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Artikel „Vollmer, Adolf Friedrich“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 251–252, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Vollmer,_Adolf_Friedrich&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 16:43 Uhr UTC)
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Vollmer: Adolf Friedrich V., Maler, wurde am 17. December 1806 in Hamburg als der Sohn eines Handlungsbuchhalters geboren. Vom Vater für den Kaufmannstand bestimmt, entschied er sich gegen dessen Willen für den Beruf eines Malers. Zu diesem Zwecke wandte er sich an den Professor Christoffer Suhr, der damals seinen Bruder Cornelius mit Panoramabildern den Continent bereisen ließ und mit ihnen überall Aufsehen erregte. Als Morgenstern von Rußland zurückkehrte, trat V. an seine Stelle und zog nun anderthalb Jahre mit dem Guckkasten durch Deutschland, während welcher Zeit er nicht viel anderes als der Bediente Suhr’s war und die niedrigsten Arbeiten verrichten mußte. Er suchte daher sobald wie möglich dieses Verhältniß zu lösen, und wurde Schüler des Malers Friedrich Rosenberg in Altona (geb. 3. März 1758 zu Danzig, † 15. Mai 1833 in Altona), eines geschickten Manieristen, der bei seinen Zeitgenossen einen unverdienten Ruf genoß. Großen Einfluß hat Rosenberg auf V. nicht ausgeübt, vielmehr schloß sich V. an Harzen an, dem er die Bekanntschaft mit Rumohr verdankte (1826). Rumohr lud ihn und Morgenstern auf sein Gut Schenkenberg im Lauenburgischen ein und hielt ihn dort bis zum J. 1829 fest, wo V. unter seiner Leitung ein Bild malte, das der Hamburgische Kunstverein ankaufte. V. war damals schon ein eigenartiger, selbstständiger Künstler, der namentlich in seinen Radirungen Hervorragendes leistete. Sein bestes Blatt aus jener Zeit behandelte ein Alstermotiv bei Winterhude. Es trägt die Jahreszahl 1826 und wirkt in seiner großen Einfachheit durchaus modern. Da V. sich der Marinemalerei widmen wollte, für die es damals an deutschen Akademien noch keine Lehrer gab, wandte er sich nach Kopenhagen, wo er Schüler Eckersberg’s wurde. Im Herbste des Jahres 1835 zog er nach München, wo er sechs Jahre blieb. Von dort aus unternahm er [252] häufige Ausflüge nach den Alpen, dem Bodensee und Venedig. Als er gegen das Jahr 1840 nach Hamburg zurückkehrte, stand er in dem Rufe eines bedeutenden Marinemalers. Doch fand man schon damals, daß sein Colorit bunt und hart sei. Seine besten Leistungen blieben seine ersten Zeichnungen und Radirungen; später ließ er sich von dem englischen Stahlstich beeinflussen, der für ihn ebenso schädlich wurde, wie das Bemühen die Kopenhagener und Münchener Eindrücke mit seiner Individualität zu verschmelzen. V. starb zu Hamburg im J. 1875, nachdem er mit dem Jahre 1866 erblindet und dadurch am Schaffen behindert gewesen war. Vollmer’s Bilder sind in den öffentlichen Sammlungen selten. Unter den drei Gemälden in der Hamburger Kunsthalle ist dasjenige, das „die Elbe bei Blankenese“ darstellt, das beste. Wer ihn kennen und würdigen lernen will, muß seine Handzeichnungen und Radirungen im Hamburger Kupferstichcabinet studiren. Den Brand seiner Vaterstadt hat er in einer Reihe reizvoller Lithographien geschildert.

Vgl. Hamburgisches Künstler-Lexikon. Hamburg 1854. I, 276. – A. Andresen, Die deutschen Maler-Radirer d. neunzehnten Jahrhunderts. Leipzig 1869. III, 24–41. – A. Lichtwark, Hermann Kauffmann und die Kunst in Hamburg von 1800–1850. München 1893. S. 57–59.