Absetzung König Wenzels

Textdaten
Autor: Johann II. von Nassau
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Titel: Absetzung König Wenzels
Untertitel:
aus: Quellensammlung zur Geschichte der Deutschen Reichsverfassung in Mittelalter und Neuzeit / bearb. von Karl Zeumer, Seite 223-226
Herausgeber: Karl Zeumer
Auflage: Zweite vermehrte Auflage
Entstehungsdatum: 20. August 1400
Erscheinungsdatum: 1913
Verlag: Verlag von J.C.B. Mohr (Paul Siebeck)
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Erscheinungsort: Tübingen
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Quelle: Digitalisat des Deutschen Rechtswörterbuches, Kopie auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[223]
Nr. 154. (135). Absetzung König Wenzels. - 1400, Aug. 20.

Reichstagsakten III, Nr. 204, S. 254 ff.

In Gots namen amen. Wir Johann von Gots gnaden der heiligen kirchen zu Mencze erczbischoff, des heiligen richs durch Dutsche land erczkanczeler. Allen luden verkundigen wir diß, beide, den geinwertigen und den zukünftigen, wie vil und manchirley großer klegelicher gebresten, irrungen und mishel von langen jaren und zijden in der heiligen kirchen ufferstanden und noch werende sint und tegelich schedelicher ufferstehen, davon daz das heilige Roemische rich, von dem die heilige kirche und cristenheit trost, schirm und hulffe haben solde, leyder also schedelich entgledet und gemynnert und also sumeliche gehanthabet ist, daz nit alleyne unser schrieben, sunder die küntliche schymbar dait und tegeliche boße leuffte daz klerliche bewysent: darumbe . . als unser herren und middekorfursten des heiligen Romischen richs und auch wir von flißiger aneruffunge der heiligen kirchen, dy eynes schirmers, der fursten, herren, steten, landen und luten des heiligen riches, dy eynes vorsichtigens hanthabers inneclichen begernde sint, den durchluchtigen fursten hern Wenczelaw Romischen konig und konig zu Behem von langer czijt here dicke und ernstlich davon ermanet und ersucht han ubermicz uns selben, unser frunde und brieve und yme auch eigentlichen vorgelacht han heymelichen und offenbar syne unczemeliche und erschregliche leben und handelunge des heiligen richs und auch soliche gebresten, irrunge und mishel in der heiligen kirchen und cristenheit und soliche swerliche entglydunge und mynnerünge des heiligen richs, dy er schedelich und widder die wyrde synes tytels gethan und verhenget hait, nemelich:

daz er der heiligen kirchen ny zu fridden gehulffen hait, daz der cristenheit eyne große notdurfft gewesen und noch were, daz yme als eynem voygde und schirmer der kirchen zubehorte, und vor yn dicke und vil darumbe gebeden, ermanet und ersucht han.

So hait er auch daz heilige Romische rich swerlich und schedelichen entgledet und entgleden laßen, nemelich Meylan und daz land in Lamparten, daz deme heiligen [224] riche zugehoret und daz riche großen nucz und urber davon gehabt hait, darinne der von Meylan eyn dyner und amptmann waz des heiligen richs, den er nu daruff eynen herczogen und zu Pafye eynen graven gemacht hait, und hait darumbe widder synen titel und gelimp gelt genommen.

Er hait auch vil stede und lande in Dutschen und Welschen landen deme riche zugehorende, und der ein teyl vorfallen sint deme heiligen riche, ubergeben und der nit geachtet noch an deme heiligen riche behalden.

So hait er auch umbe geldes willen dicke und vil syne frunde gesand mit ungeschrieben brieven, dy man nennet membranen, dy doch mit syner majestat ingesigel besigelt waren, und mochten die frunde oder den die menbranen wurden, under dem königlichen sigel schriben, waz sy wolden, davon eyne große sorge ist, daz das heilige riche an synen wirden und nuczen schedelichen beraubet und entgledet sy wurden.

