Adolf Friedrich Graf von Schack (Die Gartenlaube 1894/19)

Textdaten
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Titel: Adolf Friedrich Graf von Schack
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aus: Die Gartenlaube, Heft 19, S. 324
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1894
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[324] Adolf Friedrich Graf von Schack. Wollte man versuchen, vom Standpunkte des Humanisten aus ein ideales Leben auszusinnen, es könnte sich nicht viel von dem unterscheiden, das dem Grafen Adolf Friedrich von Schack in glücklicher Wirklichkeit zu teil ward. Ausgestattet mit den beneidenswertesten geistigen Fähigkeiten, mit klarem Verstande, vielseitiger Empfänglichkeit, ungewöhnlicher Gestaltungskraft, mit tiefem Empfindungsvermögen für das Schöne in Kunst und Dichtung, im heimischen wie im fremden Gewande, verfügte dieser Mann zugleich über materielle Güter in solcher Fülle, daß er alle in ihm liegenden Keime zu voller Reife gedeihen lassen, seinem auf alles Hohe und Edle gerichteten Geiste ohne Unterlaß die reichste Nahrung zuführen und sich eine Universalbildung aneignen konnte, die unmittelbar an Goethe erinnert. Dazu lebte in ihm eine warme hochherzige Menschenliebe, ein Drang, zu helfen und zu fördern, wo irgend es not that, eine heiße vaterländische Begeisterung und ein unerschütterlicher Freiheitssinn. Als fruchtbarer und gedankenreicher Dichter, als feinsinniger, die Form glänzend beherrschender Uebersetzer hat er die deutsche Litteratur mit wertvollen Gaben bereichert, als Forscher durch sicheres reifes Urteil vielfach neues Licht verbreitet, und was er für die bildende Kunst war, davon legt allein schon seine berühmte Gemäldesammlung in München, die er letztwillig dem deutschen Kaiser vermacht hat, die aber der Isarstadt verbleiben wird, Zeugnis ab. Wie oft hat er verkannten Künstlern, wie Genelli und Schwind, zu dem ihnen gebührenden Recht auf Anerkennung verholfen, wie vielen, die später zu hohem Ruhme gelangten – einem Anselm Feuerbach, Arnold Böcklin, Franz Lenbach – hat er auf ihren ersten Gängen die stützende Hand gereicht!

Adolf Friedrich Graf von Schack.
Nach dem Gemälde von Franz Lenbach.

Adolf Friedrich von Schack – den Grafentitel hat ihm 1876 Kaiser Wilhelm I. verliehen – war von Hause aus Mecklenburger, am 2. August 1815 hat er zu Schwerin das Licht der Welt erblickt. Neigung und Schicksal haben sein Leben früh zu einem Wanderleben gestaltet; seiner amtlichen Laufbahn als mecklenburgischer Legationsrat hat er 1852 nach dem Tode seines Vaters selbst ein Ziel gesetzt. Den ganzen europäischen Süden, aber auch Aegypten und Syrien hat er als aufmerksamer Beobachter durchstreift und namentlich im Orient und in Spanien ist seine Phantasie heimisch geworden. Nach München führte ihn 1854 die Einladung des Königs Max, der eben damals jenen berühmten Kreis bedeutender deutscher Männer in seiner Hauptstadt und um seine Person versammelte, jenen Kreis, dem Namen wie Geibel, Heyse, Riehl, Sybel, Bodenstedt einen dauernden Glanz verleihen. Zuletzt hatte sich bei Schack eine gewisse regelmäßige Reihenfolge des jährlichen Wohnens herausgebildet: der Sommer gehörte Deutschland, der Winter dem geliebten Rom, der ewigen Stadt – und dort ist er nun auch am 14. April zur ewigeu Ruhe eingegangen, eine Herzlähmung hat seinem gesegneten Dasein ein Ende gemacht.

Wohl war auch sein Glück nicht ganz vollkommen! Ihm hat keine liebende Gattin zur Seite gestanden, unvermählt ist er gestorben, nachdem eine heiße Jugendliebe ihre Erfüllung nicht gefunden. Und in den letzten Jahren trat zu manchen anderen körperlichen Beschwerden eine fortschreitende Abnahme seiner Sehkraft, so daß er schließlich in fast völliger Blindheit dahinlebte. Aber sein lebhafter Geist ließ sich nicht beengen durch die Nacht, die ihn umgab. Unermüdlich blieb er an der Arbeit, mit eiserner Thatkraft alle Schwierigkeiten überwindend, die sich dem auf fremde Hände und fremde Augen Angewiesenen entgegenstellten. So hat er ausgeharrt bis zuletzt, bis die Lider über den getrübten Sternen sich zum letzten und ewigen Schlafe niedersenkten.