ADB:Vriolsheimer
Joh. Pauli (s. d.; Oesterley’s Ausg. S. 224) übliche, wo die Köchin die Näscherin ist und den Besucher durch die Finte, der Gastgeber schärfe draußen die Klinge, um ihm die Ohren abzuschneiden, forttreibt, Hans Sachs (vgl. Goedeke, Grundriß2 II, S. 260, 41 d und 434 nr. 431) u. a. in deutscher Sprache, die V. zuerst anwandte. Viele Parallelen bei Oesterley, S. 514; andere: Wolf, Wagner’s Archiv f. Gesch. dtsch. Spr. u. Dchtg. S. 328; Reinhardstöttner, Ztschr. f. vrglchd. Litteraturg. N. F. VIII 474; Joh. Peter de Memel, Lustige Gesellschafft, S. 48 Nr. 118.
Vriolsheimer: um 1300, ‚der Vriolsheimaere‘ nennt sich im Schlußverse der Verfasser eines 130 Kurzzeilen umfassenden mittelhochdeutschen Schwankgedichts, das er zugleich als „ungelogen maere“ bezeichnet, sicher ein Fahrender. Der Inhalt ist folgender: Ein Ritter lädt auf Rath seiner Frau zu einem von zwei Hasen, die er erjagt, zuzubereitenden Mahle ihren Gevatter, den Pfarrer, ein. Sie ißt aber, während die beiden Männer in der Kirche sind, in Gemeinschaft mit ihren hinzugebetenen weiblichen Verwandten den Braten und macht, als jene angelangt sind und der hungrige Gatte sein Messer wetzt, dem die Ursache dieses Unmuths erfragenden Pfarrer weis, er wolle den letzteren für ihm hinterbrachten angeblichen Ehebruch mit ihr züchtigen. Aus Angst, es werde ihm geschehen „als mangen pfaffen ist ergân“, reitet der geistliche Herr heimlich davon, der Hauswirth aber, als er es erfährt und die Frau sagt, die Hasen habe er mitgenommen, ihm nach und ruft ihm nahe gekommen zu: „ir lâzet sie bêde hie!“ Der Pfarrer flieht, auch als der Verfolger nur noch „doch den einen“ verlangt, fürchtend es ginge ihm an die Testikeln, bis in seine Kirche. Der heimgekehrte und über den Sachverhalt aufgeklärte Ritter meint, Scherz ohne Zorn sei zuweilen gut. Dieser Stoff ist sehr oft behandelt worden, hauptsächlich unter Ersatz des verfänglichen Mißverständnisses durch ein harmloses, so das seitDen unter Vriolsheimer’s Unterschrift laufenden Text druckte v. d. Hagen, Gesammt-Abenteuer II, 149–152 ab, nach einer Heidelberger Copie und dem Coloczaer Codex (s. S. 672) und erinnert S. 147 A. für die Furchtäußerung des Pfarrers an Abälard. Der Name des kaum sprachlich bestimmt zu localisirenden Verfassers (Goedeke, Grundriß2 I, S. 225 f.) ist wol abzuleiten von dem seiner Heimath: Friedolsheim im Elsaß (s. Oesterley, Hist.-geogr. Wtrbch. 191 b) oder Friedelsheim bei Dürkheim?