ä=ther=duft die
Vogel=schar sich wiegen. Dem Norden zu aus hei=ßem Süd der
leicht=beschwingte Segler zieht, und ei=ner sagt’s zum an=dern: im
Lenz, da ist gut wandern, und ei=ner sagt’s zum an=dern: im
Lenz, da ist gut wan=dern.
3. Die Sehnsucht läßt mit mildem Wahn der Ferne Schleier sinken,
ich seh das Wirtshaus an der Lahn im Sonnenscheine winken. Zur
Wartburg wallt die Sängerschar, und vom erstandnen deutschen Aar
|: träumt dort der alte Kaiser verzaubert im Kyffhäuser. :|
4. Ich hör von steilem Felsenkamm die schöne Lurlei klagen, dabei
in Tönen wundersam die goldne Leier schlagen. Von fernher grüßt
die Erzgestalt der lieben Frau vom Niederwald, hoch klingt es im
Vereine von treuer Wacht am Rheine.
5. Und überall im deutschen Land die Wunder sich erzeigen, wom
Ostmeer bis zum Alpenrand die Geister niedersteigen. O Mensch,
erweite deine Brust, damit zur rechten Wanderlust in dieser Geister=
runde dein müdes Herz gesunde.
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6. Der alte Adam sündenlahm vernimmt den Ruf mit Jammer,
taucht mit dem alten Wissenskram in seine Grabeskammer; auf steht
der Lenz mit Sturmgebraus, gießt seinen Lebensodem aus und läßt
mich durch sein Wehen verjüngten Geists erstehen;
7. Hüllt mich in seinen Mantel ein, den duftig blüteschweren, und
führt mich aufwärts himmelein zur Harmonie der Sphären. Statt
eitlem Kontroversgesetz und aller Zeiten Blechgeschwätz will ich in seinem
Rauschen jetzt neuer Weisheit lauschen.
J. Becker
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392. Nun pfeif ich noch ein zweites Stück. (II. 92.)
Mäßig lebhaft.
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D. Lachner.
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1. Nun pfeif ich noch ein zweites Stück und geb’s den schnellen
Winden: ich hab kein Lieb im Augenblick, werd a=ber schon eins
fin=den, werd a=ber schon eins fin=den. Wenn Pri=mel blüht und
Vi=o=lett und ich im Arm kein Lieb=chen hätt, das
könnt ich nicht ver=zei=hen, das könnt ich nicht ver=zei=hen dem
Mai=en, dem Mai=en, dem Mai=en.
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