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Artikel „Stubenfol, Peter“ von Gustav Roethe in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 708–709, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Stubenfol,_Peter&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 19:45 Uhr UTC)
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Stubenfol: Peter St. aus Straßburg nahm als Landsknecht am 24. April 1525 unter Georg v. Frundsberg’s Führung an der Schlacht bei Pavia theil und verfaßte einen poetischen Bericht in besser gebauten als gereimten Reimpaaren. Der historische Werth dieses Berichtes liegt darin, daß er genau die persönlichen Eindrücke des Dichters wiedergibt. St. erzählt, was und wie er es selbst erlebt hat, ohne sich um die übrigen Schlachtvorgänge zu kümmern. Da er nun aber von dem entscheidenden Angriff der spanischen Arkebusiere weit entfernt war, so erfahren wir von der eigentlichen Katastrophe gar nichts; für St. sind die Kämpfe des linken kaiserlichen Flügels gegen die verrätherischen deutschen Hülfstruppen König Franz’ und gegen die feigen Schweizer, die doch in Wahrheit schon durch die Spanier geschwächt waren, ehe sie in die Hände der Deutschen fielen, für ihn sind diese siegreichen Kämpfe der deutschen Landsknechte die Schlacht an sich. Ungünstige Details, wie den Verlust der Frundsbergischen Geschütze im Garten von Mirabello, verschweigt St.; das feindliche Heer stellt er übertrieben groß hin, wie denn auch das Bündniß der Franzosen mit ’den ungläubigen von Tunis‘ gewiß nur Lagergeschwätz war. Der Glaubwürdigkeit des munter erzählten Gesammtberichts thut das nichts; gerade diese Ungenauigkeiten entsprachen der gehobenen Stimmung des siegreichen Heeres. Für St., den deutschen Landsknecht, charakteristisch ist nun aber das stolze Nationalgefühl, das dem Siege entwuchs. Jetzt erst glaubt er an den Lilien die alte Schmach vom Fräulein aus Britannia gerächt, und sein Groll gegen die Franzosen geht so weit, daß er neben den Landsknechthäuptlingen auch den Marchese Pescara und manchen Andern preist, aber den Generalcapitän des kaiserlichen Heeres, den Connetable von Bourbon, nicht eines Wortes würdigt. In diesem Nationalstolz verachtet er nicht nur Langemantels ’schwarze Bande‘, auch die reislaufenden Schweizer als Verräther; die Heinis, die Bruder Veit schon als Bauern geringschätzte, müssen ein neues Sturzbad jenes grimmigen Humors aushalten, den ihnen schon die Schlacht bei Bicocca eingetragen hatte. Mit sichtlichem Behagen denkt St. an den heißen Tag zurück, der ihm in der Erinnerung um so mehr als ein lustiger Tanz erscheint, als er in Italiens zeitigem Frühling sich abgespielt hatte. Daß der längst ohne Sold dienende Landsknecht dem Kaiser zum Schluß die Unentbehrlichkeit des Soldatenthums vorhält, ist ganz in der Ordnung; die Bitte ’laßt uns des genießen‘ klingt, wie die Dinge lagen, bescheiden genug. [709] Stubenfol’s gereimte Erzählung hat vor den zahlreichen Landsknechtliedern über dieselbe Schlacht Zusammenhang und Detailschilderung voraus.

Stubenfol’s Lied ist abgedruckt in Liliencron’s Historischen Volksliedern III, 428 ff. Nr. 370; die historische Einleitung S. 425 ff. ergänzt Häbler’s Studie ’Die Schlacht bei Pavia‘ in den ’Forschungen zur deutschen Geschichte‘ Bd. 25, 511 ff.