Alcest II.
Durch Unglück mehr, als durch Versehn,
Verlor Alcest im Handel sein Vermögen.
Er saß bereits der Schulden wegen.
Kein Freund erschien, ihm beyzustehn;
Sein Sohn allein, noch in den Jünglings Jahren,
Wagts, seine Freyheit zu erflehn.
Er wagt sich zärtlich vor Valeren,
Der dem Alcest das meiste Geld geliehn,
Die schamhaft von den Wangen fliehn,
Dem Vater doch das Glück der Freyheit zu gewähren.
Nein, spricht Valer, mit meinem Willen nicht.
Soll mich ein jeder Bösewicht
Bezahlet mich dein Vater nicht:
So soll er nie die Freyheit wieder kriegen.
Bestürmt von Scham, von Zärtlichkeit und Pflicht,
Wirft sich der Sohn zu seinen Füssen.
Schmäht meinen armen Vater nicht.
Unglücklich ist er nur; allein kein Bösewicht.
Laßt mich an seiner Statt verschließen:
Ich weiche nicht von euren Füßen,
Empfand die Macht des Mitleids und der Liebe,
Und ward mit einem mal erweicht.
Er hob ihn auf mit zitterndem Erbarmen.
Laß zur Versöhnung dich umarmen,
Dein Herz ist deiner Bitte werth.
Dem Vater soll des Sohnes wegen
Die ganze Schuld erlassen seyn;
Um deinen Vater zu befreyn?
Der Jüngling weint.
Hör an, ich habe viel Vermögen,
Und eine Tochter nur, die lieb ich ungemein,
So habe sie und meinen ganzen Segen.
Die Schöne reicht die Hand dem edlen Jüngling dar;
Und o! wie glücklich ward dieß Paar!
Itzt aber giengen sie, der Jüngling und die Schöne,
Erst tritt der Sohn und nun tritt sie herein.
Welch freudig Schrecken nimmt mich ein!
Ich sehe sie – – doch diese Scene
Will nur gefühlt, und nicht beschrieben seyn.