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Artikel „Stampfer, Simon“ von Moritz Cantor in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 35 (1893), S. 435, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Stampfer,_Simon&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 12:52 Uhr UTC)
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Stampfer: Simon S., Geodät, geboren am 28. October 1792 zu Windisch-Mattrai in Tirol, † am 10. November 1864 in Wien. Er war eines der fünf Kinder einer armen Tagelöhnerfamilie, in welcher es aufs kümmerlichste zuging. Als Hirtenjunge ohne den geringsten Unterricht erreichte St. das 11. Lebensjahr, bevor er auf sein inständiges Bitten die Schule besuchen durfte. Dort zog er durch außergewöhnliche Veranlagung die Aufmerksamkeit des Ortsgeistlichen auf sich, der es dahin brachte, daß dem begabten Knaben der Besuch der Studienanstalt in Lienz in Tirol und nach deren Auflösung der des Gymnasiums in Salzburg ermöglicht wurde. Im J. 1811 bezog St. das neu organisirte Lyceum in Salzburg, dessen beide philosophischen Jahrgänge er mit Auszeichnung zurücklegte. Seinen Unterhalt erwarb er sich meist selbst, durch Unterricht, für welchen er sich schon damals als sehr befähigt erwies. So war das Jahr 1814 herangekommen. Salzburg gehörte damals zu Baiern, und St. nahm daraus Veranlassung sich in München der Lehramtsprüfung zu unterziehen, die er in glänzender Weise bestand. Eine Anstellung war ihm zugesichert, wenn er das baierische Indigenat erwerbe. So schnell als in unserer Zeit gingen aber damals derartige Dinge nicht von Statten, und inzwischen wurde Salzburg 1816 wieder österreichisch. Nun erhielt St. ohne weiteres eine Anfangsanstellung an der Anstalt, in welcher er selbst herangebildet worden war, und 1819 wurde er ordentlicher Professor der Elementarmathematik am Salzburger Lyceum. Neben der Lehrthätigkeit begannen von nun an auch wissenschaftliche Arbeiten, durch welche St. sich einen wohlverdienten Namen in der Gelehrtenwelt erwarb. Theils hingen dieselben mit astronomischen Beobachtungen zusammen, welche er in den Herbstferien auf der Sternwarte zu Kremsmünster anzustellen pflegte, theils mit geodätischen Beschäftigungen bei der Berichtigung der neuen baierisch-österreichischen Landesgrenze; auch barometrische Höhenmessungen fallen in diese Zeit. Im Anfang des Jahres 1826 kam St. als Professor der praktischen Geometrie an das Polytechnicum in Wien, und in dieser Stellung verblieb er bis Ende 1848, die letzten 5 Jahre vor seiner Zuruhesetzung allerdings schon vielfach durch zunehmende Kränklichkeit an der vollen Ausübung seines Lehramtes behindert. Die Jahre seines Ruhestandes brachten ihm auch nicht einen ungetrübten Lebensabend. Der Tod eines Sohnes, einer Tochter, seiner Gattin, betrübten ihn aufs tiefste. Er zog sich mehr und mehr aus allem Umgange zurück und suchte nur in der Wissenschaft noch Trost. Ein Schlagfluß machte seinem Leben ein Ende. Eine Liste seiner zahlreichen, nicht gerade bahnbrechenden, aber verdienstvollen Arbeiten, ist in Grunert’s Archiv der Mathematik und Physik im Anschluß an einen ausführlichen Nekrolog abgedruckt.

Grunert’s Archiv der Mathematik und Physik XLV, Litterarischer Bericht CLXXIX, 2–12.