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Artikel „Wilhelm, Gustav“ von Carl Leisewitz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 43 (1898), S. 227–228, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wilhelm,_Gustav&oldid=- (Version vom 2. November 2024, 20:16 Uhr UTC)
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Wilhelm: Dr. Gustav W., Professor der Landwirthschaft an der technischen Hochschule zu Graz, † am 1. October 1895 zu Stuttgart. Er war [228] am 8. December 1834 in Wien geboren, absolvirte eine dortige Mittelschule und wandte sich dann nach Ungarisch-Altenburg, um an der dortigen höheren Lehranstalt naturwissenschaftliche und landwirthschaftliche Studien zu betreiben. Als er sich diesen Aufgaben vom October 1852 bis zum Herbst 1855 gewidmet und auch die bezüglichen Fachprüfungen an der genannten Anstalt bestanden hatte, ging er an die landwirthschaftliche Akademie zu Hohenheim bei Stuttgart, wo er ein Jahr auf die Fortsetzung der landwirthschaftlich-technischen Studien verwendete. Nachdem er sich sodann theils mit der landwirthschaftlichen Praxis, theils mit Privatstudien für kurze Zeit beschäftigt hatte, erhielt er eine Anstellung an der schweizerischen landwirthschaftlichen Schule im Kanton Thurgau als Hauptlehrer für naturwissenschaftliche Fächer (Physik, Chemie, Mineralogie, Botanik) und für Geometrie. Bis 1860 in dieser Stellung thätig gewesen, fühlte er sich wieder mehr von dem landwirthschaftlichen Berufe angezogen und suchte sich auf dessen Gebiete theils durch Privatstudien, theils durch Reisen eine weitere Vorbereitung für den Lehrberuf zu erwerben. Im J. 1864 an die höhere Lehranstalt zu Ungarisch-Altenburg als Professor für Land- und Forstwirthschaft berufen, wirkte er hier zunächst hauptsächlich auf dem Lehrgebiete des Acker- und Pflanzenbaues, wozu ihm ein Versuchsfeld und sonstige Mittel zur Verfügung gestellt waren. Später befaßte er sich auch noch mit Untersuchungen auf dem Gebiete der Thierzucht, worüber verschiedene Berichte von ihm in Fühling’s Neuer landw. Zeitung publicirt sind. Im Herbst 1869 übernahm er die ihm angetragene Professur für Landwirthschaft an der technischen Schule des Joanneum zu Graz und wirkte auch in diesem Lehramte weiter, als das erwähnte Institut später mit der k. k. technischen Hochschule in Graz verbunden und vom Staate übernommen wurde. Hier war er als Lehrer und Schriftsteller bis zu Ende des Studienjahres 1894/95 mit Erfolg thätig, bekleidete während dieser 25jährigen Periode drei Mal das Rectorat der technischen Hochschule und functionirte außerdem als staatlich autorisirter Inspector der landwirthschaftlichen Lehrinstitute in Steiermark und Kärnten. – Seine litterarische Thätigkeit war hauptsächlich der Entwicklung des landwirthschaftlichen Maschinenwesens in Oesterreich, sowie der Hebung der dortigen Alpenwirthschaft gewidmet. In Anerkennung der damit bekundeten wissenschaftlichen Capacität ertheilte ihm das k. k. Ackerbauministerium gegen Ende der achtziger Jahre den Auftrag, ein Handbuch der gesammten Landwirthschaftslehre zu verfassen, was ungestört binnen wenigen Jahren zu vollenden ihm noch vergönnt war. Dies sollte für ihn die letzte Arbeit von größerem Umfange sein, denn als er sich im Herbst 1895 auf einer Erholungsreise nach Stuttgart begeben hatte, widerfuhr ihm dort das Unglück, durch einen Sturz so schwere Verletzungen zu erleiden, daß dadurch sein vorzeitiger Tod herbeigeführt wurde.