ADB:Siemering, Karl Eduard Fritz

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Siemering, Karl Eduard Fritz“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 214, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Siemering,_Karl_Eduard_Fritz&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 05:15 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Siemens, Wilhelm von
Nächster>>>
Siemers, Clemens
Band 34 (1892), S. 214 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Karl Eduard Fritz Siemering in der Wikipedia
Fritz Siemering in Wikidata
GND-Nummer 13843977X
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|34|214|214|Siemering, Karl Eduard Fritz|Hyacinth Holland|ADB:Siemering, Karl Eduard Fritz}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=13843977X}}    

Siemering: Karl Eduard Fritz S., Genremaler, geboren am 11. Juni 1826 als der Sohn des Hôtelbesitzers H. Siemering zu Hannover, besuchte zuerst das damals berühmte Institut Thierbach, absolvirte daselbst die höhere Bürgerschule und das Polytechnikum, wendete sich dann aber, obwohl alle seine Wünsche auf die Kunst gerichtet waren, nach dem Willen des Vaters zur Landwirthschaft auf der Domäne Winzenburg, wurde dort Verwalter, dann Oberverwalter in Hornsen und übernahm Siemerings-Hof (1852), das zweite Gut seines Vaters, zur eigenen Bewirthschaftung. Während seiner ganzen Laufbahn als Oekonom vergaß S. niemals die Kunst, zeichnete, wie Theodor Mintrop völlig auf sich angewiesen, im guten und schlimmen Sinne völlig ein Autodidakt, nach der Natur, malte Porträts und Madonnen für bäuerlichen Hausgebrauch, bis der Vater endlich 1867 in den Verkauf des Gutes willigte. S. weilte vorerst noch an der Kunstschule zu Hannover und übersiedelte 1869 mit den heißesten Hoffnungen und Plänen nach München. Hier wurde ihm aber eine unerwartete Ueberraschung: Piloty, an welchen S. sich vertrauensvoll wendete, wies ihn ab, theils wegen Ueberfüllung der Akademie, theils wegen des vorgerückten Alters des angehenden Kunstjüngers. Einen Winter lang malte nun S. viele Studienköpfe und verkehrte noch mit einer geringen Zahl von Künstlern. Da er aber auch hier auf Widerstand stieß, indem er hart und streng gegen sich, denselben Maßstab an andere legte, zog sich S. von allen Genossen ganz auf sich zurück, seine Probleme mit eiserner Willenskraft verfolgend. Seine Stoffe waren höchst harmloser Natur, am liebsten aus dem Tiroler Volksleben: Eine Frau „Auf Besuch“, welche ein Kind durch den mitgebrachten Hampelmann erfreut, „Ein böses Loch“ (1873), „Ein neuer Rock“ u. s. w. Sie trugen alle einen gutmüthigen Anflug von Heiterkeit, wie z. B. ein alter Griesgram, welcher ingrimmig das auf „Schlechtes Wetter“ diagnosirende Barometer beschaut. Alle seine Bilder, darunter auch eines „Aus dem Grödner Thal“ (1882), wurden auswärts verkauft und brachten dem Maler erfreuliche Anerkennung, darunter 1874 auch eine goldene Medaille aus London. In München aber blieb S. unbekannt und unbeachtet; er starb am 13. December 1883 nach kurzer Krankheit. Eine Anzahl von Oelstudien, welche nach seinem Ableben im Kunstverein ausgestellt wurden, fanden überraschend schnell Liebhaber und Käufer, darunter das lebensgroße Brustbild eines Kriegers, ein Eselstall mit Tauben, allerlei Landschaftliches aus der Bergwelt, hübsche Interieurs aus Alpenhütten, Bauernstuben und Höfen (darunter auch eine Skizze aus Rothenburg), vieles davon durch seine Fremdartigkeit interessant und anziehend, Manches hart und gequält, anderes wieder von großer Feinheit des Tons und der Stimmung. In Anbetracht der Ungewöhnlichkeit dieses Mannes und der seltsamen Geschichte seines Bildungsganges und Charakters nöthigt seine nach ernster Tüchtigkeit und Wahrheit strebende Kraft zu hoher Achtung und constatirt in uns die Ueberzeugung, daß sich der Hôtelbesitzer H. Siemering in einem großen Irrthum befand, als er seinem ganz zur Malerei begabten Sohne die rechtzeitige Ausbildung zur Kunst verwehrte.

Vgl. Allgem. Zeitung vom 13. Febr. 1884, S. 44. – Kunstvereins-Bericht f. 1884, S. 66.