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Artikel „Seiz, Placidus“ von Georg Westermayer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 33 (1891), S. 668, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Seiz,_Placidus&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 09:02 Uhr UTC)
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Seiz: Placidus S., Abt von Ettal, geb. zu Pössing bei Landsberg a. L. am 13. September 1672, † am 2. October 1736. Während seiner Studien, denen er zu Landsberg und Salzburg oblag, trat er in das Benedictinerstift zu Ettal. Seine bedeutenden Anlagen befähigten ihn, 1699 das Lehramt der Syntax, 1700 und 1702 jenes der Poesie und Rhetorik zu übernehmen. Späterhin trug er auch Moral und Geschichte vor. Am Gymnasium zu Salzburg führte er mit seinen Schülern in den Jahren 1699–1707 eine Reihe von Schuldramen auf, deren Stoff mehrfach der deutschen Geschichte entlehnt war; so brachte er 1701 den Grafen Heinrich von Calw, 1706 den König Konradin auf die Bühne. Am 22. Januar 1709 wurde er zum Abte seines Klosters erwählt. Alsbald faßte er den Plan, zu Ettal eine Erziehungsanstalt für adelige Jünglinge, eine „Ritterakademie“ zu gründen und wußte ihn unter den größten Schwierigkeiten schon im Jahre 1711 zu verwirklichen. Er errichtete für diesen Zweck großartige Gebäude, das sog. Collegium zu Ettal und ein eigenes Recreationshaus, die Seeburg zu Bayersoien, berief tüchtige Lehrer, zum Theil aus weiter Ferne, legte vortreffliche Sammlungen an und es gelang ihm, die Blüthe des süddeutschen und österreichischen Adels seinem einsam gelegenen Stifte zuzuführen. Alle ritterlichen Künste, einschließlich der Kriegswissenschaft wurden hier gelehrt und geübt, ansehnliche Statsmänner, Feldherrn und Prälaten gingen aus dieser Schule hervor; das interessante Verzeichniß der hier gebildeten Zöglinge hat uns Westenrieder aufbewahrt. Leider überlebte das Institut seinen Gründer nur um wenige Jahre. Am 29. Juni 1744 wurde Kloster Ettal mit all seinen Gebäuden ein Raub der Flammen; die Ritterakademie trat nicht mehr ins Leben. Abt Placidus vereinigte eine nie ermüdende Arbeitskraft mit großer Klugheit und Milde. Westenrieder rechnet ihm, was er geschaffen, zu unsterblichem Ruhme an.

A. Manhardt, Lob- und Trauerpredigt über den Hintritt des Abtes Placidus von Ettal. Augsburg 1736. – Historia Universitatis Salisburgensis p. 120, 229. – Westenrieder, Neue Beiträge, I, 261–279. – P. Pirmin Lindner’s Album Ettalense im oberbair. Arch. Bd. 44. S. 248 ff. 253.