Textdaten
Autor: Kurt Tucholsky
unter dem Pseudonym
Peter Panter
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Titel: Affentheater
Untertitel:
aus: Die Weltbühne. Jahrgang 16, Nummer 21, Seite 590-591
Herausgeber: Siegfried Jacobsohn
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 26. Mai 1921
Verlag: Verlag der Weltbühne
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Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Die Weltbühne. Vollständiger Nachdruck der Jahrgänge 1918–1933. Athenäum Verlag, Königstein/Ts. 1978. Scan auf Commons
Kurzbeschreibung:
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Affentheater

Vor hundert Jahren – es wird so um 1914 gewesen sein – bat ich hier, in der Rundschau, einmal den ‚Simplicissimus‘ er möge doch die kleinen Gedichte von Hans Adler sammeln, die der so im Lauf der Jahre veröffentlicht hatte. Der ‚Simplicissimus‘ hatte andre Sorgen; vielleicht wäre das auch kein so großer buchhändlerischer Erfolg geworden wie Walter von Molos ‚Jeder Mann sein eigner Friedrich der Große‘. Und dann kam die große Zeit, Ludendorff siegte sich bis nach Schweden hinauf – na, und dann wurde die Sache vergessen.

Jetzt liegt das gewünschte Gedichtbändchen vor. Der Verlag E. P. Tal in Wien hats herausgebracht, und es hat den Titel: ‚Affentheater‘. Es stehen sehr hübsche Dinge darin.

Da ist ‚Schicksal‘ – jenes Gedicht, das alle juristischen Semester meiner Generation auswendig konnten:

Wem es bestimmt, der endet auf dem Mist
mit seinem edelsten Bestreben …
Ich bin zum Beispiel immer noch Jurist.
So ist das Leben.

[591] Und dann mein Lieblingsgedicht: ‚Ehe-Idyll‘. Gustav Falke hat einmal in einem hellen Moment etwas Aehnliches geschrieben (nie hätte mans ihm zugetraut): Die Sehnsucht Eines, der erkennt, daß das da kein Leben ist, das er führt – und daß es nicht geht mit der Ehe, daß es nicht geht … Und dann schläft er wieder ein. Ja, das ist ein schönes Gedicht.

Und dann die kleinen melancholischen Karnevalsgedichte. Und Gedichte von kleinen Städten. Und weil sich die Welt ja seit sieben Jahren rückwärts gedreht hat, so klingt das Alles heute noch ziemlich fortschrittlich und aktuell.

Und weil es so sehr graziös ist, empfiehlt sich, dergleichen in den Cabarets zu singen (die es nicht gibt). Inzwischen tut Ihr gut daran, das Buch dem Mädchen eurer Qual auf den Teetisch zu legen. (Oder dürft Ihr es schon anderswohin packen?) Versehen vielleicht mit einer Ueberschrift, wie sie Claudius seinen Gedichten zu geben pflegte: „Im Bett zu lesen.“

Peter Panter