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Artikel „Schmidt, Johann Adam“ von August von Rothmund in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 31 (1890), S. 742–743, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schmidt,_Johann_Adam&oldid=- (Version vom 9. Oktober 2024, 04:25 Uhr UTC)
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Schmidt: Johann Adam S. ward am 12. October 1759 in Aub in Unterfranken geboren, begann seine Studien in der Würzburger Bader- und Chirurgenschule, von der er aber, wie er selbst zugesteht, wenig profitirte, indem er sich anstatt mit niederer Chirurgie mehr mit Tanzen, Reiten und Fechten beschäftigte. 1778 ging er nach Prag und machte als Unterchirurg den Krieg gegen Preußen mit, und wurde dann, da ihn sein Regimentsarzt Göpfert sehr protegirte, nach Beendigung des Krieges in die militärärztliche Akademie in Wien aufgenommen. Hierauf wurde er Secretär des Armeeprotochirurgen Brambilla, wo er an den litterarischen Werken seines Chefs einen hervorragenden Antheil nahm. Auch beschäftigte er sich fleißig mit Philosophie und Anatomie, und wurde im J. 1790 von Barth als Augenarzt ausgebildet. Nach Beendigung seiner Studien legte er eine Heilanstalt für arme Augenkranke an, und wurde 1795 Ordinarius an der Josefs-Akademie, wo er über verschiedene medicinische Fächer Vorlesungen hielt, aber sein Hauptinteresse immer der Augenheilkunde zuwandte. S. zeichnete sich hauptsächlich durch scharfe Beobachtung aus, geradezu reformatorisch in dieser Hinsicht wirkte seine Schrift über den Nachstaar. Er führte zuerst den Nachweis, daß es sich sehr häufig hier um eine Exsudatbildung [743] in der Pupille handle, bedingt durch entzündliche Infiltration der Iris und des Corp. ciliare. Ebenso war er der Erste, der nachwies, daß der sogenannte Vorderkapselstaar von einem besonderen Reproductionsproceß abhängt, wo in der Kapsel selbst Substanzwucherung stattfindet, eine Ansicht, welche erst in neuerer Zeit wieder durch pathologisch-anatomische Untersuchungen bestätigt wurde. Seine Schrift über den Nachstaar und Iritis kann wohl als eine der besten seiner Zeit bezeichnet werden. Ebenso trefflich ist eine Monographie über die Behandlung der Thränenorgane. In einer 1794 erschienenen Schrift über die Lendennerven beschrieb er zuerst den N. obturator. accessor. Mit Recht sagt A. Hirsch in seiner Geschichte der Augenheilkunde von ihm: „S. war eine ungewöhnlich beanlagte Natur. Mit einer Frische und Jugendlichkeit des Gemüthes, die ihn bis zu seinem Tode nicht verließ, verband er ein höchst entwickeltes Selbstgefühl und eine eiserne Willensstärke. An philosophischer, classischer und ästhetischer Bildung seinem Collegen Beer weit überlegen, an Scharfsinn und praktischer Tüchtigkeit ihm nicht nachstehend, strebte er weniger nach einer Verbreiterung als vielmehr nach einer Vertiefung des Wissens, woraus es erklärlich, daß er sich nur mit einzelnen wissenschaftlichen Fragen beschäftigte, nach diesen Richtungen aber ausgezeichnete Arbeiten lieferte. Aus einer Polemik, welche zwischen ihm und Beer über die Methode der Staarausziehung sammt Kapsel entstand, ist er wohl als Sieger hervorgegangen“. Im Februar 1809 starb er nach siebentägiger Krankheit an einem nervösen Fieber.