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Artikel „Schott, Andreas (Jesuit)“ von Franz Heinrich Reusch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 392–393, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schott,_Andreas_(Jesuit)&oldid=- (Version vom 23. April 2024, 14:18 Uhr UTC)
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Schott: Andreas S., Jesuit, geboren zu Antwerpen am 12. September 1552, † daselbst am 23. Januar 1629. Er studirte in Löwen, zuerst im Collegium Trilingue, wo Cornelius Valerius sein Lehrer im Lateinischen, Dietrich de Langhe im Griechischen war, dann in einem der vier zur Artistenfacultät gehörenden Collegien, dem Paedagogium Castri, docirte auch in diesem einige Zeit Rhetorik. Im J. 1576 ging er nach Douay, wo er bei Philipp de Lannoy, Seigneur de Turcoing Aufnahme fand, 1577 nach Paris, wo ihn Augerius Ghilain von Busbeck (A. D. B. III, 633) in sein Haus aufnahm. Sein erstes Werk, einen Commentar zu dem Buche „De viris illustribus urbis Romae“, 1577, widmete er Lannoy, das zweite, die Ausgabe des dem Sextus Aurelius Victor zugeschriebenen Buches, „De vita et moribus imperatorum Romanorum“ (mit dem ersten Abdruck eines Fragmentes des „Monumentum Ancyranum“), 1579, Busbeck, (in demselben Jahre erschien „Sexti Aurelii Victoris historiae Romanae breviarium“). Im J. 1579 wanderte er weiter, über Bordeaux nach Madrid, von da nach Alcala, wo er acht Monate blieb, dann 1580 mit dem Bischof Wilhelm Lindanus von Roermond (A. D. B. XVIII, 663) nach Toledo, wo er mit dem Juristen Antonio Covarruvias bekannt wurde, und von da nach Salamanca. Er kehrte aber bald nach Toledo zurück, um sich auf den Rath des Covarruvias um die Professur des Griechischen zu bewerben. Er erhielt diese Professur, um die sich noch drei andere beworben hatten, und fand zugleich Aufnahme im Hause des Erzbischofs von Toledo, des Cardinals (und General-Inquisitors) Caspar Quiroga. Nach drei Jahren, 1584, wurde er Professor des Griechischen, der Rhetorik und der Geschichte zu Saragossa und wohnte nun zwei Jahre bei dem Erzbischof von Tarragona, dem berühmten Antonio Agustin. Nach dessen Tode (31. Mai 1586) schrieb er eine „Laudatio funebris“ desselben (1617 veröffentlichte er „Antonii Augustini dialogi XI. antiquitatum in nummis veterum latine versi et dialogo XII. aucti de prisca religione ac diis gentium). Als er hörte, daß seine Vaterstadt Antwerpen von dem Herzog von Parma belagert werde, gelobte er, wenn die Stadt wieder unter die Herrschaft des katholischen Königs komme, wolle er Jesuit werden. Am 8. April 1586 verließ er dann den Erzbischof Agustin und trat zu Saragossa das Noviziat an. Nach Beendigung desselben wurde er nach Valencia geschickt, um Theologie zu studiren, und dann als Lehrer im Collegium zu Gandia angestellt. 1594 wurde er als Nachfolger des Franciscus Bencius als Lehrer der Rhetorik nach Rom berufen, kam im Juli 1594 in Neapel, im Herbst in Rom an, wo er aber nur drei Jahre blieb. In dieser Zeit veröffentlichte er nur lateinische Uebersetzungen der von dem Jesuiten Peter Ribadeneira spanisch geschriebenen Biographieen des [393] Generals Franz Borgia und des P. Alphons Salmeron (1604 folgte noch die Biographie des Generals Jacob Lainez). Im J. 1597 wurde ihm, da für ein Augenleiden das römische Klima ungünstig schien, gestattet, nach Antwerpen zurückzukehren, wo er im Collegium seines Ordens Griechisch zu lehren, daneben aber Zeit zu wissenschaftlichen Arbeiten hatte. Er blieb bis zu seinem Tode fast ununterbrochen in Antwerpen. 