So hait er auch ny keine achte gehabt aller der mishel und kriege, dy leider manche zijt in Dutschen und in andern landen des heiligen rychs swerlich und vorterplich gewesen und noch werende sint, deshalben groß raub, brant und mort ufferstanden sint und tegelichen schedelicher ufferstehen, und hand noch paffen noch leygen noch ackerman noch kaufflude beyde, man oder wib, frieden uff deme lande oder uff deme waßer, und werdent auch kirchen, clostere und andere gotshusere; die daz heilige riche hanthaben und beschirmen solde, verderplichen geraubet, gebrand und genczlichen sunder gotsforchte gewüstet und vertryben. Es hait auch yderman deshalben synen mutwillen widder gelimp und recht mit dem andern getryben und noch trybet sunder besorgunge und achte des heiligen richs, daz alsus versümeliche gehalden ist worden, und enweys auch iczunt nymand, für wen er daz recht byden moge, daz er von des heiligen richs wegen dabie behalden und beschirmet werde.

Er hait auch, das erschreglich und ummenslich ludet, mit syns selbes hand und auch ubermicz ander ubelteder, die er by yme hait, erwirdige und bidderbe prelaten, paffen und geistliche lude und auch vil andere erbar lude ermordet, erdrenket, verbrand mit fackelen und sy jemerlichen und unmenßlichen widder recht getodet, daz eyme Romischen konige unczemelichen stehet und ludet.

