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Artikel „Wimmer, Bonifaz“ von Friedrich Lauchert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 43 (1898), S. 318–319, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wimmer,_Bonifaz&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 06:39 Uhr UTC)
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Wimmer: Bonifaz W., Benedictinerabt, geboren zu Thalmassing bei Regensburg am 14. Januar 1809, † in der Abtei St. Vincent in Pennsylvanien am 8. December 1887. Sein Taufname war Sebastian. Nachdem er in Regensburg die Gymnasialstudien absolvirt und am Lyceum daselbst 1826 bis 27 Philosophie studirt hatte, begab er sich 1827 an die Universität München, wo er zuerst Jurisprudenz studiren wollte, dann aber der Theologie sich zuwandte. Nach Vollendung der theologischen Studien bereitete er sich im Clericalseminar zu Regensburg unter Wittmann’s Leitung auf den Empfang der Weihen vor; am 1. August 1831 empfing er die Priesterweihe. Darauf war er zuerst an der Wallfahrtskirche zu Altötting als Geistlicher thätig, trat aber, nachdem inzwischen in ihm die Neigung zum Klosterleben erwacht war, am 31. Juli 1832 in das Benedictinerkloster Metten als Novize ein; am 29. December 1833 legte er die Gelübde ab. Von da an war er theils wieder in der Seelsorge, einige Zeit als Lehrer an der mit der Abtei St. Stephan in Augsburg verbundenen Studienanstalt, seit 1841 am Ludwigs-Gymnasium in München thätig. Hier verschaffte er sich auch genauere Kunde über die kirchlichen Verhältnisse der Katholiken deutscher Herkunft in Nordamerika und beschäftigte sich mit der Frage, auf welche Weise für die kirchlichen Bedürfnisse derselben besser gesorgt werden könne. Seine Idee, daß durch die Gründung eines Benedictinerklosters an einem geeigneten Orte in Nordamerika ein fester Mittelpunct geschaffen werden solle, sprach er zuerst in einem 1845 in der „Augsburger Postzeitung“ veröffentlichten Artikel öffentlich aus. Zur Ausführung dieses Planes fand er die Unterstützung des Königs Ludwig I. von Baiern und des Ludwig-Missionsvereins. Am 25. Juli 1846 konnte er mit vier Studenten der Theologie, die später Priester im Benedictinerorden wurden, und mit 15 anderen jungen Leuten, die in dem zu gründenden Kloster Laienbrüder werden wollten, die Reise antreten; am 16. September 1846 landeten sie in New-York. Der Bischof O’Connor von Pittsburg wies W. das in seiner Diöcese in Pennsylvanien liegende St. Vincent als geeigneten Ort für die Klostergründung an. Am 24. October 1846 konnte W. dort die erste Niederlassung des Benedictinerordens in Nordamerika begründen und seinen Begleitern das Ordenskleid geben. Wimmer’s Berichte in die Heimath über die Anfänge und die erste Entwicklung seines Unternehmens, darunter seine in der Augsburger „Sion“ veröffentlichten Schreiben und briefliche Mittheilungen, sind, ebenso wie sein schon angeführter erster Artikel von 1845, gesammelt in dem unten genannten Werk von Moosmüller. Originalberichte Wimmer’s aus seinen letzten Lebensjahren über den Stand und Fortgang seines Werkes sind in den „Studien und Mittheilungen aus dem Benedictiner-Orden“, Jahrgang VI (1885), Bd. 1, S. 412–424, und Jahrgang VII (1886), Bd. 1, S. 459–467 veröffentlicht unter dem Titel: „Beiträge zur Geschichte des Benedictiner-Ordens in den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika“. Im J. 1847 erhielt W. neuen Zuwachs durch die Ankunft des P. Petrus Lechner aus dem Kloster Scheyern, der sich mit einer Anzahl von weiteren Novizen ihm anschloß. Dadurch wurde nun auch der Bau eines neuen eigentlichen Klostergebäudes nothwendig. Im April 1849 konnten die mit W. aus Deutschland gekommenen jungen Theologen zu Priestern geweiht [319] werden. Um indessen mit der Zeit dem Priestermangel abzuhelfen, ließ er sich die Gründung und Ausgestaltung einer guten Klosterschule in seinem Kloster besonders angelegen sein, um hier bei dem schwachen Zuzug von Geistlichen aus der deutschen Heimath einen einheimischen Nachwuchs für den geistlichen Stand zu erziehen. Im J. 1850 traf die nachgesuchte päpstliche Bestätigung des Klosters ein. Von einer Reise nach Deutschland im J. 1851 kehrte W. mit neuen Mitteln und neuen Candidaten für den Orden zurück. 1855 wurde nach mehrjährigen Bemühungen die Erhebung des Klosters St. Vincent zur Abtei erreicht, nachdem W. selbst nach Rom gereist war. W. wurde vom Papst am 17. September 1855 auf vorläufig drei Jahre zum Abte ernannt, nach Ablauf derselben vom Capitel seines Klosters wieder gewählt, am 27. Juli 1866 endlich auf Lebenszeit bestätigt. Inzwischen wurde von St. Vincent aus nicht nur eine rege Missions- und Pastorationsthätigkeit entfaltet, sondern das Kloster wurde aucb der Mittel- und Ausgangspunkt für die Gründung weiterer Benedictinerklöster, von denen mehrere mit der Zeit selbständige Abteien wurden, wie St. Johann in Minnesota, St. Benedict in Atchison in Kansas, St. Mary’s in Newark in New-Jersey, Maria-Hilf in Belmont in Nord-Carolina. W. behielt als Abt des Mutterklosters und Präses der nordamerikanischen Benedictiner-Congregation die Oberleitung. 1883 erhielt er aus Veranlassung seines fünfzigjährigen Profeßjubiläums den Titel Erzabt.

Lindner, Die Schriftsteller des Benedictiner-Ordens, Bd. II (Regensburg 1880), S. 49. – Bonifacius Wimmer, in den Studien u. Mittheilungen aus dem Benedictiner-Orden, 1881, Bd. 1, S. III–XIV. (Mit Porträt.) – O. Moosmüller, Bonifaz Wimmer. New-York 1891. – B. Lesker, Erzabt Bonifaz Wimmer, Frankfurter zeitgemäße Broschüren, Neue Folge Bd. XII, Heft 12, Frankfurt a. M. 1891. – Literarischer Handweiser, 1891, Nr. 538/9, S. 648 f. – Ed. Schmitt, Bibliographie der Benedictiner-Schriftsteller der Ver. Staaten Nordamerikas, S. 10, 17 f. (Beilage zu den Studien u. Mittheilungen aus dem Benedictiner-Orden, 1892).