Abschiedsworte am Grabe Richard Wolffram’s
Es war ein schönes, blüthenreiches Leben,
Das nun ein neidisch Schicksal uns entführt;
Es war ein heitres, menschlich edles Streben,
Das dieser Pulse Gluthen einst geschürt;
An das nun eisig die Verwesung rührt; –
Das haben wir in froh’n und trüben Stunden
Mit freud’gem Sinn erfahren und empfunden.
Es ist vorbei. Hier bringen wir dem Grabe
Der Frühlingserde eine Blüthengabe,
Die ohne Frucht verwelkte vor der Zeit.
Aus lichter Ferne ziehn des Lenzes Boten
Auf Rosenwolken durch des Aethers Raum;
Kein Frühlingssang durchwehet seinen Traum.
Kein Lächeln glüht auf seinen bleichen Wangen,
Wenn sel’ger Friede alle Welt umfängt,
Wenn sich ein süßes, sehnendes Verlangen
Der Leib zerstäubt, der Glieder Mark vermodert,
Doch aus dem Grab schwingt sich der Geist hervor;
Der Himmel blaut, das Morgenroth verlodert,
Und aus den Nebeln steigt der Tag empor.
Ein Himmelsfrühling, welcher nie verblüht;
Frei schwebt er über Fürchten und Verlangen,
Vom Aetherstrahl des ew’gen Lichts durchglüht.
Drum laßt des Schmerzes laute Klage schweigen!
Fühlt ihr nicht seinen Geist herniedersteigen?
Haucht euch die Luft nicht traute Worte zu?
Zum letzten Abschied ruft dich diese Stätte. –
Denkst du der Hoffnung schön’rer Tage nach?
Des Bruderbunds die Faust des Schicksals brach.
Der Jahre Strom mag wild vorüberfließen,
Du bleibest unsern Herzen frisch und jung;
Mit jedem Lenz wird unsrer Brust entsprießen
So leb’ denn wohl in deinen tiefen Träumen,
Du treue Seele, bis auf Wiederseh’n!
Aus deinem Herzen mögen Liljen keimen,
Und Himmelsruh’ um deinen Hügel weh’n!
Die Liebe bleibt im Wogendrange stehn;
Sie mag uns Trost und freud’ge Hoffnung schenken,
Und stille Thränen deinem Angedenken.