ADB:Teichert, Johann Friedrich Karl

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Artikel „Teichert, Johann Friedrich Karl“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 37 (1894), S. 537–538, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Teichert,_Johann_Friedrich_Karl&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 17:21 Uhr UTC)
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Teichert: Johann Friedrich Karl T., Töpfer und Ofenfabrikant, wurde am 22. Juli 1830 zu Schöneich in Schlesien (Kreis Sagan) als armer Leute Kind geboren. Da der Vater, ein Schmied, früh starb und die dürftigen Verhältnisse der Mutter ihr die Erziehung ihrer Kinder unmöglich machten, wurde T. ebenso wie sein am 7. Januar 1832 geborener Bruder Johann Friedrich Ernst T. auf Gemeindekosten bei Töpfern in Bobersberg bei Krossen untergebracht. Da sie schon als Kinder ihren Pflegeeltern bei der Arbeit zur Hand [538] gehen mußten, und infolge dessen nur eine sehr schlechte Schulbildung erhielten, war es natürlich, daß sie sich ebenfalls dem Töpferhandwerke widmeten. Auf der Wanderschaft kam Karl T. als Geselle nach Meißen. Hier lernte er eine Bürgerstochter kennen und vermählte sich mit ihr. Mit Hülfe ihres höchst unbedeutenden Vermögens gründete er in Meißen eine Töpferei, in der bereits Ofen fabricirt wurden. So war er nicht unvorbereitet, als ihn ungefähr im Jahre 1857 Heinrich Melzer, Bossirer an der königlichen Porzellanmanufactur, der sich Jahre lang mit der Herstellung einer neuen Art von Ofenkacheln beschäftigt hatte, zu bestimmen wußte, für ihn nach einer neuen Methode Kacheln zu formen und zu brennen. Die Zusammensetzung der Glasur behielt sich Melzer zunächst noch selbst vor, theilte aber, sobald er näher mit T. bekannt geworden war, diesem sein Glasurgeheimniß mit. Aus diesen bescheidenen Anfängen entwickelte sich die heute so blühende Meißner Ofenindustrie, da T. der rechte Mann war, die Melzerschen Ideen praktisch zu verwerthen. Trotz vieler geschäftlichen Schwierigkeiten wuchs der Umfang des Unternehmens so rasch, daß bereits im J. 1863 eine neue Fabrik an dem Neumarkt errichtet werden mußte. Da T. bemüht war, nur künstlerisch ersonnene, schöne und gleichzeitig praktische Oefen auf den Markt zu bringen, und da er außerdem auf das Setzen der Oefen großen Werth legte, wuchs der Ruf seiner Anstalt von Jahr zu Jahr und damit auch ihr Nutzen, so daß Karl T. als ein angesehener und wohlhabender Mann galt, als er am 6. Februar 1871 in Mitry bei Paris starb, wohin er sich begeben hatte, um den deutschen Truppen Liebesgaben aus der Heimat zu überbringen. Seine Fabrik ging am 1. October 1872 in den Besitz einer Actiengesellschaft über, die sich nun bald auch auf die Erzeugung von Porzellanwaren legte und seit dem Jahre 1879 unter der Firma „Meißner Ofen- und Porzellanfabrik (vorm. C. Teichert)“ auftritt. – Ebenso wie Karl gelang es aber auch Ernst T., sich aus einer untergeordneten Stellung zu Ansehen und Vermögen emporzuarbeiten. Auf Veranlassung Karl’s gleichfalls nach Meißen übergesiedelt und bis zum Jahre 1868 Werkführer bei ihm, gründete Ernst T. im Jahre 1869 in Cölln bei Meißen eine eigene Ofenfabrik, die bereits im September 1872 in eine Actiengesellschaft mit der Firma „Sächsische Ofen- und Chamottewarenfabrik vormals Ernst Teichert“ umgewandelt wurde. Ernst T. wirkte noch einige Jahre als Director der Gesellschaft, privatisirte dann eine Zeit lang und rief endlich im Jahre 1884 ein neues Unternehmen ins Leben, indem er wiederum auf Cöllner Flur eine neue Porzellanfabrik errichtete, die, heute unter Leitung seines Sohnes Christian stehend, sich seit dem Tode von Ernst T. gleichfalls mit der Herstellung von Oefen befaßt. Ernst T. starb am 7. October 1886 zu Cölln, das seinem Wirken einen wesentlichen Aufschwung in industrieller Beziehung verdankt.

Nach Mittheilungen aus der Familie Ernst Teichert’s und nach dem Aufsatze von Franz Wolf über „die Meißner Ofenindustrie“, in den Mittheilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Meißen Meißen 1891, III, 6–16. Vgl. das Meißner Tageblatt 1886 Nr. 235, S. 1726.