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Artikel „Thamm, Balthasar“ von Hugo Holstein in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 37 (1894), S. 650–651, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Thamm,_Balthasar&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 07:13 Uhr UTC)
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Thamm: Balthasar Th., Dramatiker des 16. Jahrhunderts. Er war in Roßwein geboren, besuchte nach Beendigung der theologischen Studien drei Jahre lang die Poetenschule in Regensburg und wurde von Rochlitz, wo er seit 1585 Cantor gewesen war, 1591 auf Empfehlung des Hauptmanns Heinrich v. Bünau zu Rochlitz als Cantor und Collega an das Gymnasium zu Altenburg berufen. Er versah dieses Amt, das ihn auch zum Unterricht in der Dichtkunst verpflichtete, bis zum Jahre 1595, wo er Pastor in Nägelstädt wurde. Hier starb er 1611. Im J. 1594 verfaßte er zur Geburtstagsfeier der Herzogin zu Sachsen Dorothea Maria, einer gebornen Fürstin zu Anhalt, eine „Tragicomödia. Ein schön Christliches Spiel von der Gottseligen züchtigen Jungfrawen Dorothea, Welche vnter dem Keyser Maximino zu Alexandria die Kron der Martyrer empfangen“. Das Stück erschien zu Leipzig 1595 und war von Abraham Lamberg daselbst gedruckt. Die Aufführung fand auf dem fürstlichen Schlosse zu Altenburg, [651] aber nicht, wie ursprünglich beabsichtigt war, am Geburtstage der Herzogin (Visitationis Mariae – 2. Juli), sondern, wie Th. in der der Herzogin gewidmeten Vorrede vom Tage Mariä Geburt (8. September) 1594 sagt, am 14. Sonntag nach Trinitatis (1. September) statt. Die Anlage ist wie in allen gleichzeitigen Dramen sehr breit: es treten außer dem Prologus, 5 Argumentatoren zu den 5 Acten und dem Epilogus 49 Personen auf. Entgegen der gewöhnlichen Sitte wird jeder Scene noch ein Argumentum in Prosa, einmal noch dazu ein lateinisches Argument vorausgeschickt. Als besonderes Beiwerk dürfen auch 8 Holzschnitte angeführt werden. Trotzdem gehört das Drama zu den besseren Dramen jener Zeit. Der Verfasser, der sich auf dem Titelblatt und am Ende der Widmung Thammius nennt, zeigt sich in der Handhabung des Verses keineswegs ungeschickt. Mit seinem Drama verfolgte er auch einen erbaulichen Zweck. Dorothea mit ihrem felsenfesten Christenglauben, die sowohl den Liebesversicherungen des heidnischen Stadtpräfecten Fabricianus als den Bekehrungsversuchen des Kanzlers Theophilus tapfern Widerstand leistet, ist das Vorbild eines wahrhaften Christenmenschen. Sie fällt zwar dem Henker anheim, aber ihre Richter erleiden die verdiente Strafe: der Stadtpräfect wird vom Schlage gerührt; der erste Beisitzer Zoroaster wird vom Teufel geholt. An des ersteren Stelle tritt der schon der christlichen Religion anhangende Sebastus, der Freund von Dorothea’s Vater Theodorus. Er wird, so wollen es die Bürger von Alexandria, die Abgötterei abschaffen und eine Reformation in der Religion anstellen. – Ob Th. noch andere Dramen verfaßt hat, ist nicht bekannt. Der Epilog spricht die Hoffnung aus, daß, wenn den fürstlichen Zuschauern das Stück gefallen hat, noch ähnliche wie Susanna und der keusche Joseph gespielt werden sollen.

C. H. Lorenz, Geschichte des Gymnasii und der Schule zu Altenburg. Altenburg 1789, S. 293. – Goedeke, Grundriß der deutschen Dichtung II2, 371, Nr. 215.