ADB:Schlippe, Karl Friedrich von

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Artikel „Schlippe, Karl Friedrich von“ von Bernhard Lepsius in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 31 (1890), S. 520–521, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schlippe,_Karl_Friedrich_von&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 16:00 Uhr UTC)
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Schlippe: Karl Friedrich v. S., geb. am 22. Novbr. 1799 zu Pegau (Sachsen), † im Aug. 1867 in Heidelberg. Wie die meisten Chemiker seiner Zeit begann er seine Studien als Pharmaceut. Sein Interesse für die Chemie wurde insbesondere durch die Vorträge von Mitscherlich in Berlin geweckt, welcher den Eifer des jungen Forschers dadurch anspornte, daß er ihn unter seine Amanuensen aufnahm. Schon in jene Zeit fällt die Arbeit, welche seinen Namen für immer mit der Geschichte der Wissenschaft verbindet, die Entdeckung des jedem Chemiker bekannten Schlippe’schen Salzes. Bei der Bereitung des sogen. Goldschwefels, einer Verbindung von Schwefel mit Antimon, hatte er die Entstehung eines merkwürdigen schön krystallisirenden Körpers beobachtet, welchen er in Schweigger’s Journal 33, 1821, unter dem Namen Schwefelspießglanznatron beschreibt. Nach den damaligen Methoden war es nicht leicht, den Goldschwefel in reinem Zustande zu erhalten, die Präparate enthielten meistens noch freien Schwefel, was die schöne Farbe des Präparates unliebsam beeinträchtigte; aus dem neu entdeckten Salze, welches die heutigen Chemiker als Natriumsulfoantimoniat bezeichnen, gelang dies mit Leichtigkeit, eine Methode, welche zur Bereitung des Goldschwefels bis auf den heutigen Tag benutzt wird.

Im J. 1824 siedelte S. nach Rußland über, wo er zuerst in Warschau und zwei Jahre später in Moskau Anstellung in chemischen Fabriken fand. In der letzteren Stadt errichtete er nach einiger Zeit selbst eine solche, trat aber zu gleicher Zeit als Chemiker der kaiserl. agronomischen Gesellschaft und Mitglied des Manufacturrathes in den Staatsdienst ein; er erhielt den Titel Staatsrath und im J. 1840 den russischen Adel. Hier entfaltete er eine ersprießliche wissenschaftliche und praktische Thätigkeit; seine zahlreichen Arbeiten sind in dem Bull. de la Soc. Imp. des Naturalistes de Moscou, sowie in dem Journal der agronomischen Gesellschaft daselbst veröffentlicht. Es mögen davon die folgenden erwähnt werden: „Blaues neutrales essigsaures Kupfer“, 1835; „Doppelsalz von essigsaurem Kupfer und essigsaurem Kalk“; „Ueber eine neue Säure im Holzessig“, 1837; „Ueber die Zusammensetzung einiger Schwefelsalze“; „Ueber die Dolomitlager des Moskowischen Gouvernements und ihre Benutzung in [521] technisch-chemischer Beziehung“, 1838; „Ueber Kermet (Wurzel der Statice tartarica) und dessen Werth als Gerbmaterial“, 1848; „Ueber zinnsaures Natron“, 1851; „Untersuchungen einiger Bodenarten des südlichen Rußlands“, 1853. Vor allem war es stets sein Bestreben, seine wissenschaftlichen Kenntnisse für das Gemeinwohl zu verwerthen. So gibt er Methoden an, die russischen Dolomitlager zur Bereitung von Bittersalz und von reinem Magnesiumcarbonat zu benutzen und nach Art des Bleichkalks eine Bleichmagnesia darzustellen, welcher er zur Reinigung von hochroth gefärbten Stoffen vor jenem den Vorzug gibt. Er führte in Moskau die Schnellessigfabrikation ein und brachte zuerst den sibirischen Chromeisenstein im Großen zur Verwendung.