Und sint auch diße vorgeschriben artikele und vile andere großer sin ubeltad und gebresten als landkundig und offenbar, daz sy nit zu beschonen noch zu decken sint, und han darumbe yn dicke und vil mit großem fliße, als vor geschriben stehet, gebeden, ermanet und ersucht, daz er sich solichs unczemelichs lebens abetede, und darczu sich stellte und arbeydete, daz die heilige kirche, dy yn als eynen Romischen konig iren voygt dicke und vil hatte angeruffen, zu fridden und eynikeit und daz heilige riche widder zu synen wirden, landen und güteren qweme, und nüczlicher mit ganczem fliße gehanthabet wurde zu hulffe und troste der cristenheit, dy auch deßhalben swerlichen vernichtiget und gedrucket werdet. Als wir auch dem vorgenanten hern Wenczelawe als eyme Romischen konige diße und vile andere großer gebresten yn selber und daz heilige riche großlichen antreffende zu zijden klerlich han gesaget und beschriben geben, so han wir doch nach synen antwerten und nach unser widderrede und ernstlichen ersuchunge, und nachdem wir diß alles auch den heiligen stul zu Rome von yme han laßen wißen, noch ny befunden, daz er sich darczu gebe oder stellete, als daz eynem Romischen konige billiche zugehoret, daz er in der heiligen kirchen fryden, des der ganczen cristenheit große noit were, wulde machen und daz heilige riche widder zu synen wirden, landen und guteren brengen und daz auch nüczlicher hanthaben, als daz auch in allen landen des heiligen richs wol erschynet und kuntlich ist. Und wann wir diße vorgenanten und vil andere gebresten, der heiligen kirchen und dem riche swerlich, schedelich und klegelich anlygende, von der obgenanten anrufunge und auch von unser eyde wegen, damidde wir besunder als oberste und allernehste gelidder des heiligen richs demselben riche verbunden [225] sin, nit furbaßer oder me verswigen und geliden konden, wir musten, als uns daz auch zugehoret und wir daz schuldig sin zu thune, darczu gedenken und thun, daz das heilige rich, von weliches unnüczlicher und sümelicher handelunge diße gebresten ufferstanden sint, furbaßer zu hulffe und zu troste der cristenheit baß und nuczlicher gehanthabt wurde, so hatten wir nu leste anderwerbe dem vorgeschriben hern Wenczelaw als eyme Romischen konige geschriben und yn unser furderster ersuchunge eygentlich ermanet, begernde und heyschende, daz er zu uns komen wolde zu Obern Lanstein uff den Ryn und by uns sin des andern tages nach sante Laurencien tage nehstvergangen, daz heilige rich nüczlicher zu bestellen und soliche große gebresten abezulegen. Und uff daz wir daz gerne gesehen hetten, so han wir yn also fulleclichen und ernstlichen ersucht und geheyschen, also, ab er nit in der vorgeschriben maße enqweme zu uns uff die vorgeschriben stad und tag, so müsten wir von anruffunge des gemeynen landes und von unser eyde wegen darczu gedenken und thun, daz das heilige riche nuczlicher gehanthabet wurde, als daz auch klerlich unser brieve innehaldent. Des sin wir uff die vorgeschriben stad und tag kommen und han auch andere unsere middekurfursten fulleclichen darczu verbodt mit andern fursten, herren und steden des heiligen richs, und han gewartet von tage zu tage, ob der vorgeschriben her Wenczelaw icht kommen wolde, diße vorgeschriben gebresten abezuleghen und daz heilige riche nüczlicher zu bestellen. Und ist er doch umbe alles diß nit zu uns kommen und hait auch nymande von synen wegen eyniche sache uns furzulegen zu uns gesand. Und sint wir yn umbe diße vorgeschriben klegeliche und schedeliche gebresten dicke und vil alleyne und heymelich in gütlichkeit, und als daz nit gehulffen hait, vor fursten, herren und steden des heiligen richs in mancher samenunge, dy wir darumbe swerlich und kostlich gehabt han, ernstlich ersucht und gestraffet han, und als daz auch nit nücz gewesen ist, so han wir daz furbaßer von yme an den heiligen stul von Rome bracht, als vor geschriben stehet, und er diß alles nit geachtet hait: so konnen und mogen wir nit anders darinne gemerken und gepruben, dan daz er der heiligen kirchen und cristenheit und besundern des heiligen richs keyne achte und sorge me oder fürbaßer haben wolle. Und wann auch diß sunder verderplichen schaden der ganczen christenheit nit lenger zu herten noch zu lyden ist, so sin wir mit wolbedachtem mude ubermicz vil und manchirley handelunge und raid, dy wir darumbe under uns und mit vil andern fursten und herren des heiligen richs ernstlichen gehabt han, der heiligen kirchen zu hulffe, der cristenheit zu troste und deme heiligen riche zu eren und nücze genczliche uberkommen, daz wir den vorgeschriben hern Wenczelaw als eynen vorsumer, entgleder und unwirdigen des heiligen