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Artikel „Schlieper, Adolph“ von Bernhard Lepsius in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 31 (1890), S. 785–786, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schlieper,_Adolph&oldid=- (Version vom 16. April 2024, 21:17 Uhr UTC)
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Schlieper **): Adolph S., Chemiker und Großindustrieller, wurde am 30. Juli 1825 in Elberfeld geboren. Sein Vater, der Mitbegründer der dortigen Kattundruckerei Gebr. Bockmühl, S. und Hecker, später S. und Baum, ließ ihn auf der Realschule seine Ausbildung empfangen. Er widmete sich dem Studium der Chemie mit der Absicht, die zu erwerbenden Kenntnisse später in dem Betriebe des väterlichen Geschäftes zu verwerthen. Als Schüler von Mitscherlich, Heinrich Rose und Rammelsberg eignete er sich auf der Berliner Universität in den Jahren 1842–43 die Sicherheit des Experimentirens an, welche ihm bei seinen Arbeiten auf der Gießener Hochschule in so reichem Maaße zu Gute kommen sollte. 1844 bezieht er dort das Liebig’sche Laboratorium und veröffentlicht im folgenden Jahre seine erste Abhandlung, eine in dessen Auftrage unternommene Untersuchung „über Alloxan, Alloxansäure und einige neue Zersetzungsproducte“. Eine neue ausgiebige Methode, das Alloxan aus der Harnsäure zu bereiten, die genaue Beschreibung einer Anzahl von alloxansauren Salzen und eine ganze Reihe neuer von der Harnsäure abstammender Verbindungen, welchen er die Namen Leukatursäure, Hydurilsäure, Allitursäure, Hydantoïnsäure und Lantanursäure gibt, sind die Resultate dieser Arbeit. Auch die bald folgenden Untersuchungen bewegen sich vorzugsweise auf dem Gebiete der Pflanzen- und Thierchemie. Zunächst sind es die Pigmente des Safflors, welche ihn als künftigen Färber interessiren: aus den Blättern der Färberdistel lehrt er neben dem Safflorgelb einen prachtvollen rothen Farbstoff, das Carthamin, bereiten. Auf Liebig’s Anregung studirt er die Einwirkung der Salpetersäure [786] auf die Cholsäure und gewinnt dabei die Cholesterinsäure. Bei seinen Untersuchungen über den Leim findet er, daß in der Hausenblase ein geringer Gehalt an Schwefel vorkommt und bei der Oxydation des Leims durch die Chromsäure beobachtet er eine Reihe von interessanten Zersetzungsproducten, unter welchen neben der schon früher aufgefundenen Blausäure und Benzoësäure, zumal die Essig- und die Baldriansäure, sowie besonders das Valcoonitril hervorzuheben sind. Hiedurch angeregt, studirt er die Einwirkung der Cyansäure auf das Fuselöl und erhält dabei das Amylallophanat, welches er gemäß den damaligen Anschauungen als cyanursaures Amyloxyd beschreibt. Nochmals beschäftigt er sich mit der Oxydation der Harnsäure und erhält durch die Einwirkung des Kaliumeisencyanides daraus das Allantoïn, die Lantanur- und die Hydantoïnsäure. So sehr diese Arbeiten, welche im J. 1846 in Liebig’s Annalen veröffentlicht wurden, S. auf das Gebiet der reinen Chemie hinüberzogen und so große Erfolge er auf demselben errungen, er blieb doch seinem früheren Entschlusse treu, in die Dienste der Technik zurückzukehren. Nachdem er in Berlin bei dem zweiten Garderegiment seiner Militärpflicht genügt, widmete er sich einige Zeit dem väterlichen Geschäfte. Bald aber folgte er dem Wunsche, auch die auswärtige Industrie kennen zu lernen. In dem „amerikanischen Manchester“, der Stadt Lowell in Massachusetts, fand er in den Werken der Lowell Carpet Manufacturing Company ein Feld zu wirksamster Thätigkeit. Sogleich verwerthete er seine chemischen Kenntnisse, indem er eine wichtige Methode der Wollentfettung erfand und patentiren ließ, welche er in der Anwendung des Wasserglases entdeckte. Auch zu wissenschaftlichen Arbeiten fand er Muße. Er führte hier eine Analyse des Kieselmangans von Cummington und eines Labradors von den Sandwichinseln aus und untersuchte die Einwirkung der Salpetersäure auf die Fettsäure. Im J. 1851 kehrte S. in seine Vaterstadt zurück, um nunmehr seine chemischen, technischen und mercantilen Erfahrungen dem väterlichen Geschäfte zu widmen, welches sich unter seiner Leitung in kurzer Zeit einen Weltruf erwarb. Zumal bei den Umgestaltungen, welche durch die Entwicklung der modernen Farbenindustrie in den Färbereien und Druckereien nothwendig wurden, konnte er diese Erfahrungen in ausgiebigem Maaße verwerthen. Eine neue Methode, das Alizarin im breiten Stück in wenigen Minuten aufzufärben, besonders aber ein neues Indigodruckverfahren, bei welchem der Küpenproceß im Gewebe vor sich geht, verdankt ihm die Technik. Wie in der Fabrik bei seinen zahlreichen Arbeitern, so war Adolph S. auch in seiner Vaterstadt bei öffentlichen Angelegenheiten als Rathgeber stets gern gehört, zu thätiger Hülfe stets gern bereit. Er starb am 13. November 1887.

Vgl. A. W. Hofmann, Ber. deutsch. chem. Ges. 1887, 3167.

[785] **) Zu S. 519.