Aachener Stadtrechnungen aus dem XIV. Jahrhundert/Armenpflege

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Armenpflege.

Aus allem dem ergibt sich, daß man im 14. Jahrhundert weit leichter und reichlicher mit seiner Hände Arbeit sich ernähren konnte, als heutzutage. Arme gab’s dennoch, das ist der Antheil der menschlichen Gebrechlichkeit und Sündhaftigkeit, den uns der Heiland [9] für immer vorausgesagt hat; aber den Pauperismus der neurn Zeit, wo der Mann den Schweiß des Angesichts, womit er sein Brod verdiene, nicht mehr finden kann, den kannte man damals nicht, ebensowenig wie die neuere, gezwungene, kommunistische Armenpflege durch den Staat. Die Gemeinde gab auch damals Almosen, aber aus freien Stücken, pro deo, ut pauperes orarent pro civitate, (Gott zu Lieb, damit die Armen für die Stadt beteten), wie dieses auch die Bürgermeister auf städtische Kosten thaten, wenn sie in Gemeinde-Angelegenheiten reisten oder zu Feld zogen. Übrigens finden wir nur sehr unbedeutende Summen zu öffentlichen Almosen verwendet. 1334: pro allecibus et pane datis husarmen et pauperibus XIII m. in jejunio, „für Häringe und Brod vertheilt an Hausarme und Bettler in der Fasten dreizehn Mark“, und zwar für das ganze Jahr. 1338 werden den Bettelorden der Mindernbrüder, Augustiner, Prediger, den Weißen Frauen und den Hausarmen Brod und Häringe in der Fasten für 38 M. 9 S. ausgetheilt, und am Charfreitag, wo die Bürgermeister mit den Religiosen zu speisen pflegten, schickten sie ihnen für 12 M. und 9 S. Wein und Fische. In demselben Jahre war Mißwachs und Noth, worüber die Rechnung sich ganz naiv ausdrückt. It post pascha dicebatur, quod Imperator deberet venire et misere stetit in terra. Tunc datus fuit pauperibus in domo Hoyn commestus; tunc Domini dederunt in subsidium hujus commestus X m., ut orarent pro civitate. „Nach Ostern hieß es, der Kaiser sollte kommen, und es stand traurig auf Erden. Da wurde den Armen im Hause Hoyn ein Essen gegeben, da geben die Herren als Beihülfe zu diesem Essen 10 Mark, damit sie für die Bürgerschaft beten sollten.“