1610 war er einige Monate in Tournay, um die Bibliothek der dortigen Benedictiner zu benutzen. – Vor seiner Rückkehr nach Antwerpen hat S., außer den genannten Werken, nur noch eine Ausgabe des Pomponius Mela (1582) und Noten zu Schriften des älteren Seneca (in der Heidelberger Ausgabe von 1587) veröffentlicht, später eine Reihe von Werken, meist philologischen Charakters, u. a. „Eunapius Sardianus de vitis philosophorum“ (1596), „Theophylacti Simocattae opera“ (1599), „Vitae comparatae Aristotelis ac Demosthenis“ (1603), „Hispania illustrata“ (4 Bände, 1603/1608)[WS 1], „Tullianarum quaestionum de instauranda Ciceronis imitatione libri quatuor“ (1610), „De nodis Ciceronis variorumque libri quatuor necnon Cicero a calumniis vindicatus“ (1613), „Adagia Graecorum“ (1612), „Observationum humanarum libri quinque, quibus graeci latinique scriptores emendantur et illustrantur“ (1615; eine ähnliche Sammlung von Divinae observationes zu kirchlichen Schriftstellern wurde nicht fertig). Besonders fleißig war S. in der Herausgabe von patristischen und mittelalterlich-theologischen Schriften. Ein großer Theil der Schriften, die in der Kölnischen Bibliotheca Patrum von 1618 stehen, ist von ihm besorgt (ein Verzeichniß derselben gibt Nicéron). Selbständig veröffentlichte er die „Itineraria Antonini et Burdigalense“ (1600), eine Uebersetzung von Photius’ Myriobiblion (1606; sie ist mangelhaft und vielleicht zum Theil in seinem Auftrage von einem jüngern Jesuiten gemacht), die Gedichte des Ennodius (1610), den Paulus Orosius (1615), die Glaphyra des Cyrillus von Alexandria (1618), 570 Briefe des Isidor von Pelusium (1623) und andere Schriften. Außerdem besorgte er lateinische Uebersetzungen der Missionsberichte der Jesuiten aus Japan und aus China (1615) und eine Gesammtausgabe der Werke des Ludwig von Granada (in drei Foliobänden, 1628). Endlich wird noch eine Schrift „De bono silentii religiosorum et saecularium“ (1619) erwähnt. S. stand mit vielen Gelehrten seiner Zeit in persönlichen Beziehungen oder in Correspondenz, mit Justus Lipsius, Peter und Franz Pithou, Papirius Masson u. a., auch mit den protestantischen Gelehrten Joseph Scaliger, J. Gruter, B. Vulcanius, D. Hoeschel, Gerhard Vossius, Wilhelm Camden und Isaac Casaubonus. Alle rühmen seine Liebenswürdigkeit und Gefälligkeit. Seine Beziehungen zu Casaubonus wurden von 1611 an getrübt, als dieser mit mehreren anderen Jesuiten Streitschriften wechselte, mit Carl Scribanius (er war Schott’s Provincial), Heribert Rosweyd (dieser veröffentlichte Privatbriefe des Casaubonus an S.), Fronton Du Duc und A. Eudaemon-Johannes.

Ein Bruder von A. S., Franz, der Jurist und Rathsherr zu Antwerpen war, hat 1600 „Itinerarii Italiae rerumque romanarum libri tres“ veröffentlicht. Andreas S. besorgte 1625 die 4. Auflage, die er dem Cardinal Francesco Barberini widmete. Der einzige Sohn eines andern Bruders, Jacob, der gleichfalls Franz hieß, war Prämonstratenser, gab 1607 einen Thesaurus exemplorum heraus und starb 1617. Die Notizen über sein Leben, die S. einige Monate vor seinem Tode schrieb, sind nicht gedruckt, aber benutzt in der Bibliotheca belgica des Valerius Andreä, der Schott’s Schüler und drei Jahre sein Secretär war.

Vgl. Nicéron, Mémoires 26, 61. – de Backer und van der Aa. – Baguet, Notice sur André Schott, in den Mémoires de l’Académie royale de Belgique T. 23, 1849.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Zweite öffnende Klammer vor Jahreszahlen.