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Artikel „Schoeberlein, Ludwig“ von Max Herold in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 208–209, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schoeberlein,_Ludwig&oldid=- (Version vom 20. April 2024, 01:15 Uhr UTC)
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Schoeberlein: Ludwig S., Dr. phil. et theol., wurde am 6. September 1813 zu Colmberg bei Ansbach in Mittelfranken als Sohn eines kgl. Rechnungsbeamten geboren. Nachdem er seine Gymnasialjahre in Regensburg und zuletzt noch in München zugebracht, welche beide Orte für Erweckung und Pflege seines kirchenmusikalischen Sinnes bedeutsam wurden, bezog derselbe bereits im Herbste 1830 die Universität zu München, wo er zwei Jahre lang sich den allgemeinen, besonders den philosophischen und naturwissenschaftlichen Studien widmete, bis er dann in Erlangen das dortselbst durch drei Jahre fortgesetzte Fachstudium der Theologie antrat. Im Herbst 1835 übernahm er sodann eine Hauslehrerstelle bei dem damaligen Professor Bethmann-Hollweg zu Bonn, und von da nach 2½ Jahren zurückgekehrt, wurde er nach einem kurzen Privatvicariate zum Stadtvicar in München bestimmt, von wo er im Sommer 1841 nach Bad Kissingen als Badeprediger gesendet wurde. Im Herbst desselben Jahres erhielt er die Stelle eines Repetenten für systematische Theologie in Erlangen und habilitirte sich dort 1849 als Privatdocent der Theologie. Im J. 1850 erhielt er einen Ruf als außerordentlicher Professor nach Heidelberg, wo er fünf Jahre lehrte und im Sommer 1855 der badischen Generalsynode als deren Mitglied [209] beiwohnte; dann folgte er einem Rufe als ordentlicher Professor für systematische und praktische Theologie nach Göttingen, wo ihm zugleich die Begründung und Leitung eines liturgischen Seminars übertragen war. In den folgenden Jahren war er Mitglied einer liturgischen Commission, welche die Gottesdienstordnung für die Schloßkirche in Hannover auszuarbeiten hatte und im J. 1878 wurde er in die zur Herstellung eines Gesangbuches für die hannöversche Landeskirche niedergesetzte neue Commission berufen. Der Titel Consistorialrath wurde ihm im J. 1862 verliehen und 1878 wurde er zum Abt von Bursfelde ernannt. – Im Anfang des Jahres 1881 entwickelte sich bei ihm ein schweres Leberleiden, das am 8. Juli 1881 seinem Leben ein Ziel setzte.

Seine litterarischen Arbeiten sind theils dogmatischen, theils liturgischen Inhalts. Wir nennen hiervon: „Die Grundlehren des Heils entwickelt aus dem Princip der Liebe“, Stuttgart, Verlag von S. G. Liesching, 1848; „Der ev. Hauptgottesdienst in Formularen für das ganze Kirchenjahr nach den Grundsätzen der Reformation, sowie mit Rücksicht auf das jetzige Bedürfniß bearbeitet und mit Erläuterungen versehen“, Heidelberg, C. Winter, 1854; „Ueber den liturg. Ausbau des Gemeindegottesdienstes in der deutschen ev. Kirche“, Gotha, Perthes, 1859; „Schatz des liturg. Chor- und Gemeindegesangs nebst den Altarweisen in der deutschen evangel. Kirche, aus den Quellen vornehmlich des 16. und 17. Jahrhunderts geschöpft, mit den nöthigen geschichtlichen und praktischen Erläuterungen versehen“ etc., Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht, 1865–1872; „Die Geheimnisse des Glaubens“, Heidelberg, C. Winter, 1872; „Das Princip und System der Dogmatik“, das. 1881; „Hauskapelle zur Feier des Kirchenjahres, Schrifttexte und Gebete aus dem 15. Jahrhundert mit Zeichnungen von Louise Wolf“. Auch möge seine Gründung des Universitätskirchenchors und Einrichtung der Liturgie, sowie seine mehrjährige Führung des Universitätswaisenhauses in Göttingen nicht unerwähnt bleiben.

S. war eine fein angelegte, edle Natur; seinem milden, weiten Sinne entsprach seine theologische, tiefgehende, ökumenisch gewendete, theosophisch angehauchte Richtung. Einen unvergänglichen Namen, welchem die Zukunft noch höhere Ehre geben wird, hat er sich auf liturgischem Gebiete erworben, das ihm in seinem „Schatz“ ein großartiges Hauptwerk verdankt, langehin noch maßgebend für die bezügliche Entwicklung. Die Versenkung in die Gebetsschätze der Kirche entsprach so recht seinem reinen, frommen Herzen. Um den liturgischen Ideen über Verbesserung des evangelischen Gottesdienstes in weiteren Kreisen Eingang zu verschaffen, rief er in Verbindung mit Pfarrer M. Herold (Schwabach in Baiern) und Prof. Dr. E. Krüger (Göttingen) 1876 die liturgische Zeitschrift „Siona“ ins Leben (Monatsschrift für Liturgie und Kirchenmusik zur Hebung des gottesdienstlichen Lebens. Gütersloh, C. Bertelsmann), die noch gegenwärtig erscheint.