Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Spieker, Johann“ von Friedrich Otto in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 35 (1893), S. 164, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Spieker,_Johann&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 05:02 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 35 (1893), S. 164 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann Spieker in der Wikipedia
Johann Spieker in Wikidata
GND-Nummer 100410383
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|35|164|164|Spieker, Johann|Friedrich Otto|ADB:Spieker, Johann}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=100410383}}    

Spieker: Johann S., evangelischer Theologe, geb. am 26. März 1756 zu Wolfshagen in Hessen, † am 18. April 1825 zu Herborn. Mit einer mangelhaften Vorbildung bezog er als fünfzehnjähriger Jüngling die Universität Marburg und holte hier durch Fleiß und Ausdauer nach, was ihm an Kenntnissen noch abging. Nach vier Jahren wurde er Pfarrer zu Rauschenberg, 1800 Stiftsprediger zu Hersfeld. Eifrig setzte er an diesen Orten seine Studien fort, namentlich die philosophischen, in denen er sich besonders der Kantischen Philosophie anschloß. Er war kein streng biblischer Theologe, sondern hielt sich mehr an den sittlichen Gehalt des Christenthums und legte keinen großen Werth auf das Positive; man kann seine Richtung einen gemäßigten Rationalismus nennen. Im J. 1806 ging er als Pfarrer und Inspector nach Nastätten und wirkte im J. 1817 mit zur Stiftung der nassauischen Union, die ganz nach seinem Sinn war. Die theologische Facultät der Universität zu Marburg ernannte ihn dann infolge seiner verdienstlichen Wirksamkeit zum Doctor der Theologie, wie er auch dort schon früher die philosophische Doctorwürde erlangt hatte. Als an Stelle der aufgelösten Hochschule zu Herborn im J. 1818 ein evangelisch-theologisches Seminar errichtet wurde, übertrug man ihm die Leitung desselben. Als dessen Director und erster Professor wirkte er hier segensreich bis zu seinem Tode und trug durch seine Lehrvorträge und praktische Unterweisung der Candidaten (es waren bis zu seinem Tode etwa 70 seine Schüler gewesen) wesentlich bei zur Befestigung der Union und der religiösen Richtung der jungen Geistlichen und der Bewohner im vormaligen Herzogthum Nassau. In diesem Sinne sind auch die meist populären Schriften von ihm verfaßt, wie die „Predigt über die Trennung und Wiedervereinigung der evangelischen Kirchen, gehalten zu Nastätten“, Frankfurt 1818, der „kurze Unterricht über das große Reformationsfest“, Wiesbaden 1818, „über den Gebrauch des Rationalismus im religiösen Volks- und Jugendunterricht“, Herborn 1821. Ebenfalls für die Praxis bestimmt war das „Verstandesbuch für Schulen“ und der „Katechismus der christlichen Lehre“, Schriftchen, welche mehrere Auflagen erlebten. Andre Abhandlungen von ihm sind in den unten angeführten Werken verzeichnet. Im J. 1828 errichteten ihm seine Schüler und Verehrer ein marmornes Denkmal in der Stadtkirche zu Herborn.

Strieder, hess. Gelehrtengeschichte XV und XVII. – Heydenreich im N. Nekrolog 1825, II, 1409. – W. Otto, Denkschrift des theolog. Seminars zu Herborn für das Jahr 1844, S. 18 ff.