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Artikel „Stümer, Johann Daniel“ von Heinrich Welti in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 749–750, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:St%C3%BCmer,_Johann_Daniel&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 01:49 Uhr UTC)
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Stümer: Johann Daniel St. wurde im J. 1789 zu Frödenwalde bei Liebenwalde geboren. Seine schöne Altstimme und seine musikalische Anlage öffneten schon dem Knaben die Kreise der Zelter’schen Singakademie, und als ums Jahr 1805 das Organ zu einem angenehmen Tenor sich mutirte, erhielt er längeren und sorgfältigen Unterricht bei dem mit der italienischen Gesangsweise wohlvertrauten Capellmeister Vincenzo Righini. Im Frühling 1810 verzeichnet die Berliner Concertchronik der Allgemeinen musikalischen Zeitung zum ersten Male seinen Namen und rühmt die gute Schulung seiner kleinen aber wohllautenden Stimme. Nachdem er auf der Liebhaberbühne der Gesellschaft „Urania“ auch als Darsteller seine ersten Versuche gewagt, wurde er am 2. September 1811 zu einem Gastspiel im königlichen Opernhause zugelassen, und als die Probe, die er als Belmonte ablegte, günstig ausfiel, für das Kunstinstitut verpflichtet, dem seine ganze Lebensarbeit gehören sollte. Von wenigen Gastspielreisen, nach Dresden (1817), Wien (1819), Amsterdam (1823), abgesehen, hat er ununterbrochen bis zum Frühjahr 1831 am Berliner Operntheater gewirkt, und in diesem Zeitraum die meisten lyrischen Tenorpartien und auch manche Heldentenorrolle gesungen. Hervorzuheben wären: Belmonte, Tamino, Ottavio, Joseph, Orpheus (1818), Florestan, Pylades, Achill, Cortez, Almaviva, Vivaldo (Mendelssohn’s Hochzeit des Gamacho) und vor allem Max in Weber’s Freischütz, dem er bei der ersten Aufführung zum Bühnenleben verhelfen durfte. Waren Stümer’s Erfolge auf der Bühne häufig durch die geringe Fülle seines [750] Organs und mancherlei schauspielerische Unzulänglichkeiten beeinträchtigt, so waren dagegen seine Künstlersiege auf dem Gebiete des Oratoriengesanges unbestreitbar. Seine Leistungen in den Händel’schen Oratorien galten seiner Zeit als unübertrefflich. Sein höchster Ruhmestitel aber war die Partie des Evangelisten in Joh. Seb. Bach’s Matthäuspassion, die er bei der ersten Aufführung des Werkes nach 100jähriger Ruhe, am 11. März 1829, im Vortrag recht eigentlich zu schaffen hatte. Nach seiner Pensionirung wirkte St. noch bis 1836 als Gesangsmeister der Oper. Auch als Tonsetzer versuchte sich der kunstbegeisterte Mann; ein Verzeichniß seiner Compositionen gibt Ledebur. Er starb am 27. December 1857 zu Berlin.

Ledebur, Tonkünstlerlexikon Berlins S. 580 ff. – Allgemeine musikalische Zeitung 1810–1835.