ADB:Seyfert, Ernst Joseph Alexander

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Artikel „Seyfert, Ernst Joseph Alexander“ von Richard Hoche in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 106–107, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Seyfert,_Ernst_Joseph_Alexander&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 11:24 Uhr UTC)
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Seyfert: Ernst Joseph Alexander S., Philologe des 18. und 19. Jahrhunderts. Er war am 11. April 1745 in Zittolip, einem 5 Meilen südlich von Prag gelegenen Dorfe, geboren; im übrigen ist über seine Jugendgeschichte nur bekannt, daß er mit 19 Jahren in den Orden der Piaristen eintrat. Als Mönch, dann als Priester und Privatcaplan wurde er in die verschiedensten Orte Böhmens, Mährens und Ungarns verschickt; wegen seiner freieren Anschauungen seinen Vorgesetzten verdächtig geworden – namentlich nachdem er einmal dem Kaiser Joseph II. über Ordensangelegenheiten persönlich Vortrag gehalten hatte –, sah er sich vielfachen Verfolgungen ausgesetzt und schließlich zur Verantwortung nach Rom gefordert. Dies gab ihm den Anlaß, Oesterreich zu verlassen; er begab sich nach Nürnberg, dann nach Sachsen und wandte sich nun in Halle dem Studium der evangelischen Theologie zu. Seinen Uebertritt zur lutherischen Kirche vollzog er in aller Stille nur durch die Theilnahme am hl. Abendmahle. – Nach mehrjährigem Studium in Halle ging er 1780 nach Magdeburg, verheirathete sich hier, war einige Jahre Lehrer am damaligen Stadtgymnasium und lebte dann lange Jahre in stiller Zurückgezogenheit als Privatlehrer des Zeichnens und der lateinischen Sprache. Die letzten sieben Jahre seines Lebens war er erblindet. Er starb am 25. April 1832. – In der ersten Zeit seines Magdeburger Aufenthalts gab er ohne Nennung seines Namens ein zweibändiges Werk „Ordensregeln der Piaristen oder der frommen Schulen“ (1783) heraus, welches großes Aufsehen erregte. Das Hauptwerk seines Lebens war die große „auf Kritik und Geschichte gegründete lateinische Sprachlehre“, welche 1798–1802 in fünf Bänden erschien. Die staunenswerthe Belesenheit des Verfassers tritt in diesem Werke ebenso hervor, wie sein Geschick der Beobachtung des Sprachgebrauchs im einzelnen; andererseits ist die Arbeit durch den Mangel an Ordnung, vornehmlich aber durch den sich überall geltend [107] machenden Mangel des autodidaktisch gebildeten Verfassers an philologischer Bildung (S. verstand z. B. nicht einmal Griechisch und mußte sich mit der Lectüre lateinischer Uebersetzungen der griechischen Schriftsteller begnügen) nicht so werthvoll, als sie nach ihrer Fülle hätte sein können. Die 1804 erschienene „abgekürzte lateinische Sprachlehre“ gab eine Reihe von Verbesserungen und Berichtigungen der größeren Grammatik.

Intelligenzblatt der Allgem. Litteraturzeitung 1832, Nr. 36, Sp. 292 bis 294. – N. Nekrolog d. D. 1832, S. 324.