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Artikel „Wüllner, Franz“ von R. Peters. in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 44 (1898), S. 309–310, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:W%C3%BCllner,_Franz&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 19:47 Uhr UTC)
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Wüllner: Franz W., hervorragender Schulmann und Sprachforscher, wurde geboren am 27. November 1798 zu Salinghausen bei Arnsberg als Kind frommer, biederer Landleute. Trotz großer Schwierigkeiten setzte er es durch, daß er sich dem Lehrerstande widmen konnte. Nachdem er einige Zeit Hülfslehrer bei einem Schulvicar gewesen war, beschloß er durch Absolvirung des Gymnasiums sich den Zugang zum wissenschaftlichen Studium und zur Lehrthätigkeit an höheren Schulen zu verschaffen. So wurde er, im Alter von 18 Jahren, in die unterste [310] Classe des Gymnasiums zu Arnsberg aufgenommen, konnte aber schon nach vier Jahren mit glänzendem Abgangszeugniß die Universität beziehen. Das Studium führte ihn für drei Jahre nach Bonn und ein Jahr nach Berlin; dann wurde er Lehrer am Gymnasium zu Münster in Westf. Schon im J. 1828 (12 Jahre nach seinem Eintritt in das Gymnasium zu Arnsberg) wurde er Director des neugegründeten Gymnasiums zu Recklinghausen, das unter seiner Leitung rasch aufblühte. Im J. 1832 übernahm er, als Nachfolger Kortüm’s[WS 1] und Brüggemann’s, die Leitung des Gymnasiums zu Düsseldorf, wo er 1842 starb.

Von Wüllner’s umfassender Gelehrsamkeit zeugen die Schriften und Abhandlungen aus dem Gebiet der classischen Philologie und der vergleichenden Sprachforschung. Als Sprachforscher vertrat er den Standpunkt, daß die Sprache aus Empfindungslauten hervorgegangen sei und daß aus denselben die sprachlichen Wurzeln zu erklären seien; daß ferner alle Sprachen der Erde verwandt und aus einer Ursprache hervorgegangen seien. Werke: „De cyclo epico poetisque cyclicis“ (Münster 1825); „Die Bedeutung der sprachlichen Casus und Modi“ (1827); „Ueber Ursprung und Urbedeutung der sprachlichen Formen“ (1831); „Die Verwandtschaft des Indogermanischen, Semitischen und Tibetanischen“ 1838).

Abhandlungen: De Sophocle φιλομήρῳ; De Terentii Varronis Atacini vita et scriptis; De Laevio poeta; De aliquot carminibus Horatii; Ueber den König Oedipus des Sophokles; Ueber den Aias des Sophokles.

R. Peters.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Karl Wilhelm Kortüm (1787–1859), Regierungsschulrat in Düsseldorf.