ADB:Wallenstein, Gottfried von

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Artikel „Wallenstein, Gottfried von“ von Wilhelm Grotefend in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 735–736, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wallenstein,_Gottfried_von&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 20:34 Uhr UTC)
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Wallenstein: Gottfried v. W., fürstlich hessischer geheimer Rath, Hofrichter und Hofmeister, wurde als Sohn Philipp Ludwig’s v. W. und seiner Gattin Elisabeth geborenen v. Berlepsch am 27. Mai 1607 geboren (Zwilling). W. wurde im Jahre 1614 von seinem auf dem Familienstammgute W. angesessenen Vater nach dem nahen Hersfeld auf das dortige Gymnasium geschickt, wo er vier Jahre verblieb. Von 1620 an besuchte er mehrere Jahre das hessische Rittercollegium Mauritianum in Kassel. Von Kassel aus trat er dann zur Vervollkommnung seiner Ausbildung eine längere Reise nach Straßburg, Genf und durch Frankreich an. Schon während seiner Studien auf dem Mauritianum hatte W. Gelegenheit gehabt, bisweilen an den Hof des Landgrafen Moritz des Gelehrten zu kommen, wo der junge Landgraf Wilhelm V., der Held des dreißigjährigen Krieges, an dem aufgeweckten Jüngling Gefallen gefunden hatte. Als nun W. aus Frankreich zurückkehrte, ernannte ihn Landgraf Wilhelm, der bereits für eine von ihm beabsichtigte, aber nicht zur Ausführung gelangte Reise nach Frankreich seine Begleitung gewünscht hatte, zu seinem Hofjunker. Am 28. April 1636 verehelichte sich W. mit Juliane Elisabeth v. Uffeln, Tochter des hessischen Geheimen Raths, Kammermeisters und Generalkriegscommissars v. U. und der Apollonia Elisabeth, geborenen von Edelkirch, die ihm in fast 26jähriger Ehe 12 Kinder – 8 Söhne und 4 Töchter – gebar, welche jedoch mit Ausnahme des ältesten Sohnes Christian Wilhelm v. W., hessischen Oberamtmanns der Städte und Aemter Homberg und Borken, früh verstarben. Die ersten Jahre der Ehe Wallenstein’s waren sehr trübe. In der bösen Kriegszeit wurde auch das Gut Wallenstein eingeäschert, so daß das junge Paar des eigenen Heimes beraubt bald hier, bald dort, u. a. in Ziegenhain vorübergehenden Aufenthalt nehmen mußte. Im J. 1640 erhielt W. von der Landgräfin-Regentin Amelie Elisabeth, der seine Verwendbarkeit von früher her wohlbekannt war, einen Ruf als Regierungsrath nach Kassel, eine Stellung, die er bis zum Jahre 1650 bekleidete. Als Landgraf Wilhelm VI., der bis dahin der Vormundschaft seiner ebengenannten Mutter unterstellt gewesen war, die Zügel selbständig ergriff, zog er W. unter Ernennung zum Geheimen Rath und Hofmeister seiner Gemahlin Hedwig Sophie von Brandenburg, der Schwester des großen Kurfürsten, vollends in seine nächste Umgebung. Bei eingetretener Vacanz wurde W. im August 1656 zum Sammthofrichter der hessischen Häuser zu Kassel und Darmstadt in Marburg bestellt, blieb aber nach wie vor in enger Berührung mit seinem Herrn, was um so mehr zu Wallenstein’s Gunsten spricht, als Landgraf Wilhelm VI., einer der tüchtigsten hessischen Regenten, von seinen Beamten besonders viel verlangte (s. W. Grotefend, Die Regententhätigkeit Landgraf Wilhelm’s VI. im „Hessenland“, Jahrg. IX, 1895, Nr. 19 ff.). Seit mehreren Jahren von Steinbeschwerden geplagt erlag W. einer Lungenentzündung, die er sich bei den Hoffestlichkeiten am Tage der Taufe der Prinzessin Elisabeth Henriette, der nachherigen Gemahlin Kurfürst [736] Friedrich’s III. von Brandenburg, zugezogen hatte, nach längerem Krankenlager am 11. März 1662. Wie hoch die Familie v. W. vom landgräflichen Hause geschätzt wurde, beweist der Umstand, daß der schon erwähnte älteste Sohn Wallenstein’s dem jungen Landgrafen Wilhelm VII. auf dessen Reise nach Holland, England und Frankreich als Reisebegleiter beigegeben wurde, seine Wittwe aber von der Landgräfin Hedwig Sophie selbst als Hofmeisterin in ihren persönlichen Dienst gezogen wurde. Als sich der Landgräfin älteste Tochter Charlotte Aemilie (Amalie) 1667 mit dem damaligen Kronprinzen, späteren König Christian V. von Dänemark, vermählte, bekam sie Frau v. W. als Hofmeisterin mit. Aus Dänemark nach Kassel im J. 1669 zurückgekehrt und in ihre Hofstellung in Kassel wieder eingetreten, ging Frau v. W. im J. 1677 im Auftrage ihrer Herrin nochmals an den dänischen Hof, wo sie sich 15 Jahre aufhielt. Von Dänemark zog sie sich schließlich zu ihrem Sohne nach Homberg in Hessen zurück und starb 74 Jahre alt am 1. October 1692 zu Kassel.

Christliche Ehrenseul, dem weyland … Herrn Gottfried von Wallenstein … uffgerichtet durch Joh. Henr. Stöckenium. Cassel 1662. S. 51 bis 68. – Kalkhoff’s Collectaneen vom hessischen Adel. Ständische Landesbibliothek Kassel (Msc. Hass. fol. 74 c).