Allerseelentag (Joseph Emanuel Hilscher)
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Allerseelentag.
Ich denk’ an euch, ihr hingeschwundnen Lieben!
Bei deren Grab nicht trauern kann mein Herz,
Von denen mir kein and’res Pfand geblieben,
Als der Erinn’rung Freude – nein, ihr Schmerz.
In welcher mir ein Aug’ voll Liebe brach,
Und an den Kuß von manchem stummen Munde,
Verstummt schon, als er gern noch kosend sprach.
Und bitter muß ich lächeln, wenn ich denke,
Von dem es keine glänzenden Geschenke,
Nein, wahrlich, Bettlerspenden nur empfing.
Doch wie den Kindern, wurde zum Kleinode
Euch jeder gleißend trügerische Tand,
Sich schwer entreißen ließ die kalte Hand.
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Ihr Glücklichen! nur ich war zu beklagen,
Gefristet zur Erfahrung für die Welt,
Die uns den größten Theil von unsern Tagen
Kein theures Gut ward mir fortan geboten,
Entrissen viel, und was noch blieb – verderbt,
Bis ich mit Neid sogar verfolgt die Todten,
Das Leben selbst zur Leiche sah entfärbt.
Bis mich die Last der Einsamkeit erdrückt,
Hat mehr und mehr die Freude mich gemieden, –
Umsonst hab’ ich um Trost umhergeblickt.
Nie hat seitdem ein Herz mir mehr geschlagen,
Und viel noch war’s, daß in den Folgetagen
Ich hier und da ein karges Mitleid fand.
Ein Fremdling muß ich unter Fremden stehen,
Und mißverstanden, oder ganz verkannt,
Fort aus dem Kreis der Besseren gebannt,
Muß ängstlich ringen mit gemeinsten Sorgen,
Wie leid’ge Lüge flieh’n der Hoffnung Wahn,
Mit frischer Kraft erwachen jeden Morgen,
Wie gut, daß ihr entkommen solchem Leben,
Und unverdient nicht tragt so hartes Loos,
Daß ihr den eklen Athem aufgegeben,
Und friedlich schlummert in der Erde Schooß.
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Daß mit dem Leib das ganze Sein verwes’t,
Doch wahrlich! könnte Tod auch dieses rauben,
Ich werf’ es hin, bin gern davon erlös’t!
Ach, euer Grab ist fern! Wo gähnt das meine?
Zwar drückten sie nicht schwere Leichensteine,
Doch manches trübe Jahr ist schon entflohn.
Ruht sanft; und naht vielleicht ein Lebensmüder,
Sich ein Verwais’ter eurem Staube heut’,
Es sei so viel, als ob ich sie gestreut.