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Artikel „Walther, Samuel“ von Gustav Hertel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 123–124, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Walther,_Samuel&oldid=- (Version vom 4. November 2024, 23:23 Uhr UTC)
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Walther: M. Samuel W., geboren am 18. Februar 1679 zu Wegenstedt bei Gardelegen als Sohn des Pastors Johann W., studirte zu Helmstedt, Halle und Jena, wurde 1711 Conrector an der Saldern’schen Schule zu Brandenburg, siedelte aber schon 1712 nach Magdeburg über, wo er am 13. December das Conrectorat an dem städtischen Gymnasium übernahm. Hier wirkte er unter dem Rector M. Gottfried Bergner und wurde nach dessen Tode (4. Sept. 1731) zu seinem Nachfolger erwählt; am 17. Februar 1732 wurde er als Rector eingeführt. In dieser Stellung hat er bis zu seinem am 10. Mai 1754 erfolgten Tode gewirkt. Walther’s amtliche Thätigkeit war besonders auf die innere Erneuerung der bereits sehr im Verfall begriffenen Schule gerichtet. Aber alle von ihm versuchten Mittel hatten doch keinen rechten Erfolg, weil Umstände, deren Abänderung nicht in seiner Macht lag, seine Bemühungen vereitelten. Wir können diese Angelegenheit hier um so eher übergehen, als Walther’s Bedeutung nicht in seiner Thätigkeit als Schulmann, sondern vielmehr in der als Schriftsteller beruht. Als solcher war er unermüdlich thätig und er ist unter allen Litteraten Magdeburgs im vorigen Jahrhundert der vielseitigste und fruchtbarste. Seine ersten Schriften sind philosophischen und theologischen Inhalts ohne größere Bedeutung. Seine erste Schrift ist wol die 1716 erschienene philosophische Abhandlung: „Thales sive de contemplatione, quo loco sit habenda, commentatio, cui accedunt philosophumena quaedam ex huius philosophi vita et studiis haurienda“. Ihr folgten noch 6 weitere nach den Namen der übrigen Weltweisen benannte gleichartige Schriften. Bald wandte sich W. der Geschichte und der Alterthumskunde zu, worüber er ebenfalls eine Reihe Schriften verfaßt hat. Von größerem Werthe sind jedoch nur diejenigen, welche sich auf die Magdeburgische Geschichte beziehen. Hier hat er Quellen benutzt, die jetzt zum Theil nicht mehr vorhanden sind, hier konnte er ferner aus eigener Anschauung Verhältnisse und Oertlichkeiten u. a. schildern, die wir nicht mehr kennen. Wenn auch seiner Forschung der Mangel, den man bei Untersuchungen aus dem vorigen Jahrhundert so oft findet, nämlich eine gewisse Gleichgültigkeit und Ungenauigkeit in der Behandlung der Urkunden, gleichfalls anhaftet, so sind seine kleinen Monographien doch immer noch von Werth, zumal W. über eine große Kenntniß der einschlägigen Litteratur verfügte. Unter diesen Schriften, die zum Theil als Schulprogramme, zum Theil als Gelegenheitsschriften für Jubiläen oder festliche Veranlassungen erschienen, sind zu nennen die über die Ulrichs- und über die Katharinenkirche, über die Hieronymitenbrüderschaft, über den Calvarienberg, über den Ursprung der Rose im Magdeburgischen Wappen, über den Dompropst Georg von Anhalt, über die Einführung der Reformation in Magdeburg, Hundertjähriges Denkmal der Zerstörung Magdeburgs u. a. Alle diese Schriften haben nur geringen Umfang, da sie eben fast alle Gelegenheitsschriften waren. Die bedeutendsten aber von seinen Schriften nicht sowol ihres Umfanges, als ganz besonders ihres Inhalts wegen sind seine „Singularia Magdeburgica“ in 12 Stücken, welche sich zum größeren Theile mit der Geschichte derjenigen Gegenden, welche seiner Heimath benachbart waren, beschäftigen. Die ersten Stücke behandeln Magdeburgische und Halberstädtische Angelegenheiten, Grenzstreitigkeiten und Verträge zwischen beiden Stiftern u. a. In dem 5. Stück gibt er eine Geschichte des Amtes Weferlingen, dann des Amtes Oebisfelde, des Drömlings, des Klosters Althaldensleben und des Klosters Hillersleben, der Burg Altenhausen und eines Streites über das Halbgericht zwischen dem Erzstift Magdeburg und dem Hause Braunschweig. Es sind dies so weltabgeschiedene Gebiete, zumal in früherer Zeit, daß die geschichtlichen Nachrichten darüber sehr dürftige sind. Hier hat nun W. mit seltenem Fleiß und vielem Geschick eine Menge geschichtlicher Nachrichten zusammengebracht, so daß seine Darstellungen [124] immer noch als grundlegend angesehen werden müssen. Sogar genealogische Tabellen der adeligen Geschlechter und Karten, die die damaligen örtlichen Verhältnisse zur Anschauung bringen, hat er seiner Darstellung beigefügt. Dieses Werk wird daher, abgesehen von seinen anderen zahlreichen Schriften, Walther’s Namen als Forscher immer unvergessen machen.

Holstein, Beiträge zur Geschichte des Altstädtischen Gymnasiums zu Magdeburg, in den Magdeb. Geschichtsblättern V, S. 9. – Dittmar, Samuel Walther’s Historia litteraria Excidii Magdeburgici, in den Magdeb. Geschichtsbl. XXV, S. 364.