ADB:Schulenburg, Alexander von

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Artikel „Schulenburg, Alexander von“ von Heinrich Pröhle in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 662–663, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schulenburg,_Alexander_von&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 22:21 Uhr UTC)
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Schulenburg: Alexander v. S., Orientreisender. Er war geboren 1537 zu Altenhausen im Magdeburgischen als ältester Sohn des dortigen Schulenburgischen Erbherrn. Er reiste nach England, Frankreich und Italien. 1565 in Venedig, ging er dort mit Fürer v. Hainendorf, einem Nürnberger Patriciersohne, unter Segel und erreichte am 16. August das Ziel, von wo aus die heiligen Stätten besucht werden sollten. Von drei Schulenburgs, die nach dem gelobten Lande kamen, war er der einzige, der eine bloße evangelische Wallfahrt machte. Solche Wallfahrten führten Katholiken und Protestanten doch wieder zusammen, wie auch aus Röhricht’s anziehender Schilderung der späteren Pilgerreisen hervorgeht. Fürer’s umfangreiche Reisebeschreibung ist für die Wissenschaft der Erdkunde sehr bedeutend und in culturgeschichtlicher Hinsicht vom höchsten Interesse. Doch überwiegt das Interesse an Schulenburg’s frei-ritterlicher Person. Mit einer Karawane von Kaufleuten reiste man nach dem Sinai. Nachts brachte man in Zelten zu, in Gefahr jeden Augenblick von räuberischen Arabern ermordet zu werden. S. und Fürer wurden dann von einem Mönche in der Nähe des Klosters umhergeführt. Er zeigte ihnen die Spitze des Berges und nun sangen sie knieend das Lied: Dies sind die heiligen zehn Gebot. Sie gingen [663] nach Cairo zurück und verließen Aegypten, weil der tapfere S. von einem Mamelucken als früherer Theilnehmer an einem Malteserzuge erkannt wurde. Am 7. Februar 1566 zogen sie in Jerusalem ein. Für die Erlaubniß, das heilige Grab zu besuchen, bezahlte Jeder den Türken 9 Ducaten. Von der Höhe der Bogen herab und aus der Tiefe der unterirdischen Capellen ertönten Gesang und Gebet unter Begleitung der Orgel des abendländischen Geistlichen und der Pauken des abyssinischen Priesters. Man merkte, daß die kostbarsten Arten von Weihrauch hier zu Hause waren. Wie eine lichte Wolke vereinigten sich ihre Düfte unter der Kuppel und stiegen gen Himmel. Auf gemietheten Eseln ritten S. und Fürer nach Bethlehem. Das Baden im Jordan, was nach Röhricht wenige wagten, gelang den Reisenden zwar, weil sie als Mönche verkleidet waren; nachher aber wurden sie von vier bewaffneten Arabern überfallen. An ihren Unterkleidern als Nichtmönche erkannt, sollten sie als Sklaven in die Wüste verkauft werden; doch stellten sie die Auszahlung eines Lösegeldes im Kloster, aus welchem sie kamen, in Aussicht. Auf dem Wege zum Kloster stürzte S. einen Räuber vom Felsen; eben dadurch von den Anderen getrennt, wurde er von einer Jungfrau erquickt und gerettet. Blutend hielt er auf einem Maulthier wieder seinen Einzug ins Kloster. Am 21. Februar waren sie wieder in Jerusalem; sie besuchten noch die Quellen des Jordan. Von den Mönchen brachten sie Kreuze von Cedernholz als Andenken mit. S. nahm dann in Wien unter dem Grafen v. Schwarzburg Kriegsdienste gegen die Türken. 1567 war er wieder in Altenhausen. Aemter lehnte er ab, unternahm aber eine Reise nach dem Norden. 1568 begab er sich dann von Beetzendorf in der Altmark aus als eifriger Protestant zu Wilhelm von Nassau, bei dem er aber sogleich in der ersten Nacht nach seiner Ankunft durch einen Ueberfall der Spanier starb.

Vergl. außer Fürer’s Reisebeschreibung und Danneil über das Geschlecht Schulenburg besonders Behrend’s Neuhaldenslebische Kreischronik II, 393 bis 403.