ADB:Vogel, Johann Karl Christoph

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Vogel, Joh. Karl Christoph“ von Albert Richter (Pädagoge) in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 115–116, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Vogel,_Johann_Karl_Christoph&oldid=- (Version vom 4. Oktober 2024, 15:04 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Vogel, Julius
Nächster>>>
Vogel, Ludwig
Band 40 (1896), S. 115–116 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann Karl Christoph Vogel in der Wikipedia
Johann Karl Christoph Vogel in Wikidata
GND-Nummer 104085703
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|40|115|116|Vogel, Joh. Karl Christoph|Albert Richter (Pädagoge)|ADB:Vogel, Johann Karl Christoph}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=104085703}}    

Vogel: Joh. Karl Christoph V., Schulmann, geboren am 19. Juli 1795 zu Stadt-Ilm, Fürstenth. Schwarzburg-Rudolstadt, wo sein Vater praktischer Arzt war. Als dieser als Professor und Staatsrath in Kasan in russische Dienste trat, blieb der Knabe im Hause seines Großvaters, des Superintendenten Franke in Arnstadt, um das dortige Lyceum zu besuchen. 1812 bezog er die Universität Jena, um Theologie und Philologie zu studiren. An den deutschen Befreiungskämpfen theilzunehmen, hinderte den Jüngling nur sein schwächlicher Körperbau. 1815 trat er nach bestandener Prüfung als Lehrer in die Lang’sche Erziehungsanstalt zu Tharand ein, mit der er später nach dem anmuthigen Wackerbartsruhe, einem Landhause in den Weinbergen der Hoflösnitz bei Dresden, übersiedelte. Nachdem er 1820 eine größere wissenschaftliche Reise nach England, Schottland, Frankreich, Belgien und Holland unternommen hatte, auf der namentlich die Natur und die Werkstätten der Industrie sein Augenmerk auf sich zogen, verheirathete er sich 1821 mit einer Tochter des Director Lang und trat als Mitleiter der Anstalt ein. Aber schon 1823 löste die Erziehungsanstalt in Wackerbartsruhe sich auf, und V. folgte 1824 einem Rufe als Director der höheren Stadtschule zu Crefeld. Am 7. October 1832 übernahm er das Directorat der Bürgerschule zu Leipzig, wohin man ihn in der Hoffnung berufen hatte, an ihm einen tüchtigen Organisator des gesammten städtischen Schulwesen zu gewinnen. Und diese Hoffnung ward nicht getäuscht. Schon das Osterprogramm 1833 brachte einen wohldurchdachten Organisationsplan, und Ostern 1834 trat neben der neugestalteten Bürgerschule eine Realschule, die erste in Sachsen, ins Leben. Für die Ausgestaltung und Förderung des Realschulwesens ist V. sein Leben lang hervorragend thätig gewesen, auf seine Anregung fand auch 1845 die erste Versammlung deutscher Realschulmänner statt. Hervorragenden Antheil hatte er auch an der Einberufung und an den Verhandlungen der Allgemeinen deutschen Lehrerversammlungen. Seine schriftstellerische Thätigkeit war lediglich der Schule gewidmet. Seinen Namen trägt eine jetzt in ganz Deutschland verbreitete Leselehrmethode, die sogenannte „Vogel’sche Normalwörter-Methode“, eine Abart des Jacotot’schen Verfahrens, die den gesammten ersten Anschauungs-, Lese- und Schreibunterricht an eine Reihe von Hauptwörtern (Normalwörtern) anknüpft, und für die er „Des Kindes erstes Schulbuch“ (Leipzig 1843) schrieb, an das sich dann von ihm herausgegebene Schullesebücher für die weiteren Schuljahre anschlossen. Den ersten Versuch mit Normalwörtern hatte freilich M. O. Krämer, ein Lehrer an der Leipziger Bürgerschule gemacht, und von diesem wurde Vogel’s Vorgehen fast wie eine Art litterarischer Diebstahl behandelt; aber die praktische Ausgestaltung des Krämer’schen Gedankens rührt doch erst von V. her und „Krämer hat erst zur Feder gegriffen, nachdem von dem Vogel’schen Buche bereits die dritte Auflage erschienen war“. Hätte V. die Sache nicht in die Hand genommen, so bleibt es sehr fraglich, ob Krämer und sein Gedanke heute nicht längst vergessen wären. Außerdem war V. namentlich auf dem Gebiete des geographischen und des naturwissenschaftlichen Unterrichts thätig. Er gab einen „Schulatlas mit Randzeichnungen“ heraus, der der Verbindung von Geographie, Geschichte und Naturgeschichte dienen sollte, ein „Hilfsbuch zum neuen Schulatlas“ erörterte die methodischen Grundsätze und gab die Erläuterungen der Randzeichnungen. Gleichem Zwecke diente das „Handbuch zur Belebung des [116] geographischen Unterrichts“, dessen einzelne Bände unter den Titeln „Naturbilder“, „Geschichtsbilder“ und „Landschaftsbilder“ erschienen. Zuletzt erschienen noch „Geographische Bilder zur Länder- und Völkerphysiognomie“. Unter dem Titel „Germania“ gab V. eine Mustersammlung von Lesestücken aus der Geschichte und Geographie des deutschen Landes heraus. Im Verein mit Dr. Otto Delitsch, Lehrer an der Leipziger Realschule, veröffentlichte V. neue Schulwandkarten auf Wachstuch, die dem Zeichnen im geographischen Unterrichte Vorschub leisteten. Im Verein mit Friedrich Körner redigirte er seit 1852 die Zeitschrift „Die höhere Bügerschule“. V. starb am 15. November 1862. Einer seiner Söhne war der 1855 in Wadai ermordete Afrikareisende Eduard V.

Schott, Abriß des Lebens und Wirkens von Dr. J. K. Chr. Vogel. Leipzig 1863. – Mitteilungen der Bürgerschule und der städtischen Realschule an das Elternhaus ihrer Zöglinge. Jahrg. XXI., Nr. 3 und 5. Leipzig 1862.