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Artikel „Tichtl, Hanns“ von Franz von Krones in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 242–243, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Tichtl,_Hanns&oldid=- (Version vom 23. April 2024, 08:26 Uhr UTC)
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Tichtl: Hanns T., Mitglied und Professor der medicinischen Facultät, praktischer Arzt und Akademiker in Wien, – in seinem ärztlichen Berufe, wie ein nachträglich aufgefundenes Bruchstück von Aufzeichnungen nachweist, bereits 1472 thätig, Verfasser eines zeitgeschichtlich interessanten Tage- und Vormerkbuches innerhalb der Jahre 1477–1494. Ueber seinen Lebensgang läßt sich nur Weniges beibringen. S. 26 seines Tagebuches (h. von Karajan im l. Bd. der Scriptores rer. austr. – 1. Abth. der Fontes rer. austriac. 1855) bezeichnet T. Oberösterreich als sein Vaterland. Z. J. 1482 (S. 15) finden [243] sich die Worte – hiermit schließe das sechste Jahr seines medicinischen Doctorates. Zum gleichen Jahre (S. 13) berichtet er Nachstehendes: „Den 22. Febr. 1482, 7 Uhr Abends leistete ich in der Wiener Hofburg dem unüberwindlichsten Kaiser Friedrich, Herzog von Oesterreich, den Eid als Professor des medicinischen Studiums. Dies Lehramt legte meinethalben in die Hände des Kaisers zurück der ehrwürdige und wackere Mann Meister Kristof Kchreizer, mein Vater, Lehrer und Leiter vor Allen“ … Dann beschreibt er ausführlich die Eidesleistung und bemerkt, daß die sämmtlichen Doctoren der Facultät ihre Zustimmung schriftlich abgaben. So trat er im sechsten Jahre des medicinischen Doctorates in den Verband der Facultät, während er seit 1477, wie sein Tagebuch ausweist, die Praxis ausübte. Das Wiener Grundbuch erwähnt unter dem 3. Febr. 1483, daß „Meister Hanns Tichtel, leerer der Erzeney und Margreth, sein Hausfrou“, „Nutz und Gewehre“ eines Stadthauses erwerben. Seine litterarische Hinterlassenschaft – das oben angeführte Tag- und Vormerkbuch, in welchem die Einnahmen der medicinischen Praxis, persönliche Angelegenheiten und Zeitereignisse bunt durch- und nach einander laufen, ist eine nicht unwichtige Quelle zur Geschichte einer der bewegtesten Epochen Niederösterreichs, vornehmlich in den Jahren des Krieges K. Friedrich’s mit K. Mathias Corvin, dem es gelang, die Eroberung Niederösterreichs großentheils zu vollenden, in Wien seinen Hofhalt aufzuschlagen und endlich auch Wiener-Neustadt zur Uebergabe zu zwingen. Diese Vorgänge beleuchtet auch T. mit patriotischem Schmerze, der sich besonders zur Zeit der äußersten Nothlage Wiens und Wiener-Neustadts 1485 und 1487 Luft auf Kosten des Kaisers macht. Um so treuherziger jubelt er, als König Max die Rückeroberung Wiens und die Räumung Niederösterreichs seitens der Ungarn bewerkstelligt. Er wird nicht müde den Namen Maximilian zu schreiben. Tichtl’s zeitgenössische Notizen schließen 1493 mit der Angabe, daß am 12. October 1493 Maximilian von Wien gegen die Türken aufgebrochen sei. Das Tagebuch bricht mit dem Februar des Jahres 1494 ab. Ob dies mit dem Ableben Tichtl’s zusammenhängt, oder ob wir – was wahrscheinlicher – sein Dasein noch weiter hinaus annehmen dürfen, entbehrt einer sicheren Entscheidung, überdies sei auch bemerkt, daß T. zu den eifrigsten Mitgliedern der von seinem Universitätscollegen Konrad Celtes gestifteten „Sodalitas Danubiana“ zählte, wie dies sein Brief an den Genannten vom 6. Februar 1493 und andererseits eine Ode des Letzteren an T. (s. Odarum III, 3) bezeugen.

(Unvollständige) Ausgabe des Tagebuches bei Rauch, scrr. rer. austr. II, 533–563; neuere, kritische und komm. Ausgabe bei Karajan a. a. O. Fontes rer. a. I, 3–66. – Aschbach, Gesch. der Wiener Univ. II. a. 1877.