Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Weyrer, Stephan“ von Christian Mayer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 42 (1897), S. 284–285, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Weyrer,_Stephan&oldid=- (Version vom 29. Dezember 2024, 16:05 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Weyr, Emil
Nächster>>>
Weyrich, Victor
Band 42 (1897), S. 284–285 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Nach Wikipedia-Artikel suchen
Stephan Weyrer in Wikidata
GND-Nummer 139105263
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|42|284|285|Weyrer, Stephan|Christian Mayer|ADB:Weyrer, Stephan}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=139105263}}    

Weyrer: Stephan W., hervorragender Kirchenmeister der Reichsstadt Nördlingen. Seine Herkunft ist unbestimmt; nach unverbürgter Ueberlieferung stammte er aus dem benachbarten Dorfe Birkhausen. Hell aber glänzt sein Name in der Baugeschichte der Nördlinger Georgskirche. Er krönte das 1427 angefangene Werk, indem er den Bau überwölbte. Dies geschah in den zehn Jahren 1495 bis 1505. Ob dieser glücklichen Arbeit wurde W. ein berufener Meister. Auch andere Städte benützten seine Erfahrung. Sein Rath unterstützte die Kirchenbauten zu Onolzbach und Gmünd. An letztere Stadt empfahl ihn der Nördlinger Rath mit dem Zeugniß, „das Maister Stephan unserm kirchenpaw wol vorgewest ist, und den mit gewölben, mäuren und ander notturfft dermassen versehen hat, daß nit allein wir, sondern mennigklich, der in gesehen hat und noch sieht, im lob zusprechen“. Die Kirche selbst enthält auf ihren Vollender einen stattlichen Lobspruch; an der westlichen Wand steht in großen Buchstaben:

„Zu lob und er der hailgen untailbarlichen trivaltigkeit,
Auch der mutter gottes, sant görgen und magdalenen hailikeit,
Ist diser kirchen gwelb durch steffan weyrers geschicklicheit,
Do man zellt 1495 jar angefangen mit fürsichtigkeit,
Und durch in geendet im 1505. jar mit löblicheit.
Gott verleihe dises baws fürdrer ewige saligkeit.“ –

Das kunstgeschichtliche Urtheil darf dieses Lob bestätigen. Die Nördlinger Georgskirche ist ein imposantes Werk der spätgothischen Zeit, im Aeußern etwas massig und schwer, aber im Innern von hoher Schönheit, namentlich durch die tadellosen Proportionen des Baues. Das Verhältniß der Länge, Breite und Höhe ist ausnehmend glücklich getroffen; und mit diesen Ausdehnungen durchaus harmonisch erscheint die Figur der Säulen, die leicht und schlank zum Gewölbe aufsteigen. Letzteres, das Verdienst Weyrer’s, entfaltet sich aus den Säulen in der Höhe von etwa 20 m, steigt dann noch einige Meter hoch und bildet mannichfach wechselnde stern- und rautenförmige Figuren. Am östlichen Ende des Chorgewölbes zeigen sich in den einzelnen Feldern die gemalten Bildnisse der drei Kirchenpatrone, ferner um einen colossalen Christuskopf die vier Evangelisten. – W. pflegte neben der Baukunst auch die Bildhauerei. Das durchbrochene Geländer an der Orgelempore mit einer Kreuztragung ist seine Arbeit. War seine Hand wirklich, wie die Tradition behauptet, neben Ulrich Creitz auch bei dem kunstreichen Aufbau des Sacramentshäuschens und sogar bei der feinen [285] und trefflichen Steinsculptur der Kanzel betheiligt, so würde das seinen Ruhm erheblich steigern. Auch außerhalb der Kirche war er thätig. Er hat beispielsweise 1513 für 16 Gulden „den steinern kaysser gehawen“, eine artige, noch gut erhaltene Statuette des Kaisers Max über dem Thor des alten Tanzhauses. – Im J. 1517 erneuerte der Nördlinger Rath den Pactbrief des Meisters und bestätigte ihn abermals als Werkmeister an der Georgskirche und den andern städtischen Gebäuden. Stephan W. starb 1528, im Baumeisteramt ersetzt durch einen Sohn gleiches Namens, aber geringeren Rufes.