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Artikel „Schirges, Georg“ von Franz Brümmer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 31 (1890), S. 309–310, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schirges,_Georg_Gottlieb&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 05:52 Uhr UTC)
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Schirges: Georg Gottlieb S. wurde am 16. März 1811 zu Lüneburg geboren, wo sein Vater Tribunalprocurator war, besuchte das dortige Johanneum, um sich für das Studium der Rechte vorzubereiten, ging aber im 18. Jahre zur Pharmacie über in der Absicht, später Medicin zu studiren. Indessen sagte ihm dieser Beruf auf die Dauer auch nicht zu, und so widmete er sich in den Jahren 1834 und 1835 in Göttingen philosophischen und naturwissenschaftlichen Studien, war darauf einige Zeit Hauslehrer im Mecklenburgischen, darauf abermals Apotheker und ging dann über Berlin nach Paris. Ohne Mittel und ohne Empfehlungen gerieth er hier in die drückendsten Verhältnisse, so daß er sogar als Arbeitsmann sein Brot verdienen mußte, bis er die Bekanntschaft der Dichterin Helmine v. Chézy machte, die ihn bei der Ordnung des Nachlasses ihres Gatten, des Professors de Chézy, verwandte. Im J. 1837 wanderte S. nach Genf, wo er für einige Monate wieder in eine Apotheke eintrat, dann durch Uebersetzungen und Notenschreiben seinen Unterhalt gewann und schließlich in der Janin’schen Pensionsanstalt eine Anstellung fand. Im J. 1840 kehrte er, nachdem er noch Italien, Frankreich, England bereist hatte, nach Lüneburg zurück und wollte von hier aus durch öffentliche Vorträge in den größeren Städten Deutschlands für das Kretinenhospital auf dem Abendberge in der Schweiz wirken; doch sah er sich aus mangelndem Interesse bald einzig und allein auf Hamburg beschränkt. Hier lernte er Gutzkow kennen, der ihn in Hamburg festhielt und auf das schriftstellerische Gebiet hinüberleitete. Er betheiligte sich an der Redaction der „Börsenhalle“, lieferte Beiträge für die „Jahreszeiten“ und redigirte nach Gutzkow’s Rücktritt von der Redaction 1844 bis 1845 den „Telegraph für Deutschland“. Selbständig erschienen von ihm eine Sammlung Gedichte, „Wellenschläge“ (1840) und ein Roman „Karl“ (1841), die aber beide ohne Beachtung geblieben sind; ferner unter dem Titel „Zwei Gräber“ (1843) zwei Novellen, die erste in Form eines Tagebuchs, die andere in Form eines Briefwechsels. Seine beste Leistung war und blieb die niedersächsische Dorfgeschichte „Der Bälgentreter von Eilersrode“ (1845), worin er das Leben und Treiben einer kleinen Gemeinde mit Wahrheit und poetischem Sinn schilderte; sie wurde auch ins Holländische übersetzt. Im J. 1845 gründete S. den Hamburger Bildungsverein, dem er einen großen Theil seiner freien Zeit widmete, und im folgenden Jahre ein Arbeiterblatt „Die Werkstatt“, das jedoch nach kurzer Zeit wieder einging. Im J. 1848 wurde er als Deputirter zum Gewerbecongreß nach Frankfurt a. M. gesandt; er behielt nun hier seinen Wohnsitz bei, wandte sich besonders volkswirthschaftlichen Studien zu und war von jetzt ab im Sinne der Schutzzollpartei thätig. Nach seiner Rückkehr von der zweiten Weltausstellung in Paris, siedelte er nach Mainz über, wo er eine Stellung bei der Rheindampfschifffahrts-Gesellschaft erhalten hatte, die er viele Jahre bekleidete. Zuletzt lebte er in Mannheim, wo er am 23. Februar 1879 starb.

[310] Lexikon der Hamburgischen Schriftsteller VI, 536. – H. Zeise, Aus dem Leben und den Erinnerungen eines norddeutschen Poeten. Altona 1888.