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Artikel „Wächter, Josef“ von Friedrich Teutsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 434–435, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:W%C3%A4chter,_Josef&oldid=- (Version vom 27. Dezember 2024, 19:15 Uhr UTC)
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Wächter: Dr. Josef W., geboren in Hermannstadt am 16. Juni 1792, ein Siebenbürger Sachse. Seine Jugend verlebte er in Schäßburg, wohin sein Vater als Stadtphysicus übersiedelt war, besuchte aber das Obergymnasium in Hermannstadt, von wo er 1811 nach Wien zum Studium der Medicin ging. Die Zeitereignisse machten ihn zum Schriftsteller. Im Jahre 1809 hatte der Kaiser Franz im Kampf gegen Napoleon die sächsische Nation in Siebenbürgen aufgefordert, ein freiwilliges Feldjägerbataillon aufzustellen, was die Nation rasch und getragen von deutschnationaler Begeisterung that. Die Erinnerung an diese „ersten Jäger“, die übrigens nicht zum Kampf gekommen sind, da der Friede sie an Ungarns Grenze überraschte, ließ 1813 zum zweiten Male das Kaiserhaus an die altbewährte Treue der Nation appelliren und diese stellte „aus dem Kern der Nationaljugend“ ein Jägerbataillon von 1259 Mann auf, die im Volksmund lebenden „zweiten Jäger“. Als sie am 19. November in Wien einmarschirten, bewillkommneten sie alle dort anwesenden Landsleute, W. veröffentlichte [435] damals ein Gedicht: „Aufruf an die Sachsen in Siebenbürgen bei ihrem Durchmarsch durch die österr. Staaten. Nebst einer gedrängten Skizze der Geschichte dieser Nation“. Mit wohlthuender Wärme, mit Verständniß wird das Wesen, die Verfassung, Sitte und Geschichte dieser „deutschen Nation“ in Siebenbürgen dargestellt und aus dem Gedichte spricht der hohe nationale und sittliche Pathos jener Zeit. Gerold hatte den Verlag übernommen und daraus entwickelte sich ein überaus schönes Freundschaftsverhältniß, das in den Kindern sich fortsetzte und dem W. es zu verdanken hatte, in die wissenschaftlichen und Künstlerkreise Wiens Zutritt zu erhalten. W. promovirte 1817 in Wien, war dann in Mühlbach und Hermannstadt als Arzt, hier daneben auch in Angelegenheiten der Stadt, der Nation, 1863/4 auf dem sieb. Landtag als Regalist, der Kirche thätig, immer im Bewußtsein dessen, daß es gerade in kleinen Gemeinwesen nothwendig sei, dem Ganzen zu dienen. In der Hermannstädter Kirchengemeinde nahm er sich besonders des ev. Waisenhauses an, das die Stiftung eines dortigen Bürgers G. Theiß im J. 1753, in wenig erfreulichem Zustand sich befand. W. hat als Inspector diese menschenfreundliche Anstalt neun lange Jahre hindurch geleitet, nachdem er sie neugeschaffen und eingerichtet hatte. Die freudig dargebrachten eignen Opfer eiferten die Gemeinde zu ähnlichen an, seine Jahresberichte erhielten und mehrten das Interesse und als das Waisenhaus 1883 in ein neues Heim übersiedelte, da fehlte der Dank an ihn nicht. Er war im 86. Lebensjahr, nachdem er in seine alte Heimath nach Schäßburg übersiedelt war, um den Lebensabend bei seinen dort vermählten Töchtern zuzubringen, am 30. Januar 1880, dort gestorben.

Trausch, Schriftstellerlexikon III, 466. – G. D. Teutsch, Denkrede auf J. Wächter im Archiv des Vereins für sieb. Landeskunde XVI, 1.