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Artikel „Versen, Maximilian von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 54 (1908), S. 741–742, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Versen,_Maximilian_von&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 09:00 Uhr UTC)
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Versen: Maximilian von V., königlich preußischer General der Cavallerie, einer alten in Pommern ansässigen Officiersfamilie entstammend, wurde am 30. November 1833 auf dem Gute Wurchow bei Neustettin geboren, in den Cadettenhäusern Potsdam und Berlin erzogen, kam am 7. Mai 1851 zum 1. Garde-Ulanenregimente in Potesdam und wurde in diesem am 18. Januar 1853 Officier. Schon im Sommer 1855 wurde er Regiments-, und 1858 Brigade-Adjutant. Als solcher kam er nach Berlin, wo er nebenher als Hospitant am Unterrichte der Allgemeinen Kriegsschule (alsbald Kriegsakademie) theilnahm. In dieser Zeit begann im Officiercorps die Lust an Hindernißrennen Wurzel zu schlagen; V. widmete sich ihm mit Lust, vielem Eifer und großem Geschick; er hat es bis zuletzt, durch eine kleine, zierliche Figur begünstigt, mit voller Hingebung betrieben und gefördert. Im Sommer 1865 wurde er Rittmeister und Eskadronchef, aber kurz vor Ausbruch des Krieges vom Jahre 1866 erfolgte seine Versetzung als Hauptmann zum Generalstabe. Als solcher hat er bei der zur Armee des Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen gehörenden Cavalleriedivision des Generals v. Hartmann (s. A. D. B. X, 691) den Feldzug in Böhmen mitgemacht. Sie spielte keine glänzende Rolle. Die Schuld trug, neben den damals maßgebenden Ansichten über Cavallerieverwendung, der Commandeur, mit dessen Anordnungen V. vielfach nicht einverstanden war. Diesem trug ein glückliches Gefecht am 15. Juli bei Rokeinitz, das einzige, das er mitmachte, den Orden pour le mérite ein.

Als der Friede geschlossen war, verblieb er bei den preußischen Besatzungstruppen in Dresden. Hier reifte in ihm der Gedanke, neue Kriegserfahrungen außerhalb Europas zu suchen. Schon zwei Mal hatte er sich vergeblich bemüht, die Genehmigung zu einem derartigen Versuche zu erlangen, zur Theilnahme am nordamerikanischen Bürgerkriege und an dem französischen Unternehmen in Mexiko. Im Februar 1867 erhielt er die Erlaubniß, seiner Bitte gemäß nach Paraguay gehen zu dürfen, wo der Dictator Lopez mit Brasilien Krieg führte. Aber seine Absicht, an diesem theilzunehmen, verwirklichte sich nicht. Nachdem er unter vielen Fährlichkeiten sein Reiseziel, das Hauptquartier des Dictators, erreicht hatte, ließ ihn dieser, der überall Verrath und Spionage witterte, verhaften, und erst nach achtzehnmonatlicher Gefangenschaft, in der er wie ein schlimmer Verbrecher behandelt worden war, gelang ihm die Flucht nach Argentinien. Im Sommer 1869 kam er auf dem Wege über Chile und quer durch Nordamerika im Vaterland wieder an. Seine Erlebnisse hat er in zwei Büchern geschildert: „Reisen in Amerika und der südamerikanische Krieg“ (Breslau 1872) und „Transatlantische Streifzüge. Erlebnisse und Erfahrungen aus Nordamerika“ (Leipzig 1876).

Alsbald von neuem im Generalstabe angestellt, kam er zum V. Armeeecorps, welches General v. Steinmetz befehligte, nach Posen, doch wurde diese Verwendung im Frühjahr 1870 durch eine Entsendung nach Spanien unterbrochen, [742] wo man sich mit der Thronfolge des Erbprinzen von Hohenzollern beschäftigte, und bei Ausbruch des Krieges gegen Frankreich wurde er Generalstabsofficier der 4. Cavalleriedivision des Prinzen Albrecht von Preußen (Vater), welche zur III., der vom Kronprinzen Friedrich Wilhelm commandirten, Armee gehörte. Viel Glück hatte er auch in diesem Feldzuge nicht. Durch den Generalstabschef, General v. Blumenthal, in zweiter Linie festgehalten, wollte der Prinz am Morgen des 6. August mit der Division, um in das zur Schlacht von Wörth sich entwickelnde Gefecht einzugreifen, auf den Kanonendonner zu marschiren. Versen’s Bedenken gegen ein solches Nichtbefolgen der erhaltenen Weisungen hielten ihn davon ab, und als am nächsten Tage die Division zur Verfolgung vorgeschickt wurde, ward diese bald eingestellt, weil es zu spät und die Fühlung mit dem Feinde bereits verloren gegangen war. Nun blieb die Division vor der Front, und ihre Regimenter leisteten auf dem Marsche gegen Sedan vorzügliche Dienste (Cardinal v. Widdern, Verwendung und Führung der Cavallerie im Jahre 1870, V S. 293. Berlin 1904). In der Schlacht vom 1. September wurde V. durch einen Granatsplitter schwer am Fuße verwundet und mußte nach Deutschland zurückkehren. Ende November war er wieder bei der Division, gerade früh genug, um an dem Loirefeldzuge theilnehmen zu können (Fr. Hoenig, Der Volkskrieg an der Loire IV, Berlin 1893). Aber schon in den letzten Tagen des December erkrankte er sehr schwer an den Pocken. Damit war seiner Thätigkeit im Felde ein Ziel gesetzt. Sie hatte ihm das Eiserne Kreuz 1. Classe eingetragen. Nach Friedensschluß wurde er etatsmäßiger Stabsofficier im Thüringischen Husarenregimente Nr. 12 in Merseburg, zu dessen Commandeur er 1874 ernannt ward. Hier blieb er, bis er im December 1882 an die Spitze der 14. Cavalleriebrigade in Düsseldorf berufen ward, eine Stellung, die er im März 1884 mit der gleichen bei der 2. Garde-Cavalleriebrigade in Potsdam vertauschte. Im April 1888 folgte die Ernennung zum Commandeur der 8. Division in Erfurt und dann in raschem Wechsel im März 1889 die zum Commandeur der Cavalleriedivision des XV. Armeecorps in Metz, im December des nämlichen Jahres die zum Commandeur der Garde-Cavalleriedivision in Berlin. Wiederum nur für ganz kurze Zeit. Denn schon am 24. März 1890 wurde er zum commandirenden General des III. Armeecorps in Berlin ernannt und am 27. Januar 1892 schloß sein Aufsteigen auf der Rangleiter, deren Sprossen er seinem jedesmaligen Dienstverhältnisse entsprechend beschritten hatte, mit der Beförderung zum General der Cavallerie ab. Ein Jahr darauf begann er zu kränkeln, legte sich aber keinerlei Schonung auf und starb am 1. October 1893 zu Berlin.

General von Versen. Ein militärisches Zeit- und Lebensbild. Von Generalmajor Freiherrn v. Werthern. Berlin 1898.