richs von demselben heiligen Romischen riche und alle der wirde darczu gehorig zu dißer zijt wollen genczlichen und zumale abethun und abeseczen. Und wir Johann erczbischoff vorgenant, Gots namen zu dem ersten angeruffen, in gerichtes stad geseßen in namen und wegen unsere vorgeschriben herren und middekorfursten des heiligen Romischen richs und auch unser selbes umbe diße egenanten und andere vile großer gebresten und sachen uns darczu bewegende abethun und abeseczen mit dißem unserme orteil, daz wir thun und geben in dißer schrifft, den vorgenanten hern Wenczelaw als eynen unnüczen, versümelichen, unachtbaren entgleder und unwerdigen hanthaber des heiligen Romischen richs von demselben Romischen riche und von alle der wirde, eren und herlichkeid darczu gehorende und verkundigen darumbe allen fursten, herren, ritteren, knechten, steden, landen und luden des heiligen richs, daz sy nu furbaßer ire eyde und hulde, die sy des vorgenannten hern Wenczelaw personen als von des heiligen richs wegen gethan hant, zumal und genczlichen ledig sint, und ermanen und ersuchen sy auch ubermicz die eyde, damidde sy deme heiligen riche verbunden sint, daz sy dem egenanten hern Wenczelaw furbaßer als eyme Romischen konige nit me gehorsam noch wartende sin in eyniche wijß nach yme auch eyniche rechte, dinste [225] gulde, gude oder andere gefelle, wy man die genennen mag, als eyme Romischen konige geben, thun oder folgen laßen, sunder daz sy dy behalden vor den, der von gnaden Gots zu eyme nüczlichern und beqwemelichern Romischen konige gekoren werdet. Des zu glauben und orkunde han wir Johann erczbischoff zu Mencze vorgenant diße geinwertige unsere brieve davon thun machen mit dißen nachgeschriben offen schribern in eyner offen forme beschriben und unser groß ingesigel hirane thun henken. Gelesen und ußgesprochen wart daz vorgeschriben urteil und sententie von uns Johan erczbischoff zu Mencze vorgenant, als von unser und der vorgenanten unser herren der middekorfursten wegen, an dem Ryne bij Obern Lanstein Trierer bischtums gein Brubach zu gehende uff eyme stule daselbs zu eyme richtestule erhaben, als die vorgenanten unser herren die korfursten und wir daselbs zu gerichte saßen, in dem jare nach Cristi geburte dusent und vierhundert jare, in der achten indiccien, an eyme fritage, deme czwenczigisten tage des mandes Augusti, enwenig vor nun zijt, in deme eylfften jare der bebstlichen gewalt des allerheiligsten in Criste vaters und herren hern Bonifatii von gotlicher versehunge des nünden babistes, in geinwertikeit der hochgebornen fursten hern Johans, des hochgebornen fursten hern Ruprechts herczog zu Beyrn und palczgrave bij Ryn etc. sones, hern Friderichs burggraven zu Nurenberg, der edelen Philippi zu Naßawe und Sarbrucken, Emychis von Lyningen, Johans von Czigenhayn, Conrads Ringrefen unser dumherren zu Mencze, graven; Reynharts zu Westerburg, Johans von Lympurg, Johans von Isenburg, Reynharts von Hanaw, herren; hern Nicolai Prowyn in der heiligen schriffte, Johannis von Wittenburg und Nicolai Burgmann in dem geistlichen rechte, hern Hermans probstes zu sante Georgen zu Colne, in dem werntlichen rechte lerern; der vesten rittere Siffrids von Lyndaw unsers viczdums in dem Ringaw, Johans Boßen von Waldecke unsers burggraven zu Beckelnheim und lieben getruwen, Henrich Rulmans von Dadenberg, Gerharts von Eynenberg herren zu Landeskrone, Friderichs von Saßenhusen, Romlyans von Kolern, Johans von Dalberg, Rudolffs von Czeysickein und andere vil herren, ritter, knechte, lude, geistlich und werntlich, in großer und merglicher zall zu geczügen zu den vorgeschriben dingen geheischen und gebeden.

Und ich Nicolaus Bertoldi von Frideberg clerik Menczer bistumes, von babstlicher und keiserlicher macht offen schriber und des vorgenanten mynes gnedigen herren hern Johans erczbischoffs zu Mencze gesworn schriber, als daz vorgenant urteil und sentencie geben, gelesen und ußgesprochen wart, als vor erludet und vor geschriben stet, mit den nachgeschriben offen schribern und vorgeschriben gezugen, bin liplich und geynwurtig dabij gewest und han daz also gesehen und gehoret und han darumb von geheiße und gebode des vorgenanten myns gnedigen herren von Mencze diz offen instrument, von eyme andern getruwelich geschriben, in eyn offen forme gemacht und mit mynem gewonlichen zeychen und namen mit anhangunge des großen ingesigels des egenanten myns gnedigen herren von Mencze gezeychent, zu glauben und gezugnisse allir vorgenanten stucke gebedin und geheischen.

(Wesentlich gleichlautend folgen Unterschriften sechs anderer Notare. Doch schreibt einer, Henrich Stalberg: instrument, mit myner eigen hand geschriben).