ADB:Volckmar, Friedrich
[757] verlegt wurde. Nach zehnjährigem Besitze verkaufte er 1845 die Handlung wieder an Oskar Bankwitz; als dieser aber 1855 fallirte, wurde die Firma von dem neuen Besitzer nach Berlin verlegt. Später, 1882, wurde das Geschäft durch Ankauf von Gebhardt & Wilisch nach Leipzig zurück verlegt, woselbst es noch besteht. Eine weitere Ausdehnung verlieh V. seiner Handlung im J. 1850 durch Erwerbung – in Verbindung mit Anton August Vogel – des angesehenen, bereits 1806 begründeten Verlags von C. F. Amelang in Berlin, welcher ihm eine Anzahl gediegener und sehr gangbarer Verlagsartikel zuführte, und welchem er seine besondere Sorgfalt widmete. Der gute Ruf und die angesehene Stellung, welche dieser Verlag, der nach Ausscheiden Vogel’s in seinen Alleinbesitz überging, zur Zeit im Buchhandel genießt, ist zum großen Theile sein Verdienst.
Volckmar: Friedrich V., hervorragender Buchhändler zu Leipzig und eigentlicher Begründer der jetzigen Buchhandlungsfirma gleichen Namens daselbst, geboren am 7. Juli 1799 zu Soest. V. begann seine buchhändlerische Selbständigkeit im J. 1829, indem er mit seinem Freunde Scharschmidt die Sortimentsabtheilung der angesehenen Hartmann’schen Buchhandlung übernahm, für die sie unter ihrem Namen Scharschmidt & Volckmar firmirten. Neben ihrem Sortiment widmeten sich beide Inhaber auch mit Erfolg dem Verlage, und nicht weniger als 14 Verlagsartikel gelangten während ihres ersten Geschäftsjahres in die Oeffentlichkeit. Indessen nur wenige Jahre blieb das Gesellschaftsverhältniß zwischen den Beiden bestehen. Bereits 1833 erfolgte die Trennung und jeder von ihnen begann unter eigenem Namen sein Geschäft. Während Scharschmidt nach kürzerer Zeit als selbständiger Buchhändler wieder verschwindet, faßte V. bald festen Boden und verschaffte seinem Geschäft schon nach wenigen Jahren einen gewissen Ruf und eine ansehnliche Ausdehnung. Als Verleger entwickelte V. eine außerordentlich fruchtbare Thätigkeit, was am besten daraus hervorgeht, daß sein Verlagskatalog bereits nach einer 13jährigen Wirksamkeit die Zahl von 207 Verlagsartikeln aufzuweisen vermochte. 1835 erweiterte V. sein Geschäft durch Ankauf der altberühmten Renger’schen Buchhandlung in Halle, welche durch ihn nach LeipzigWährend V. in den ersten Jahren seiner Selbständigkeit seine Hauptthätigkeit dem Verlage zuwandte, wurde diese mit den Jahren auf eine andere Specialität übertragen, die allmählich einen so gewaltigen Aufschwung erhielt, daß der Verlag der eigenen Firma etwas in den Hintergrund gedrängt wurde, bis er, nach Veräußerung der Bestände, nach und nach ganz aufgegeben wurde. Wir meinen das Specialgebiet des Commissionsgeschäfts. Bereits im J. 1839 vertrat V. am Leipziger Platze 52 auswärtige Buchhandlungen, die 1873 auf die Zahl von 303 gestiegen war, 1908 984 Committenten. Seit Jahren behauptet die Firma als Commissionär die erste Stellung am Leipziger Platze. V. starb am 7. März 1876. Er zählte zu jenen Männern im Buchhandel, die durch ihr treues, biederes Wesen Antheil gewinnen und trotz großer Erfolge sich jene Bescheidenheit bewahrten, welche das ausschließliche Privilegium edler Naturen ist. Mit seinem Hinscheiden verlor der Buchhandel, als dessen Urtypus er gelten konnte, einen seiner hervorragendsten Vertreter. Eine treue und wirksame Stütze hatte der „alte Volckmar“ (so nannte ihn der Buchhandel) in seinem Neffen Carl Voerster, geboren am 4. Mai 1826 in Soest, gefunden, welcher 1843 als Lehrling und 1854 als Theilhaber in die Firma eingetreten war. Die Geschichte und Entwicklung des Hauses Volckmar hängt mit der Voerster’schen Wirksamkeit aufs innigste zusammen. Ausgestattet mit tüchtigen Kenntnissen, mit kaufmännischem Scharfblick begabt, verdient Voerster († 3. Juni 1899) wohl die Anerkennung, daß mit seinem Eintritte in die Firma dieser das rein kaufmännische Princip aufgedrückt wurde, womit sich das Geschäft von jenen altüberlieferten und in ihren Formen veralteten Traditionen lossagte, die den freien Aufschwung des Geschäftes hemmten. Mit dem Eintritt Voerster’s erfolgte auch die Erwerbung und Weiterentwicklung des von Louis Zander im J. 1848 begründeten Baar-Sortiments (1861), einer bis dahin in mäßigem Umfange betriebenen Specialität. Mit welchem Scharfblicke die Geschäftsinhaber das Bedürfniß nach einer Centralstelle für Lieferung nur gebundener Bücher erkannten, und wie sehr dies Vorgehen, das anfänglich ein enormes Risico in sich schloß, von der Allgemeinheit geschätzt worden ist und noch wird, ist eine in der Praxis längst bewiesene Thatsache. Die Firma Volckmar wurde hierdurch bahnbrechend auf diesem Gebiete und zugleich vorbildlich für verschiedene gleichartige Geschäfte. Aber noch keins der neueren Geschäfte dieser Art hat die Volckmar’sche Schöpfung an Ansehen und Ausdehnung erreichen können.
Ein weiterer Theilhaber trat der Firma 1859 in Fr. Volckmar’s Sohne, Otto V., bei, dessen eifriger Thätigkeit hier gedacht werden muß. Als langjährigem Leiter des Baar-Sortiments gebührt ihm das Verdienst, diesem Geschäftszweig eine bei dessen Gründung nicht vorauszusehende Bedeutung verliehen [758] zu haben. Ein plötzlicher Schlagfluß entriß Otto Volckmar im besten Mannesalter, Weihnachten 1887, seiner vielseitigen Wirksamkeit.